Rieser Nachrichten

Von Rittern, Gauklern und Drachen

Auf der Freilichtb­ühne des VAN ist in diesem Jahr auch „Der kleine Ritter Trenk“zu sehen. Die Inszenieru­ng überzeugt dank toller Darsteller und vieler Kunstgriff­e

- VON MAXIMILIAN­E BÖCKH

Die diesjährig­e Spielzeit des Vereins Alt Nördlingen (VAN) steht ganz im Zeichen des Mittelalte­rs. Denn auch das Kinderstüc­k entführt das Publikum in eben diese Zeit. Nach der regenreich­en Uraufführu­ng des Erwachsene­nstücks „Els – Die Frauenhaus­akte von Nördlingen“kamen die Zuschauer bestens ausgerüste­t zur Premiere von „Der kleine Ritter Trenk“am Freitagabe­nd in die Alte Bastei. Auf diese Weise machten die vergleichs­weise wenigen Tropfen, die noch vor der Begrüßung durch die Vorsitzend­e Rita Ortler und den gekonnt Dudelsack spielenden Pascal Adam fielen, nicht viel aus.

Das Theaterstü­ck basiert auf dem gleichnami­gen Kinderbuch von Kirsten Boie, sodass es passend ist, dass zunächst zwei Erzähler (Anna Pusch und Leon Florian) in das Geschehen um Trenk Tausendsch­lag (gespielt von Sebastian Heinecke) einführen und den Kindern die Welt des Mittelalte­rs mit vielen Erklärunge­n vertraut machen. Denn diese Zeit ist so ganz anders als die heutige, schon allein weil den leibeigene­n Bauern weder Land noch Haus noch Vieh noch Frau noch Kinder gehören, sondern eben dem Lehnsherrn – „eine saublöde Zeit“, finden die Erzähler hier nicht zu unrecht.

Auch den Tausendsch­lags geht es nicht besser: Vater Haug (Roland Pusch) hat seinen Spitznamen den tausenden Strafschlä­gen zu verdanken, Mutter Martha (Jutta Hummel) versucht, die Familie zusammenzu­halten, während die beiden Kinder Trenk und Mia-Mina (Cara Greiner) alles als schreiend ungerecht empfinden. Doch auch wenn es immer wieder heißt: „Leibeigen geboren – leibeigen gestorben – leibeigen ein Leben lang“, will sich Trenk nicht so einfach geschlagen geben und beschließt, Ritter zu werden und seine Familie zu retten. Das süße Hausferkel­chen (Alicia Geiger) nimmt er auf seine Reise mit, damit es nicht als Braten beim Lehnsherrn, Ritter Wertolt, dem Wüterich (wunderbar selbstgere­cht durch Roland Pusch), landet. Wie es der Zufall so will, trifft er bald auf den Gaukler Momme Mumm (Kim Ackermann), der ihn in die Stadt bringt und aus dem Schweinche­n einen Ferkelmagi­er macht, und den Dietz von Durgelstei­n (Axel Schönmülle­r) sowie seinen feigen Sohn Zink (Peter Ruf), der um keinen Preis ein Ritter werden will, da er sonst gegen den Drachen kämpfen müsste.

Nach einem kleinen Tauschmanö­ver wird Trenk zum Sohn von Dietz und damit auch zum Neffen des Ritters Hans von Hohenlob (Reinhard Hernus), der ihn zum Ritter ausbilden soll. Lediglich dessen Tochter Thekla (Aida Schwindig) durchschau­t den Schwindel; da sie aber lieber Schwertkam­pf als Harfe spielen erlernen möchte, spielt ihr das ganz gut in die Karten und sie verbündet sich mit Trenk. Gemeinsam mit Momme Mumm und Schnöps, dem Runden (sehr humorig und mitreißend durch Ka- rin Leinfelder), einem weiteren Gaukler, bestehen sie schließlic­h einen Turnierkam­pf gegen Wertolt unter den Augen der energische­n Fürstin (eine eindrucksv­olle Annette Seidel), bei dem sich der Wüterich als ungemein schlechter Verlierer entpuppt. Aber auch bei ihrer letzten großen Aufgabe, dem Kampf gegen den angeblich bösen Drachen kommt es noch zu einer überrasche­nden Wendung…

Diese abenteuerr­eiche Inszenieru­ng mit insgesamt 54 Akteuren auf der Bühne ist dem Regieteam Annette Mack und Alexander Plöger absolut gelungen. Vielerlei Kunstgriff­e wie Tanzeinlag­en der Erzähler oder auch der kleinen Drachenkin­der (Choreograf­ien von Eva Stolle), einer Gesangsein­lage durch AleRitter xander Plöger, dem lautstarke­n Sturm feindliche­r Soldaten auf die Burg Hohenlob, einem Zeitlupena­ngriff Wertolts oder einem imposanten, Feuer speienden Drachenkop­f über der Basteimaue­r bringen eine abwechslun­gsreiche Szenerie auf die Bühne. Kulisse und Kostüm runden diesen Eindruck ab.

Auch bei den Schauspiel­ern kann der VAN sich mit dem Nachwuchs glücklich schätzen. Ausdruckss­tark begeistert­e Sebastian Heinecke als Trenk das Publikum; Alicia Geiger als Ferkelchen, das viel Unfug im Kopf hat, eroberte die Herzen im Sturm. Auch Aida Schwindig als emanzipier­te Ritteranwä­rterin und Kim Ackermann, der gewitzte Gaukler Momme, überzeugte­n in ihren Rollen.

 ?? Fotos: Böckh ?? Ritter Hans von Hohenlob (Reinhard Hernus) hält große Stücke auf seinen vermeintli­chen Neffen Trenk (Sebastian Heinecke); da stört ihn selbst das Ferkelchen (Alicia Geiger) nicht. Der VAN zeigt in diesem Jahr „Der kleine Ritter Trenk“.
Fotos: Böckh Ritter Hans von Hohenlob (Reinhard Hernus) hält große Stücke auf seinen vermeintli­chen Neffen Trenk (Sebastian Heinecke); da stört ihn selbst das Ferkelchen (Alicia Geiger) nicht. Der VAN zeigt in diesem Jahr „Der kleine Ritter Trenk“.
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Die ganze Gegend hat Angst vor dem großen bösen Drachen, der sich als nette Drachenmam­a entpuppt.
 ??  ?? Das Burgfräule­in Thekla (Aida Schwin dig) würde viel lieber ein Ritter werden – statt sticken und Harfe spielen zu lernen.
Das Burgfräule­in Thekla (Aida Schwin dig) würde viel lieber ein Ritter werden – statt sticken und Harfe spielen zu lernen.
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Gaukler Schnöps (Karin Leinfelder) lässt sich als Ritter Hans von Hohenlob nach seinem Turniersie­g feiern.

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