Kurs der Bauer Aktie verdoppelt sich
Die vergangenen vier Jahre waren schwer für die Bauer AG aus Schrobenhausen. Doch langsam geht es für das Bauunternehmen wieder aufwärts – und volle Auftragsbücher stimmen den Chef zuversichtlich
Ob Thomas Bauer an diesem Donnerstagvormittag besonders froh ist, lässt sich nicht genau sagen. Denn gute Stimmung verbreite er meistens, sagen Menschen, die ihn länger kennen. Doch der Vorstandsvorsitzende des Bauunternehmens vermittelt zu Beginn der Hauptversammlung in Schrobenhausen zumindest den Eindruck, dass ihm dieser Tag gut gefällt. „Wir haben das Tal durchschritten und konnten eine positive Trendwende einleiten“, sagt er in seiner Rede an die Aktionäre.
Das Tal waren für Bauer die vergangenen vier Jahre. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen, Maschinen und Produkte für Boden und Grundwasser an. Das Geschäft unterteilt sich in drei Bereiche: Spezialtiefbau, Maschinenbau und Resources – dahinter verbirgt sich etwa das Reinigen von belasteten Böden oder die Aufbereitung von Grundwasser. Doch weil nach der Finanzkrise die Bauwirtschaft darniederlag, taten sich die Oberbayern schwer. Dazu kam, dass die Chinesen in der Vergangenheit zu sehr günstigen Konditionen viele Baumaschinen produzierten. „Es gab am Markt eine Überkapazität von 400 Prozent. Das ist enorm“, sagt Bauer. Zur Verdeutlichung führt er ein Beispiel an: „Das wäre so, als gäbe es in einem kleinen Ort wie Schrobenhausen statt den normalen fünf Apotheken auf einmal 25.“
Doch vergangenes Jahr lief es wieder gut. „2016 konnten wir einen operativen Gewinn erzielen. Er ist zwar noch relativ klein, aber vorhanden“, sagt Bauer. So lag das Ergebnis nach Steuern 2016 bei 14,4 Millionen Euro. Für dieses Jahr peilt der Konzern ein Ergebnis nach Steuern von 23 bis 28 Millionen Euro an. Die gesamte Konzernleistung soll zwischen drei und acht Prozent wachsen. Und bisher sieht es so aus, als würde Bauer dieses Ziel auch erreichen. Das zeigen die Zahlen des ersten Quartals.
Die Auftragsbücher seien so voll wie nie zuvor in der Firmengeschichte, sagt Bauer. Im Vergleich zum Jahresende 2016 ist der Auftragsbestand noch einmal um 3,6 Prozent gewachsen und liegt jetzt bei etwas über einer Milliarde Euro. Und auch die Auftragseingänge um 26,6 Prozent. Zwar machte Bauer im ersten Quartal noch einen Verlust von 3,9 Millionen Euro. „Aber die Bauwirtschaft startet traditionell mit negativen Zahlen ins Jahr. Solang man im Juni die Gewinnzone erreicht, ist alles gut“, sagt Bauer.
Inzwischen spiegeln sich die guten Ergebnisse auch im Aktienkurs des Unternehmens wider. Er war seit langem gefallen. „Der Kurs war auch für uns unbefriedigend“, urteilt Bauer. Seit Anfang des Jahres hat sich der Wert der Aktie in etwa verdoppelt. „Und ich hoffe, dass es so gut weitergeht“, sagt der BauerChef. Und noch etwas freute zumindest die Aktionärsschützer: In diesem Jahr gibt es eine Dividende von zehn Cent pro Aktie. „Obwohl die Eigenkapitalquote leicht zurückwuchsen ging, gibt es wieder eine kleine Dividende. Das ist ein schönes Zeichen an die Aktionäre“, sagt Sören Merkel von der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Und spricht damit auch ein Thema an, das Bauer noch Sorgen bereitet: die Eigenkapitalquote. Sie lag vergangenes Jahr bei 25,5 Prozent. Zu niedrig, findet auch der Chef. Deshalb ist es das Ziel des Unternehmens, sie auf mehr als 30 Prozent zu steigern. „Das ist eines der wichtigsten Ziele“, sagte er.
Ein anderes Problem ist der niedrige Ölpreis. Denn Bauer arbeitet auch in Ländern, die Öl fördern. Und die brauchen, so erzählt der 61-Jährige, einen Ölpreis von mindestens 80 Dollar pro Barrel, um ihren Haushalt stabil zu halten und Investitionen zu tätigen, von denen auch die Schrobenhausener profitieren. Aber das weltweite Netz ist auch ein Vorteil für das Unternehmen: „Momentan läuft es am deutschen Baumarkt sehr gut. Und davon profitieren wir. Es wird aber wieder eine Abwärtsbewegung kommen. Das können wir dann auf anderen Märkten kompensieren“, sagt Bauer.