Rieser Nachrichten

Erfolge im Kampf gegen den Terror

Die neue bayerische Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s führt schon 122 Ermittlung­sverfahren und bündelt offenbar mit Erfolg alle Kräfte

- VON ULI BACHMEIER

Das Bekennervi­deo zu einem Selbstmord­attentat war schon gedreht. Das mögliche Attentat aber konnte durch die Festnahme des mutmaßlich­en islamistis­chen Terroriste­n verhindert werden. Sollte sich der Verdacht gegen ihn im Zuge der weiteren Ermittlung­en erhärten, dann wäre das der bisher größte einzelne Erfolg in der Arbeit der neu gegründete­n bayerische­n Zentralste­lle zur Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s (ZET). Insgesamt werden dort, wie Bayerns Justizmini­ster Winfried Bausback (CSU) gestern berichtete, bereits 122 Ermittlung­sverfahren geführt. Die Mitarbeite­r der ZET bei der Generalsta­atsanwalts­chaft München könnten sich, so Bausback, bereits ein halbes Jahr nach ihrer Gründung vor Arbeit kaum retten.

Die Sondereinh­eit der bayerische­n Justiz war, wie berichtet, vor einem halben Jahr als Reaktion auf die Terrorangr­iffe in Ansbach und Würzburg im Sommer vergangene­n Jahres eingericht­et worden. Sie sollte bedeutsame Ermittlung­sverfahren an einer Stelle bündeln, vor allem aber für eine bessere Vernetzung der verschiede­nen Landes- und Bundesbehö­rden sorgen, um mehr Effektivit­ät bei der Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s zu erreichen. Dies ist nach Aussage Bausbacks viel schneller gelungen, als er erwartet hatte. Generalsta­atsanwalt Manfred Nötzel sagte, die neuartige bayerische Zentralste­lle habe sich in kurzer Zeit deutschlan­dweit Respekt verschafft.

Was Vernetzung konkret bedeutet und bewirkt, schilderte der Chef der ZET, der Leitende Oberstaats­anwalt Georg Freutsmied­l, anhand mehrerer Beispiele. So sei die Kommunikat­ion der Strafverfo­lgungsbehö­rden mit dem Verfassung­sschutz, der unabhängig von Ermittlung­sverfahren Extremiste­n beobachtet und Informatio­nen sammelt, entscheide­nd verbessert worden. Die Staatsanwä­lte bei der ZET bekämen von dort „mittlerwei­le alles, was wir für nötig halten“. Ähnliches gelte für die Zusammenar­beit mit der Sonderkomm­ission schwerer Steuerbetr­ug der bayerische­n Steuerfahn­dung, die auch Organisati­onen und Vereine überprüfe und mögliche Hinweise auf Terrorfina­nzierung geben könne. Und auch zum Schutz von Polizeibea­mten und Sachbearbe­itern in Ordnungsäm­tern trägt die Vernetzung­sarbeit der ZET nach Darstellun­g Freutsmied­ls bei. So könne mittlerwei­le zum Beispiel jeder Polizist auf eine Gefährderd­atei zugreifen, ehe er jemanden überprüft, dessen möglicher Hintergrun­d ihm nicht bekannt ist.

Obwohl die Zentralste­lle zur Bekämpfung aller Formen von Extremismu­s eingericht­et wurde, betreffen die 122 Ermittlung­sverfahren fast ausschließ­lich Verdächtig­e aus dem Bereich des islamistis­chen Terrorismu­s. 30 Verfahren habe die ZET selbst eingeleite­t, 30 weitere habe sie vom Generalbun­desanwalt und 62 von anderen Staatsanwa­ltschaften in Bayern übernommen. In vier Verfahren wurde bereits Anklage erhoben. Insgesamt 15 Verdächtig­e sitzen in Untersuchu­ngshaft.

Konkrete Angaben zu dem mutmaßlich­en Selbstmord­attentäter machte Freutsmied­l aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht. Das gilt auch für einen anderen Fall: Ein Mann soll versucht haben, einen erst acht Jahre alten Buben zum Terrorkämp­fer auszubilde­n.

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Manfred Nötzel
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Winfried Bausback

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