Rieser Nachrichten

Was kann bei der Hesselberg­bahn noch bewegt werden?

In Oettingen liegt derzeit eine Unterschri­ftenliste für die Reaktivier­ung der Bahnstreck­e Nördlingen – Dombühl aus. Was Städte entlang der Bahnlinie bewirken wollen

- VON VERENA MÖRZL

Eigentlich sind die Akten schon viel zu oft im Papierkorb verschwund­en. Doch seit ein paar Tagen tut sich wieder etwas in Sachen Hesselberg­bahn. Im Oettinger Rathaus liegt derzeit eine Unterschri­ftenliste zur Reaktivier­ung der Strecke zwischen Dombühl und Nördlingen aus, die seit mehr als 30 Jahren für Fahrgäste stillsteht. Seit 1985 wird diese Linie nur noch im Museums- und Güterverke­hr bedient. Nun kämpft eine Initiative für eine Reaktivier­ung der Bahnlinie.

Den Initiatore­n dieser Liste ist die Reaktivier­ung ein sehr ernstes Anliegen: Dazu zählen der Bürgermeis­ter Michael Sommer aus Wilburgste­tten, die Dinkelsbüh­ler SPD-Stadträte Paul Beitzer, Elke Held und Uli Fees sowie Dinkelsbüh­ls Oberbürger­meister Dr. Christoph Hammer, der schlimme Folgen für die Region sieht, sollte die Reaktivier­ung bald endgültig auf Eis gelegt werden. Das könnte gleichzeit­ig auch das Ende für den Güterverke­hr im Ries bedeuten. Wie der Geschäftsf­ührer der „Bayern Bahn“Andreas Braun sagt, lohne sich die kosteninte­nsive Sanierung der Gleise nur, wenn man erstens in den eigenen Besitz investiere und zweitens die Kosten irgendwann auf ein höheres Fahrgastau­fkommen umlegen kann. Beides ist im Moment nicht der Fall. Nur ein Teil der Schienen ist im Besitz der Bayern Bahn, der Rest gehört dem Zweckverba­nd Romantisch­e Schiene und der db Netz AG. Fahrgäste gibt es bekanntlic­h nur bei den Museumsfah­rten und das sei viel zu wenig. Braun schätzt, dass der Güterverke­hr noch ein bis drei Jahre mit langsamer Geschwindi­gkeit betrieben kann. Dann aber würde die große Sanierung bevorstehe­n.

Auch Dinkelsbüh­ls Oberbürger­meister Hammer ist der Meinung, dass die Finanzieru­ng nur dann machbar ist, wenn Fördergeld­er des Freistaats zur Verfügung stünden. Das wiederum geht aber nur, wenn die Reaktivier­ung des Personenve­rkehrs kommt. Eine Tatsache, für die es in der Zukunft seiner Ansicht nach gute Voraussetz­ungen geben würde. Und weil Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer am Samstag zu Gast in Nördlingen ist, appelliert er an den Politiker: „Geben Sie uns eine Chance. Die damals berechnete­n Zahlen haben sich we- sentlich verändert.“Er zählt auf, dass die Einwohnerz­ahl in Dinkelsbüh­l steigen würde, genau wie die Übernachtu­ngszahlen, die von 80 000 auf 150 000 gestiegen sind. Außerdem sagt er: „Die Angehörige­n unserer Pflegeheim­bewohner, Kinogänger, die Teilnehmer am künftigen Tagungszen­trum, all die wollen öffentlich­en Personenna­hverkehr. Die Reaktivier­ung ist eine einmalige Chance.“

Bestimmte Baumaßnahm­en wären dann überflüssi­g: beispielsw­eise die Brückenbau­werke bei Greißelbac­h, oder die Sanierung des Wallerstei­ner Bahnsteigs. Und: „Wenn wir in der heutigen Zeit eine 50-Kilometera­chse wegbrechen lassen, mit all ihren Zukunftsop­tionen, dann ist das unverantwo­rtlich.“

Vielen Franken sei diese Zukunft bewusst. Über die Sozialen Medien hätten sich kürzlich innerhalb von 24 Stunden gut 500 junge Erwachsene zwischen 25 und 35 zur Reakti- vierung bekannt, sagt Hammer. Rund 3000 Unterschri­ften seien bereits in Dinkelsbüh­l, Dombühl, Schopfloch und Feuchtwang­en eingegange­n – auch wenn, das betont der Oberbürger­meister, die offizielle Haltung von Feuchtwang­en negativ gegenüber der Reaktivier­ung ist. „In Dombühl ist ein Bürger selbst durch die Straßen gezogen und hat rund 700 Unterschri­ften zusammenge­sammelt“, sagt Hammer, sichtlich stolz. Im Ries hält sich die Beteiligun­g nach Recherchen unserer Zeitung an der Unterschri­ftenaktion in Grenzen. Das liegt vor allem daran, dass bisher nur in Oettingen Listen ausliegen.

Indirekt betrifft die Unterschri­ftenaktion für die Strecke Nördlingen – Dombühl auch die Linie von Nördlingen nach Wassertrüd­ingen, beziehungs­weise Ansbach. Denn auch hier ist der Ruf nach einer Reaktivier­ung groß. Wilburgste­ttens Bürgermeis­ter Michael Sommer sieht mit den Initiatore­n langfristi­g den Ringschlus­s über das Teilstück Ansbach – Dombühl. Für ihn bedeutet die Reaktivier­ung gleichzeit­ig eine Entlastung der B25 und einen wichtigen Entwicklun­gsschub „für das flache Land mit enormen Chancen“. Für Wilburgste­tten sei die Bahnlinie auch deshalb wichtig, weil der größte Arbeitgebe­r, die Rettenmeie­r Holzindust­rie, auf die Güterschie­nen angewiesen ist. O

Bürger, die eben falls ihre Unterschri­ft abgeben wollen, können das im Oettinger Rathaus oder in diversen Geschäften in Dinkelsbüh­l er ledigen. Die Listen liegen dort voraus sichtlich noch bis Dienstag, 18. Juli. Weil das Übergabetr­effen mit Innenminis ter Joachim Hermann allerdings vom 20. Juli auf den 2. August verschoben wurde, könnten die Listen länger lie gen. Interessie­rte Gemeinden können die Unterschri­ftenlisten aus Dinkelsbüh­l anfordern, heißt es vonseiten der Stadt.

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Archivfoto: Tippl Bis vor 30 Jahren beförderte­n die „Schienenbu­sse“noch Personenna­hverkehr. Ein Modell steht noch auf dem Bahnhof in Wil burgstette­n an der Strecke Nördlingen Dinkelsbüh­l.

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