So macht Chorsingen Spaß
Konzert Im Nördlinger Ochsenzwinger treten gleich drei Sängerensembles auf. Eines überrascht, eines ist beherzt und eines begeistert bereits seit fast 200 Jahren seine Zuhörer
Ein Chorverein, der in den nächsten Jahren sein 200. Jubiläum feiern kann, hat seit vielen Generationen zum kulturellen Bild der Stadt Nördlingen beigetragen. Diese Tradition und besonders das Singen des so genannten weltlichen Liedguts führen in der Chorgemeinschaft Nördlingen Elke und Kurt Moll als Chorleiter fort, und das nicht nur in der wachsenden Anzahl der Sängerinnen und Sänger, sondern vor allem in der Zeitgemäßheit ihrer Programmbeiträge.
Dies würdigte der aus Marktoberdorf angereiste Geschäftsführende Präsident des Chorverbandes Schwaben Jürgen Schwarz durch seine Gegenwart. Die Einladung, sich aktiv am Sommerkonzert zu beteiligen, hatten aber gerne zwei Gastchöre angenommen, der Männerchor aus Kicklingen-Fristingen und der Kammerchor aus Oettingen.
Um diese Gäste und das Publikum einzustimmen, wählte die Chorgemeinschaft für ihren ersten Auftritt vorwiegend Volkslieder und begrüßte alle mit einem israelischen Lied „Komm zu mir!“aus der Feder des für seine modernen Chorsätze bekannten Heinz Lemmermann und dem Frühlingslied „Geh aus, mein Herz“, das die Kinder am Stabenfest singen, in einem ansprechenden Satz von Ekkehard Nickel. Eine Anspielung auf Nördlingens Traditionsfest war auch das Rieser Heimatlied „Wogende Getreidefelder“, dessen Melodiegeber der ehemalige Kantor der St. Salvatorkirche, Gerhard Kronberg, ist.
Als neuere Liedkomposition stellten sie Bernd Gehrings Lied „Das Gerücht“vor, eine heitere, rhythmische Darstellung, wie sich Gerüchte verbreiten – „Gerüchte sind ein Skandal!“Solche, meist humorigen Lieder erfindet auch Pasquale Thibaut, mit dessen „Ein kleines Stück Musik“der Chor die Zuhörer erfreute, denn damit, so sangen sie, „fühlst du dich wie auf einer Wolke. Es bringt in die Seele Heiterkeit.“Einen sehr beherzten Auftritt hatte anschließend der Männerchor Kicklingen-Fristingen, aus der Nähe von Dillingen, mit seiner Chorleiterin Julia Rabel.
„Es strahlt die Welt“ist sicher die beste Voraussetzung für „des Müllers Lust“: das Wandern. Und etwas schneller ging es dahin mit dem „Blankensteinhusar“und einem jubelnden „Hei!“am Schluss. In die Schlagerwelt der 20er Jahre gab es einen Ausflug mit zwei „Evergreens“, „Veronika, der Lenz ist da!“und „Wochenend und Sonnenschein“, was die Männer mit Begeisterung sangen, weil es mehr Spaß macht als „So weit, weit weg von mir“zu sein, womit Hubert von Goisern die Sehnsucht in den Herzen weckte.
Der Oettinger Kammerchor singt ein Trinklied? Ja schon – aber ein irisches! Mit englischem Text, trotz des Brexit, wie Bernhard Rost ironisch hervorhob. Fünf irische, bretonische, schottische Lieder bewiesen, dass der sonst eher geistlich orientierte Chor sich auch auf weltlichen Musikpfaden mit viel Temperament und intonatorisch sicher bewegen kann, souverän geführt von Chorleiterin Heidrun Michel-Janu.
Als weitere Beispiele der aktuellen zeitgemäßen Chorliteratur brachte die Chorgemeinschaft Nördlingen mit Arrangements von Bernd Stallmann, alias Pasquale Thibaut, „Musik kennt keine Grenzen“, „Lieder sind die besten Freunde“oder „Mach mal Urlaub!“, Schlager der vergangenen Jahrzehnte im modernen Gewand, das niederländische Siegerlied des Song Contest 1975 „DigidigiDong“, dazu auch noch Reinhard Meys „So viele Sommer!“– einen bunten Strauß populärer Melodien. „So macht Chorsingen Spaß!“und könnte nach dem Wunsch der Vorsitzenden Hannelore Stark weitere Sangesfreudige in den Chor locken. Der große Beifall des Publikums galt allen Teilnehmern und den für neuere Chorlieder aufgeschlossenen Chorleitern.