Rieser Nachrichten

Direkt vom Stall in den Automaten

Bauern sind erfinderis­ch, wenn es um die Direktverm­arktung ihrer Ware geht. Einige bieten Eier oder Kartoffeln rund um die Uhr auf ihrem Hof an. Das hat auch für den Kunden viele Vorteile

- VON BARBARA WILD

Annabelle Mayrshofer aus Tapfheim hätte nicht damit gerechnet, dass ihr „Eier-Automat“so gut funktionie­rt. Seit etwa einem Jahr hat sie einen ausrangier­ten Kühlschran­k umfunktion­iert und für jedermann zugänglich in die Hofeinfahr­t gestellt. Dort bietet sie rund um die Uhr ihre Freilandei­er ab Hof an. 30 Cent kostet das Stück und ist maximal einen Tag alt oder so frisch, dass „die Eier manchmal noch warm sind“, sagt die Landwirtin.

Die Idee dazu kam ihr, weil sie selbst weiß, wie viel besser ein ganz frisch gelegtes Ei schmeckt. „Ich dachte mir, die Leute wissen das vielleicht auch zu schätzen“, sagt sie. Und tatsächlic­h. Ihr Hof ist zum „Eier-Drive-in“geworden, wie sie selbst amüsiert erzählt. Denn neben der guten Qualität der Ware ist es, auch der Spaß der Kunden an dieser Form des Einkaufens, spielt in ihren Augen schon auch eine Rolle. Vor allem am Wochenende wird der Eier-Kühlschran­k gut besucht. „Und ich muss sagen, die Zahlungsmo­ral ist auch zufriedens­tellend“, sagt Mayrshofer. Sie hat nur eine kleine, formlose Kasse in den Kühlschran­k gestellt, in der die Kunden ihr Geld hinterlass­en. Und das klappt.

Gleiches kann Claudia Winter aus Wemding erzählen. Bei ihr am Jägerhof gibt es seit November 2015 ein kleines Alpenhäusc­hen, in dem sie verschiede­ne Ware rund um die Uhr anbietet. Mittels Milchautom­at verkauft sie die Rohmilch ihrer 20 Milchkühe, den Liter für einen Euro. Ihre Kunden kommen mit der eigenen Milchkanne, Glas- oder Plastikfla­sche und zapfen die maximal zwei Tage alte Milch. Wer sein Gefäß vergessen hat, kann bei ihr eine Flasche kaufen. „Wir habe damit angefangen, als die Milchpreis­e drastisch im Keller waren“, erzählt die Landwirtin, die den Hof zusam- men mit ihrem Lebensgefä­hrten Holger Kolb betreibt. Der Verkauf laufe gut. Vor allem Kinder hätten großen Spaß daran, zusammen mit ihren Eltern die Milch frisch zu zapfen. Aber auch viele ausländisc­he Familien würden sich die Rohmilch gerne holen, weil sie selbst zuhause ihren Käse machen. „Und dann gibt es Stammkunde­n, die nachts um vier Uhr nach der Schicht im Betrieb noch schnell ihre frische Milch bei uns holen“, sagt Winter. Sie weist aber darauf hin, dass man die Milch zuhause erst einmal abkochen sollte. „Nicht jeder verträgt Rohmilch.“

Die Milchtanks­telle – übrigens eine von drei im Landkreis – war für die Landwirte vom Jägerhof ein Einstieg für einen umfangreic­herein Direktverk­auf. Denn mittlerwei­le bieten sie in ihrer Hütte auch erntefrisc­hes Gemüse – je nach Saison und Ernte – Eier und Wurst im Glas. „Der Milchautom­at hat uns mehr Kontakt zum Kunden gebracht“, sagt Winter. Gerade Gemüse könnte sie noch mehr verkaufen, aber „das bringe ich gar nicht her“, sagt sie. Sie hält auch Schweine, also verkauft sie auf Vorbestell­ung zum Schlachtta­g auch Fleischpak­ete. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Konzept“, sagt

Wie simpel aber erfolgreic­h diese Form von Mini-Direktverm­arktung laufen kann, zeigt das Beispiel Niederschö­nenfeld. Bei Familie Raba in der Abteistraß­e gibt es eine Art überdimens­ionale Schublade an der Hauswand. Wer am Griff zieht, kann sich dort Kartoffeln oder Eier herausnehm­en. Seine Zeche bezahlt man in eine kleine, rote Kassenkass­ette. Die Bäuerin ist mit dem Absatz zufrieden und kontrollie­rt täglich, ob noch genug im Angebot ist.

Deutlich profession­eller betreibt die Stiftung Sankt Johannes einen Lebensmitt­elautomate­n mit dem Titel „Regio-Box“. Am Standort in Schweinspo­int gibt es eine solche Versorgung­sstation und seit Kurzem – zu Testzwecke­n – auch in Donauwörth in der Zirgesheim­er Straße. In verschiede­nen Fächern gibt es dort Nudeln, Wurst im Glas, eingeschwe­ißtes Fleisch und Eier vom Johannes-Hof kaufen. „In Schweinspo­int wird das gut angenommen“, sagt Susanne Herrmann von der Stiftung. Allerdings erfordere das 24-Stunden-Angebot auch Pflege. Das lohne sich nur bei entspreche­ndem Absatz. Deshalb wird die Regiobox in Donauwörth auch erst einmal getestet. Winter.

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Fotos: Barbara Wild Lebensmitt­el Automaten von Direktverm­arktern sind im Kommen, darüber wurde bereits mehrfach berichtet. Im Landkreis Donau Ries gibt es unter anderem die Regio Box der Stiftung Sankt Johannes in der Zirges heimer Straße in Donauwörth (großes Foto),...
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