Direkt vom Stall in den Automaten
Bauern sind erfinderisch, wenn es um die Direktvermarktung ihrer Ware geht. Einige bieten Eier oder Kartoffeln rund um die Uhr auf ihrem Hof an. Das hat auch für den Kunden viele Vorteile
Annabelle Mayrshofer aus Tapfheim hätte nicht damit gerechnet, dass ihr „Eier-Automat“so gut funktioniert. Seit etwa einem Jahr hat sie einen ausrangierten Kühlschrank umfunktioniert und für jedermann zugänglich in die Hofeinfahrt gestellt. Dort bietet sie rund um die Uhr ihre Freilandeier ab Hof an. 30 Cent kostet das Stück und ist maximal einen Tag alt oder so frisch, dass „die Eier manchmal noch warm sind“, sagt die Landwirtin.
Die Idee dazu kam ihr, weil sie selbst weiß, wie viel besser ein ganz frisch gelegtes Ei schmeckt. „Ich dachte mir, die Leute wissen das vielleicht auch zu schätzen“, sagt sie. Und tatsächlich. Ihr Hof ist zum „Eier-Drive-in“geworden, wie sie selbst amüsiert erzählt. Denn neben der guten Qualität der Ware ist es, auch der Spaß der Kunden an dieser Form des Einkaufens, spielt in ihren Augen schon auch eine Rolle. Vor allem am Wochenende wird der Eier-Kühlschrank gut besucht. „Und ich muss sagen, die Zahlungsmoral ist auch zufriedenstellend“, sagt Mayrshofer. Sie hat nur eine kleine, formlose Kasse in den Kühlschrank gestellt, in der die Kunden ihr Geld hinterlassen. Und das klappt.
Gleiches kann Claudia Winter aus Wemding erzählen. Bei ihr am Jägerhof gibt es seit November 2015 ein kleines Alpenhäuschen, in dem sie verschiedene Ware rund um die Uhr anbietet. Mittels Milchautomat verkauft sie die Rohmilch ihrer 20 Milchkühe, den Liter für einen Euro. Ihre Kunden kommen mit der eigenen Milchkanne, Glas- oder Plastikflasche und zapfen die maximal zwei Tage alte Milch. Wer sein Gefäß vergessen hat, kann bei ihr eine Flasche kaufen. „Wir habe damit angefangen, als die Milchpreise drastisch im Keller waren“, erzählt die Landwirtin, die den Hof zusam- men mit ihrem Lebensgefährten Holger Kolb betreibt. Der Verkauf laufe gut. Vor allem Kinder hätten großen Spaß daran, zusammen mit ihren Eltern die Milch frisch zu zapfen. Aber auch viele ausländische Familien würden sich die Rohmilch gerne holen, weil sie selbst zuhause ihren Käse machen. „Und dann gibt es Stammkunden, die nachts um vier Uhr nach der Schicht im Betrieb noch schnell ihre frische Milch bei uns holen“, sagt Winter. Sie weist aber darauf hin, dass man die Milch zuhause erst einmal abkochen sollte. „Nicht jeder verträgt Rohmilch.“
Die Milchtankstelle – übrigens eine von drei im Landkreis – war für die Landwirte vom Jägerhof ein Einstieg für einen umfangreicherein Direktverkauf. Denn mittlerweile bieten sie in ihrer Hütte auch erntefrisches Gemüse – je nach Saison und Ernte – Eier und Wurst im Glas. „Der Milchautomat hat uns mehr Kontakt zum Kunden gebracht“, sagt Winter. Gerade Gemüse könnte sie noch mehr verkaufen, aber „das bringe ich gar nicht her“, sagt sie. Sie hält auch Schweine, also verkauft sie auf Vorbestellung zum Schlachttag auch Fleischpakete. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Konzept“, sagt
Wie simpel aber erfolgreich diese Form von Mini-Direktvermarktung laufen kann, zeigt das Beispiel Niederschönenfeld. Bei Familie Raba in der Abteistraße gibt es eine Art überdimensionale Schublade an der Hauswand. Wer am Griff zieht, kann sich dort Kartoffeln oder Eier herausnehmen. Seine Zeche bezahlt man in eine kleine, rote Kassenkassette. Die Bäuerin ist mit dem Absatz zufrieden und kontrolliert täglich, ob noch genug im Angebot ist.
Deutlich professioneller betreibt die Stiftung Sankt Johannes einen Lebensmittelautomaten mit dem Titel „Regio-Box“. Am Standort in Schweinspoint gibt es eine solche Versorgungsstation und seit Kurzem – zu Testzwecken – auch in Donauwörth in der Zirgesheimer Straße. In verschiedenen Fächern gibt es dort Nudeln, Wurst im Glas, eingeschweißtes Fleisch und Eier vom Johannes-Hof kaufen. „In Schweinspoint wird das gut angenommen“, sagt Susanne Herrmann von der Stiftung. Allerdings erfordere das 24-Stunden-Angebot auch Pflege. Das lohne sich nur bei entsprechendem Absatz. Deshalb wird die Regiobox in Donauwörth auch erst einmal getestet. Winter.