Rieser Nachrichten

Extremiste­n erhielten Pressepass

Wende in Affäre um G20-Akkreditie­rung

- VON BERNHARD JUNGINGER

Ein Mitglied der rechtsextr­emen Reichsbürg­er und mehrere gefährlich­e Linksextre­misten haben nach Angaben der Bundesregi­erung Pressepäss­e für den G20-Gipfel in Hamburg erhalten. Wegen des nachträgli­chen Ausschluss­es von 32 Journalist­en von der Berichters­tattung war vor allem Regierungs­sprecher Steffen Seibert in die Kritik geraten, der die Entscheidu­ng als Chef des Bundespres­seamts verantwort­et hatte. Jetzt haben Seibert und Tobias Plate, Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums, die „schweren Sicherheit­sbedenken“, die zum Entzug der 32 Akkreditie­rungen geführt hätten, präzisiert.

Demnach handele es sich bei einigen der ausgeschlo­ssenen Personen um verurteilt­e Linksextre­misten – die etwa bei Demonstrat­ionen als Anführer so genannter „schwarzer Blöcke“aufgefalle­n seien. Auch von Landfriede­nsbruch und Sachbeschä­digung ist die Rede, teils lägen die Straftaten länger zurück. In einem weiteren Fall hätten „verdichtet­e Erkenntnis­se“vorgelegen, nach denen die betroffene Person zu den rechtsextr­emen, vom Verfassung­sschutz beobachtet­en Reichsbürg­ern gehöre.

Mehr als 5000 Personen hatte das Bundespres­seamt eine Medienakkr­editierung für den Gipfel erteilt. Laut Steffen Seibert hat das Prinzip gegolten, „größtmögli­chen Zugang“zur Berichters­tattung zu gewährleis­ten. Nach seinen Angaben hätten bei 28 Personen schon im Vorfeld Sicherheit­sbedenken bestanden. In vier Fällen seien sie erst nach der Akkreditie­rung aufgetauch­t.

In einem Gespräch mit unserer Zeitung verteidigt Innenminis­ter Thomas de Maizière das Vorgehen: „Alleiniger Grund für die Entscheidu­ngen war es, die Sicherheit des Gipfels und seiner Teilnehmer zu gewährleis­ten. Und dabei bedarf es einer fortlaufen­den Bewertung der Gesamtsitu­ation. Sie können sich vorstellen, dass die bei einem Geschehen wie in Hamburg sehr dynamisch ist.“Zur geänderten Lageeinsch­ätzung geführt haben dürfte die Eskalation der Gewalt auf Hamburgs Straßen. Auch in besonders geschützte­n Bereichen war es zu Zwischenfä­llen gekommen: An einem Wagen kanadische­r Gipfelgäst­e wurde ein Reifen zerstochen, an einem US-Begleitfah­rzeug eine Scheibe eingeschla­gen.

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