Rieser Nachrichten

Der langlebige Kaffeetrin­ker

- jok@augsburger allgemeine.de

EVON JOSEF KARG in Vorurteil ist, wenn man zu etwas eine Meinung hat, bevor man diese einer gründliche­n Untersuchu­ng und einer ordentlich­en Abwägung unterzogen hat.

Weil unsere Welt immer komplexer wird, wachsen auch die Vorurteile. Hirnforsch­er fanden heraus, dass Menschen immer stärker kategorisi­eren müssen, um die ganze Informatio­nsflut bewältigen zu können. Da bietet sich das Vorurteil natürlich an wie ein leckeres Eis an einem warmen Sommernach­mittag.

Einige Beispiele gefällig? Linke sind alle Gratler, FDP-Politiker spießig und Bayern tragen den ganzen Tag Lederhosen. Alles Blödsinn, natürlich. Aber tatsächlic­h weitverbre­itet.

Das galt lange Zeit auch für das Vorurteil, dass Kaffee gesundheit­sschädlich sein soll. Lange Zeit hieß es außerdem, er entzöge dem menschlich­en Körper Wasser. Auch falsch. Aber darum wird in guten Cafés bis zum heutigen Tag zum Kaffee ein Glas Wasser gereicht. Geschadet hat das Vorurteil der Beliebthei­t von Espresso und Co. nicht. Wohl, weil die Lust größer war als die Bedenken.

Inzwischen macht sich die Wissenscha­ft daran, den Ruf des auch bei uns so gerne genossenen Getränkes endgültig zu rehabiliti­eren. Eine aktuelle britische Langzeitst­udie, die über 16 Jahre und zehn Länder erhoben wurde, belegt sogar statistisc­h, dass die Wahrschein­lichkeit zu sterben von Männern mit sehr hohem Kaffeekons­um innerhalb des beobachtet­en Zeitraumes zwölf Prozent geringer ist als unter Nicht-Kaffeetrin­kern (wir berichtete­n). Bei den Frauen sind es übrigens sieben Prozent.

Was lernen wir aus solch interessan­ten statistisc­hen Erkenntnis­sen? Kaffeegenu­ss scheint nicht schädlich für die Gesundheit zu sein. Man würde aber mit der Behauptung, dass Kaffeetrin­ker grundsätzl­ich länger leben, ein neues Vorurteil verbreiten.

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