Familie ohne Tradition?
Es hört sich nun alles sehr eindeutig an: Die „Ehe für alle“ist gestern im Bundestag beschlossen worden – und angeblich sind auch fast alle Deutschen dafür. Echt? Kaum ein Bürger ist je zu diesem wichtigen Wertethema befragt worden. Man darf aber davon ausgehen, dass in unserer ländlichen Region die Stimmung oftmals eine andere ist, als im gänzlich anders geprägten Berlin. Die Berliner Stimmung macht jedoch die rechtliche Musik und das platte Land hat eben mitzuspielen – auch wenn hier bei uns Werte, Traditionen und damit einhergehend das Familienbild vielfach noch anders sind. Gottlob sind sie das, möchte man anfügen, falls das noch erlaubt und nicht etwa zu reaktionär ist. Gestern ist leider eine weitere wertkonservative Bastion in diesem Land gefallen. Die meisten Menschen hier wird das kaum direkt betreffen – und doch häufen sich die schnellen Wechsel, die wir auch auf dem Lande spüren: Wehrpflicht weg hieß Alfred-Delp-Kaserne in Donauwörth weg, rasche Energiewende bedeutete überhastete Stromtrassen-Debatten im Kreis ...
Die sogenannte „Ehe für alle“wird indes kaum zu einem Sturm auf die hiesigen Standesämter führen – nein, die bisherigen Zahlen zu den eingetragenen Lebenspartnerschaften sagen etwas anderes aus. Und doch spürt man einen sich stark und rasch ändernden Wind: Die traditionelle Familie, sie ist im Übrigen schon rein biologisch die Keimzelle der Gesellschaft, verliert in den Augen vieler Politiker und eines nicht gerade einflusslosen Teiles der ach so modernen Bürgerschaft augenscheinlich an ihrer ursprünglichen Bedeutung.
Man darf aber hoffentlich noch die Dinge anders, sprich: wertkonservativer, sehen. Man darf hoffentlich das Bewährte noch offen hochhalten. Die Diskriminierung betrifft mittlerweile nämlich oft diejenigen, die nicht bei jeder gesellschaftlichen Neuerung mitjubeln. Die Ehe im ursprünglichen Sinne – eben die zwischen Mann und Frau – wird indessen kein Staat jemals von Grund auf umdefinieren können, weil er sie nicht gemacht hat.