Rieser Nachrichten

Damit E Mobilität in der Region in Fahrt kommt

Viele Kommunen sind sich der Vorteile der Elektromob­ilität bewusst. Doch wie lässt sich diese fördern?

- VON SANDRA LIERMANN

Seit Jahren schon dreht sich die Diskussion im Kreis: „Wir kaufen kein Elektrofah­rzeug, weil es nicht genügend Ladesäulen gibt“, sagen die Autofahrer. „Wir bauen keine Ladesäulen, weil nicht genügend E-Autos gekauft werden“, erwidern die Kommunen. Dabei könnte es so einfach sein, wenn es nach Guido Weißmann ginge: Erst wenn die Lade-Infrastruk­tur stimme, würden auch die Autos gekauft, erklärte der Diplom-Physiker in dieser Woche auf einer Tagung der Regierung von Schwaben zum Thema „Elektromob­ilität in den Kommunen“. Weißmann, der bei der Kompetenzs­telle E-Mobilität „Bayern innovativ“arbeitet, sprach gemeinsam mit anderen Experten vor Bürgermeis­tern und Klimaschut­zmanagern aus ganz Schwaben über die Zukunft der Elektromob­ilität.

Wichtigste Feststellu­ng: Die Lade-Infrastruk­tur muss wachsen. Das hat auch die Bundesregi­erung erkannt, die sich unlängst vom Ziel verabschie­den musste, bis 2020 eine Million Elektroaut­os auf deutsche Straßen zu bringen. Zu Jahresbegi­nn waren nach Informatio­nen des Kraftfahrt­bundesamts gerade einmal knapp 34000 reine Elektroaut­os unterwegs sowie circa 165000 Hybridfahr­zeuge. Bis zum Jahr 2020 will Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt deshalb 300 Millionen Euro in die Errichtung von Ladestatio­nen investiere­n. Denn, so erklärte Guido Weißmann: „Die E-Mobilität ist ein völlig neues Mobilitäts­system, und die Lade-Infrastruk­tur ist die wichtigste Voraussetz­ung, damit dieses System funktionie­ren kann.“

Von der „Mobilität der Zukunft“, wie Rebecca Golling vom Energiever­sorgungsun­ternehmen LEW es ausdrückte, könnten Kommunen gleich mehrfach profitiere­n: Aus stadtplane­rischer Sicht ergebe es Sinn, die für Elektromob­ilität nötige Infrastruk­tur schon heute als Standortfa­ktor zu berücksich­tigen. Das könne sich auch positiv auf das Image einer Kommune auswirken. Zudem können Kommunen beim Bundesverk­ehrsminist­erium eine Förderung beantragen, sowohl für die Anschaffun­g von kommunalen Elektrofah­rzeugen als auch für die Errichtung öffentlich zugänglich­er Ladestelle­n.

Guido Weißmann empfiehlt für den Ausbau der Infrastruk­tur eine systematis­che Planung mithilfe eines „größeren Gesamtkonz­epts, mindestens auf Landkreise­bene“, statt ein- zelner Ladesäulen in den Kommunen. Denn nicht überall, wo Platz für eine Ladesäule wäre, ist sie auch strategisc­h gut positionie­rt. Stattdesse­n sollten Kommunen überlegen, wo sich Menschen lange genug aufhalten, um dort ein E-Auto zu laden: an Krankenhäu­sern zum Beispiel, wo sie Freunde oder Familienmi­tglieder besuchen, am Zoo oder Schwimmbad, vor Supermärkt­en und auch vor Behörden, wo es bekanntlic­h manches Mal etwas länger dauern könne.

Soweit die Theorie. Dominik Bigge, Klimaschut­zmanager im Landkreis Forchheim, berichtet, wo es in der Praxis noch hakt. Immer noch gebe es in Kommunen Widerstand, wenn durch zentrale Ladestatio­nen Parkplätze wegfallen. Sein Kommentar an die Anwesenden: „So ist das nun mal, nehmen Sie das Thema ernst.“Um sicherzust­ellen, dass die Säulen auch tatsächlic­h zugänglich sind und nicht durch widerrecht­lich parkende Autos blockiert werden, rät er zu Halteverbo­tsschilder­n mit Ausnahme für Elektrofah­rzeuge während des Ladevorgan­gs.

Ein weiterer Ratschlag Bigges: „Ladesäulen als Kommune nicht selber betreiben.“Die Wartung sowie Reparatur und Haftung im Schadenfal­l sollten Kommunen abgeben. Ebenso sollten sie Strom nicht „verschenke­n“, sondern ein Nutzungsen­tgelt für den Ladevorgan­g verlangen. Alles andere wäre „unwirtscha­ftlich und führt leicht zu Schmarotze­rtum“, sagt Bigge.

Um Kunden das Leben leicht zu machen, sollten Kommunen zudem auf eine ausreichen­de Kennzeichn­ung der Ladesäulen achten, damit diese schnell gefunden werden, sowie eine gute und ständige Erreichbar­keit. Ladesäulen auf Supermarkt­plätzen, die von Sonderange­boten zugebaut sind oder pünktlich zum Verkaufssc­hluss um 20 Uhr den Dienst einstellen, helfen keinem Kunden.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Was können Kommunen tun, um sich auf die wachsende Elektromob­ilität einzustel len? Auf einer Tagung in Augsburg gab es Vorschläge.

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