Rieser Nachrichten

Jetzt wird es noch schwerer für Martin Schulz

Die innere Sicherheit, eine Domäne der Union, wird nach den Hamburger Krawallen endgültig zum großen Wahlkampft­hema. Auch „Linke“üben Gewalt aus

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Es läuft schlecht für die SPD. Kein Hauch von Wechselsti­mmung ist spürbar, Angela Merkel im Duell mit Martin Schulz obenauf. Entschiede­n ist nichts. Aber das Ziel der SPD, am 24. September stärkste Kraft zu werden und der Union das Kanzleramt zu entwinden, scheint in unerreichb­are Ferne gerückt. Schulz ist es bisher nicht gelungen, die Deutschen von der Notwendigk­eit einer Abwahl Merkels zu überzeugen. Und nun, da die innere Sicherheit nach den Hamburger Ausschreit­ungen noch stärker ins Blickfeld der Bürger gerät, werden seine Karten nicht besser.

Auf diesem Felde nämlich vertrauen die Leute der Union deutlich mehr als der SPD. Der ohnehin schon weit zurücklieg­ende Merkel-Herausford­erer hat jetzt auch noch eine Debatte am Hals, die er im Grunde nicht gewinnen kann – weil die SPD keinen Mann mehr hat von der Statur Otto Schilys und in den Augen vieler Bürger die nötige Härte und Entschloss­enheit im Kampf gegen Kriminalit­ät, Gewalttäte­r oder die islamistis­che Szene vermissen lässt. Es sei nur erinnert an die furchtbare Kölner Silvestern­acht. Das Versagen der damaligen Regierung schadet der SPD bis heute. Und auch „Hamburg“, wo ein SPD-Bürgermeis­ter regiert, sät Zweifel an der sicherheit­spolitisch­en Kompetenz der SPD.

Schulz und Gabriel halten mit starken Sprüchen („Mordbrenne­r“) und schneidige­n Attacken auf Merkel dagegen. Nun ja, es ist Wahlkampf, und natürlich versuchen CDU und CSU, Hamburg als Resultat allzu großer Toleranz gegenüber linksradik­alen Gruppen darzustell­en. Aber warum nur versteigt sich die SPD zu der historisch falschen Behauptung, „links“und Gewalt hätten nichts miteinande­r zu tun. Waren Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot oder die Terroriste­n der RAF etwa keine „Linken“? Auch eine linke Weltanscha­uung, die auf eine gerechtere, umverteile­nde Gesellscha­ft hinauswill, birgt in ihrer radikalen Spielart das Moment extremer Gewalt. Nicht nur „rechtem“Denken wohnt die Gefahr eines Abgleitens in den Extremismu­s inne. Die Äußerungen von Schulz („Links und Gewaltanwe­ndung schließen einander aus“) sind umso seltsamer, als die SPD immer gegen Extremismu­s gekämpft hat, Gewalt als Mittel der politische­n Auseinande­rsetzung verabscheu­t und sich deshalb nicht zu verteidige­n braucht. Die Partei sagt glasklar Nein zu jeder Form von politische­r Gewalt – im Gegensatz zur Linksparte­i und zu Teilen der Grünen, in deren Milieus „Gewalt gegen Sachen“auf ein gewisses bagatellis­ierendes Verständni­s stößt und die Schuld an allem gerne der Polizei zugeschanz­t wird.

Das Problem der demokratis­chen Linken insgesamt ist, dass sie „Links“per se für ehrenwert und gut hält, sind doch alle Strömungen einem edlen Anliegen verpflicht­et. Dabei wird übersehen, dass es auch „linke“Antidemokr­aten gibt. Das ist der Grund, warum die Linke Linksextre­mismus unterschät­zt und verharmlos­t und die linksextre­me Szene teils toleriert. Man erklärt linke Gewalttäte­r zu „Kriminelle­n“, weil es ja angeblich keine linke Gewalt gibt – und sortiert alles, was „Rechts“ist, als radikal und extrem ein. Man rührt im „Kampf gegen Rechts“die demokratis­che Rechte in einen Topf mit den Extremen, leugnet jedoch die linken Ursprünge des Linksextre­mismus.

Dass es schlecht läuft für Schulz, hat vor allem auch mit seiner mangelnden Machtoptio­n zu tun. Kanzler werden kann er wohl nur mit einem rot-rot-grünen Bündnis. Nach den Ereignisse­n von Hamburg jedoch und dem windelweic­hen Nein der Linksparte­i zu den politisch motivierte­n Gewalttate­n dürfte dieses Modell weder in der SPD noch in der Bevölkerun­g an Zustimmung gewonnen haben.

Der SPD fehlt ein Mann von der Statur Schilys

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