Jedes Jahr Geburtstag auf der Ipfmess
Porträt Marina Gerner war schon als Kind auf dem Volksfest und ist jetzt Marktmeisterin
Bopfingen Zur Ipfmess haben die meisten Bewohner der Region eine tiefe emotionale Bindung: Viele Familien gehen fünfmal an den fünf Tagen hin, manche zweimal am Tag. Geschäftsleute kommen mit ihren Familien aus Amerika oder der Schweiz extra zurück zur Ipfmess; generell trifft man hier seine Freunde und alte Klassenkameraden. Und Marina Gerner hat zu ihrem Glück am 5. Juli Geburtstag – so gut wie jedes Jahr feiert sie ihn auf der Ipfmess, von Kindesbeinen an. Heuer kann sie am letzten Abend reinfeiern und hat auch doppelten Grund dazu. Denn heuer ist sie zum ersten Mal Marktmeisterin auf der Ipfmess.
Begonnen hat diese Karriere schon, bevor Marina Gerner überhaupt mit ihrem Studium als Verwaltungswirtin in Ludwigsburg fertig war. Bei einem zweimonatigen Praktikum in der Bopfinger Stadtverwaltung hinterließ sie einen so guten Eindruck, dass ihr die Stadt noch vor Studienabschluss die Stelle als Ordnungsamts- und stellvertretende Hauptamtsleiterin anbot. 2002 nahm sie an, 2010 folgte sie dem scheidenden Hauptamtsleiter ins Amt nach. Doch erst, als die Stadtkämmerin in Elternzeit ging, fiel Marina Gerner mit deren Vertretung auch das Amt der Marktleiterin zu; durch Umstrukturierungen in der Verwaltung wird sie es wohl länger behalten.
Als Ordnungsamtsleiterin hatte sie schon Einblicke in den Mess-Ablauf, kennt seitdem etliche Beschicker und Schausteller. Dennoch sieht sie jetzt durch die Brille der vollen Verantwortung alles anders: „Der Blick fällt auf Dinge, die mir sonst nie aufgefallen wären.“Zum Beispiel der kleine Anbau an einem Kiosk-Wagen – „der muss leider wieder weg, da er 30 Zentimeter in den Rettungsweg ragt“. Oder die zwingende Reihenfolge, in der Kühlwägen und Laster auffahren müssen, damit jeder seinen Platz findet. Und immer wieder die Abmessungen: „Da können zehn Zentimeter entscheidend sein.“Denn was den besonderen Charme der Ipfmess ausmacht, die dichten Baumreihen und die idyllische Lage eng in der Landschaft, ist für die Logistik eine große Herausforderung.
Nicht immer stimmen die realen Maße mit den Unterlagen überein; im Zweifelsfall zieht die Marktmeisterin mit ihren Mitarbeitern vom Bauhof los und misst selbst nach. Prompt kam heuer beispielsweise heraus, dass ein neues Verkaufszelt die alten, noch in den Akten stehenden Maße überschreitet und nicht mehr in die Lücke passt. Es half nichts, der Händler musste noch einmal mit dem seinem alten Zelt vorliebnehmen. „Am Sonntag bin ich dann in Wallung gekommen“, sagt Marina Gerner, die eigentlich große Ruhe und Souveränität ausstrahlt. Aber als der holländische Betreiber der großen Geisterbahn vermeldete, dass die Zugmaschine kaputt sei und er vielleicht nicht kommen kann, begann ein sehr hektisches Telefonieren. „Ich legte mir ein, zwei Ersatzlösungen zurecht“, sagt sie, „aber ich wäre mit keiner zufrieden gewesen, denn der gesamte Aufbau des Vergnügungsplatzes war ja auf die Geisterbahn als Hauptattraktion ausgerichtet.“Es ging gut, aus Holland kam Entwarnung und die Geisterbahn steht schon seit Mitte der Woche am Fuße des Ipfs.
Wie es ist, jetzt als Marktmeisterin verantwortlich zu sein, nachdem man ein Leben lang Gast auf der Ipfmess war? „Das ist mir eine große Ehre“, freut sich Marina Gerner, „das hätte ich früher nie zu träumen gewagt.“Auch aus dem Bekanntenkreis schlägt ihr da viel Anerkennung entgegen. Und zur Geburtstagsfeier von Dienstag auf Mittwoch hat sie sich wohl einen Tusch verdient.