Wenn das Gehirn Fieber hat
Das Bezirkskrankenhaus Günzburg bietet jungen Erwachsenen in psychotischen Krisen Hilfe
Als hätte das Gehirn Fieber. Oder Schnupfen. Das Gehirn fühlt sich in jedem Fall krank an. Und dieses Gefühl beeinträchtigt natürlich den ganzen Menschen. So beginnt der 24-Jährige, seine Krankheit zu beschreiben. Eine Krankheit, die bei ihm immer wieder zu Wahnvorstellungen geführt hat. Mal fühlte er sich von seinen Mitmenschen bedroht. Mal erschien ihm seine Mutter als Monster. Mal hatte er das Gefühl, Gott zu sein. Ein Wechselbad der Gefühle. Nicht selten ein wahrer Horrortrip. Der junge Mann leidet unter einer schizophrenen Psychose. Behandelt wird er im Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg. Auf der „Lui“-Station. Einer neuen Station. Einer Abteilung, die speziell jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 30 in seelischen Krisen helfen will.
Denn wie der junge Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, stecken viele der Patienten auf der „Lui“-Station noch in der Ausbildung, haben sich noch gar kein eigenes familiäres Umfeld schaffen können – in diesen Jahren, in denen die meisten jungen Erwachsene ihr Leben aufbauen, sind schwere psychische Erkrankungen eine besondere Belastung. Doch wie äußert sich eine schizophrene Psychose überhaupt? „Das kann sehr unterschiedlich sein“, sagt Prof. Thomas Becker, der leitende ärztliche Direktor des BKH Günzburg. Oft kämen einige Symptome wie etwa Konzentrationsprobleme, Ängste, aggressive Störungen und zwanghafte Gedanken zusammen. Vor allem, wenn ein Mensch das Gefühl hat, fremdbestimmt zu sein, oder wenn er etwa Stimmen hört, die ihm etwas befehlen oder kommentieren, wenn er sich beobachtet fühlt oder bedroht, dann sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. Auch das Gefühl, dass Gedanken manipuliert oder von anderen gehört werden, ist ein ernst zu nehmendes Warnsignal.
Es gibt auch organische Erkrankungen, die eine Psychose auslösen, erklärt Oberarzt Dr. Roland Klug, der das Projekt „Lui“leitet, das für Lebensnähe, Unterstützung, Information steht. Dies gilt es in jedem Fall durch eine gründliche körperliche Untersuchung abzuklären. Je früher seelische Krankheiten erkannt und behandelt werden, desto besser können die Betroffenen damit leben, betont Dr. Klug.
Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie weiß aber auch um die hohen Hürden, mit denen gerade die Psychiatrie leider immer noch häufig kämpft und die dazu führen,
Vehement fordert der 69-Jährige, solche Realitäten anzunehmen, auszusprechen und zu diskutieren. Den etablierten Parteien wirft er vor, genau das Gegenteil zu tun. Das gilt für die Kanzlerin und ihre „verhängnisvolle“Strategie der Demobilisierung. Angela Merkel, so Udes Vorwurf, schläfere mit ihrer Rede von der „Alternativlosigkeit“die Bürger ein. Sie führe einen „Wahlkampf mit Schlaftabletten“und ordne sogar weitreichende Grundsatzentscheidungen, wie den Ausstieg aus der Kernenergie, die Abschaffung der Wehrpflicht oder zuletzt die „Ehe für alle“der Parteitaktik unter.
Das gilt aber auch für seine eigene Partei. Der SPD wirft Ude vor, dass sie sich wegen der Agenda 2010 „bis zum Jüngsten Tag“selbst verfluche, statt selbstbewusst dagegenzuhalten. Er sagt: „Die SPD ist an der dass viele Betroffene oft einen langen Leidensweg schon hinter sich haben, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Während nach Ansicht von Klug etwa Depressionen langsam in der Gesellschaft als weniger stigmatisierend betrachtet werden, treffen Patienten mit Schizophrenie oder Psychosen noch auf viele Ängste und Ablehnung. Dagegen will das BKH Günzburg etwas tun, etwa mit einer intensiveren Aufklärungsarbeit.
Auch die neu eingerichtete Station „Lui“soll zu mehr Akzeptanz beitragen. Wer auf das Haus mit der Nummer 41 in dem weitläufigen und schön angelegten Park des BKH zuläuft, dem fällt sofort der gläserne Wintergarten vor dem Gebäude auf. Es ist der Gruppenraum. „Lui“ist eine offene Station. Menschen, die ein Musikinstrument geschultert haben, und junge Leute, die auf ihrem Smartphone umherwischen, kommen einem ebenso am Eingang entgegen wie plaudernde Grüppchen. Ein kleiner Fitnessraum soll dafür sorgen, dass die Patienten auch bei schlechtem Wetter Sport treiben können. „Denn Sport und Bewegung helfen bei psychischen Erkrankungen sehr“, erklärt Dr. Klug. In der großen Küche, in der gemeinsam das Frühstücksbüffet zubereitet wird, ist viel Platz zum Treffen. Der Austausch ist sehr wichtig, sagt der 24-jährige Patient, der seit seinem zehnten Lebensjahr Demobilisierung ihrer Wähler selber schuld.“
Jeder bekommt sein Fett weg. Ude kritisiert die Forderung nach einer starren Obergrenze für Flüchtlinge ebenso wie die Illusion, dass es ohne eine Begrenzung der Zuwanderung weitergehen könne. Er lässt den Begriff Multikulti weder als „bunte Verheißung“noch als „Schreckgespenst“gelten, sondern fordert die Anerkennung politischer Realität. Zwei Sätze des Sozialisten Ferdinand Lasalle aus der Frühzeit der Arbeiterbewegung, die Ude zitiert, können als Leitmotiv seines Buches verstanden werden. Erstens: „Alle große politische Action besteht in dem Aussprechen dessen, was ist, und beginnt damit.“Zweitens: „Alle politische Kleingeisterei besteht in dem Verschweigen und Bemänteln dessen, was ist.“
Der weißhaarige Herr übrigens ist bald gegangen. Vielleicht hat er so viel Realität nicht ertragen. O
Die Alternative oder Macht endlich Politik!, Knaus, 16,90 ¤. eigenen
Ängste und innere Stimmen sind Warnsignale Merkel führt „Wahlkampf mit Schlaftabletten“
mit psychotischen Phasen zu kämpfen und einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Erst in Günzburg hat er das Gefühl, „nicht nur mit Medikamenten behandelt zu werden“. Ins BKH kommt er immer wieder, „weil mir die Menschen hier zuhören“, sagt er. Gemeinsam machen die Patienten auch Ausflüge.
Und nicht nur stationär können sich junge Erwachsene behandeln lassen. Auch eine Ambulanz ist integriert. Gewährleisten will das BKH Günzburg eine kurzfristige und unkomplizierte Hilfe, betonen die Ärzte Becker und Klug. Bei dem jungen Mann ist der Erfolg schon zu erkennen: Er will eine neue Ausbildung beginnen oder auf seinen Hauptschul- einen Realschulabschluss satteln. Er ist ein sehr ernster Typ, der nur selten lächelt. Zu viel hat er mit seinen 24 Jahren schon durchgemacht. Doch er betont: „Ich fühl mich jetzt fit genug.“O
Wer Informationen oder Hilfe benötigt, erreicht das BKH Günzburg unter Telefon 08221/962415; E Mail: lui@bkh guenzburg.de