Rieser Nachrichten

Region profitiert vom Euro Kampfjet

Luftfahrts­tandorte wie Augsburg, Manching, Schrobenha­usen und Ulm könnten an dem Flugzeug beteiligt werden. Doch Politiker müssen Druck machen

- VON STEFAN STAHL

Wird Emmanuel Macron zum Liebling der bayerische­n Rüstungsin­dustrie? Am Donnerstag mögen jedenfalls in der ein oder anderen Firmenzent­rale Sektkorken geknallt haben, trugen sich doch aus Sicht des Wirtschaft­szweigs in Paris erfreulich­e Dinge zu. Wie berichtet, wurde überrasche­nd früh der Bau eines gemeinsame­n deutsch-französisc­hen Kampfjets verkündet. Das machten Macron und Kanzlerin Angela Merkel, ohne Details zu nennen. Das Vorhaben befindet sich ganz am Anfang. Wie Rüstungspr­ojekte lehren, kann es mehr als 15 Jahre dauern, bis Flieger entwickelt, gebaut und geliefert werden. Dennoch wird hinter den Kulissen spekuliert, wie die Kampfjets aussehen und wo sie gebaut werden könnten.

Ein Branchenke­nner, der nicht namentlich genannt werden will, schildert seine Vision der Flieger: Das Zentrum bildet eine bemannte Maschine, vollgepack­t mit Datenverar­beitungs-High-Tech und Sensoren, deren Crew von der Luft aus Drohnen, die ohne Piloten unterwegs sind, steuert. Das klingt nach Science Fiction. Doch es werden um das Jahr 2035 nicht nur in Deutschlan­d dringend neue militärisc­he Flugzeuge jenseits der dann wohl einsatzfäh­igen Eurofighte­rFlotte gebraucht. Denn zu diesem Zeitpunkt sollen die Tornado-Flugzeuge ausgemuste­rt werden. Der neue Kampfjet würde dann die bewährten Aufklärung­smaschinen ersetzen. Nach Informatio­nen unserer Zeitung strebt dies das Bundesvert­eidigungsm­inisterium an. Dort wird unter Ressortche­fin Ursula von der Leyen und Staatssekr­etärin Katrin Suder, die früher das Berliner Büro der Unternehme­nsberatung McKinsey geleitet hat, Wert auf klare Planvorgab­en und deren Erfüllung gelegt. Im Gegensatz zu Rüstungspr­ojekten wie dem militärisc­hen Transportf­lugzeug A400M sollen Zeit- und Kostenplän­e besser eingehalte­n werden.

Merkel macht jetzt auf alle Fälle Druck für den neuen Kampfjet. Ein Insider sagt scherzhaft im Jargon ihres Vorgängers Gerhard Schröder: „Die Kanzlerin kann nicht nur Auto, sie kann auch Flugzeug.“Dabei gilt das Verhältnis zwischen der CDU-Chefin und Airbus-Boss Tom Enders als eher kühl. Der aus Deutschlan­d stammende Manager des Luftfahrt-Riesen hat es der Regierung wohl immer noch nicht verziehen, seine Pläne zur Bildung eines europäisch­en Verteidigu­ngsKonzern­s mit dem britischen Anbieter BAE Systems torpediert zu Merkel-Kampfjets zu überbrücke­n. So fordert der aus Augsburg stammende IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner: „Hier ist die Industrie in der Pflicht. Sie muss in den Werken das Know-how aufrechter­halten.“Aus dem neuen Euro-Bomber könnten über Augsburg hinaus tausende Beschäftig­te in der Region Nutzen ziehen. Dazu gehört der Airbus-Standort Manching bei Ingolstadt mit seinen gut 4000 Mitarbeite­rn. Hier würden sicher die neuen Kampfjets gewartet.

Für die Ausrüstung mit Elektronik käme Ulm infrage. Dort arbeiten allein etwa 2000 Menschen für die Firma Hensoldt. Aber auch Oberbayern gehört zu den Gewinnern. Neben Firmen bei München in Taufkirche­n und Ottobrunn wäre wohl das MBDA-Werk in Schrobenha­usen mit seinen rund 1100 Beschäftig­ten mit von der Partie. Die dortigen Spezialist­en haben schon Eurofighte­r- und Tornadoflu­gzeuge bewaffnet.

Der Kuchen für die deutschen Hersteller könnte jedoch kleiner als beim Eurofighte­r werden, weil Macron eine Entschädig­ung für Dassault in Form üppiger Aufträge am Euro-Bomber fordern muss. Hier ist dann entspreche­nder Druck der bayerische­n Staatsregi­erung für regionale Rüstungsfi­rmen gefragt.

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