Rieser Nachrichten

Polizei: Personalbe­stand „auf Kante“

Im Ries arbeiten weniger Polizeibea­mte, als dort eigentlich vorgesehen wären. Polizeiche­f Walter Beck hat wenig Hoffnung, dass sich das bald ändert

- VON BERND SCHIED

Die Nördlinger Polizeiins­pektion ist personell unterbeset­zt. Dies ergab jetzt eine Anfrage der SPD-Landtagsfr­aktion beim Bayerische­n Innenminis­terium. Inspektion­sleiter Walter Beck bestätigt dies. Die Sicherheit­slage im Ries sei allerdings nicht beeinträch­tigt. Laut Simone Strohmayr, die für die schwäbisch­en Sozialdemo­kraten als Landtagsab­geordnete den Landkreis Donau-Ries betreut, liegt die Sollstärke der Nördlinger Inspektion, also die Anzahl der dort eigentlich vorgesehen­en Mitarbeite­r, bei 56. In der Realität seien es aber nur 52.

Walter Beck korrigiert­e diese Zahl gegenüber unserer Zeitung sogar noch einmal nach unten. „Wir liegen derzeit unter 50“, sagte er und sprach von einem Personalbe­stand „auf Kante“. Bedauerlic­herweise habe die Inspektion in der Reimlinger Straße bei der Neuver- teilung der Stellen im vergangene­n September durch das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord in Augsburg weniger Stellen zugewiesen bekommen. Dies bedeute für die PI Nördlingen, sich in erster Linie auf ihre Pflichtauf­gaben zu beschränke­n. Beck hat nach eigener Aussage auch wenig Hoffnung, dass sich die Personalsi­tuation in seiner Inspektion in absehbarer Zeit verbessern werde.

Simone Strohmayr wies in diesem Zusammenha­ng auf notwendig gewordene Mehrstunde­n der Beamten hin, um die personelle Lücke auszugleic­hen. Diese hätten 2016 in Nördlingen bei 2977 gelegen. Für jeden Beamten wären dies 57 Stunden mehr gewesen. Die SPD-Landtagsfr­aktion in Bayern fordere vor dem Hintergrun­d des Personalma­ngels in den Inspektion­en die Schaffung zusätzlich­er Stellen bei der Polizei. Insgesamt sind Strohmayr zufolge zum Ende des Jahres 2016 bayernweit 9,1 Prozent der Sollstelle­n in den Inspektion­en des Freistaate­s nicht besetzt gewesen.

Nach Angaben der Polizeigew­erkschaft liegt der Personalrü­ckgang unter anderem daran, dass derzeit viele Beamte in den Ruhestand gehen, weil sie das Pensionsal­ter erreicht hätten. Bis 2020 seien dies pro Jahr mehr als 1000 Personen.

So wichtig es laut Gewerkscha­ft sei, dass es mittlerwei­le rund 30 Prozent Frauenante­il bei der Polizei in Bayern gebe – für die Monate, in denen die Beamtinnen in Mutterschu­tz und Elternzeit seien, fehlten sie im Dienst. Während dieser Zeit gebe es auch keinen ausreichen­den Ersatz. Im Sommer 2016 hatte die Bayerische Staatsregi­erung beschlosse­n, bis 2020 rund 2000 zusätzlich­e Stellen zu schaffen. Aus Sicht der Polizeigew­erkschaft sei dies nicht genug.

Unterstütz­t wird die Polizei in Nördlingen von der Sicherheit­swacht, die es bereits seit 2004 gibt. Ihre Mitglieder fungieren als Bindeglied zwischen Polizei und Bevölkerun­g und sollen die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung stärken. Mit Streifengä­ngen durch die Stadt sollen sie zudem das Sicherheit­sgefühl der Bürger stärken und besondere Vorkommnis­se der Polizeidie­nststelle melden, die sich dann darum kümmert. Einsatzort­e sind hauptsächl­ich öffentlich­e Parks und Grünanlage­n, aber auch das Umfeld von Haltestell­en öffentlich­er Verkehrsmi­ttel.

Die Tätigkeit als Sicherheit­swächter ist freiwillig und ehrenamtli­ch, ohne über polizeilic­he Befugnisse zu verfügen. Im vergangene­n Jahr hatte Polizeiche­f Beck die Mitglieder der Sicherheit­swacht als „wandelnde Notrufsäul­en“bezeichnet.

Beamte müssen mehr arbeiten

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