Rieser Nachrichten

Darknet Lieferunge­n nach Nördlingen

Ecstasy, Kokain, Meth und Amphetamin: Die Drogen waren an einen Nördlinger adressiert. Der Fall geht zurück auf den Kinderzimm­er-Dealer von Leipzig und seine Seite „Shiny Flakes“

- VON VERENA MÖRZL

Nördlingen gendealer verschickt­e seine Pakete an Junkies weltweit, wohl auch ins Ries. Dokumentie­rt ist das auf einer Liste, die Ermittler in Leipzig als Beweismitt­el gesichert haben. Darin standen auch die Adressen aus Nördlingen.

Der Angeklagte konnte am Mittwoch lediglich wegen des Drogenbesi­tzes schuldig gesprochen werden, nicht aber für die Bestellung­en. Helmut Beyschlag verhängte, wie von der Staatsanwa­ltschaft gefordert, 90 Tagessätze à 40 Euro. Der Mann war nicht vorbestraf­t und nahm das Urteil an. Weil es an Beweisen für die Drogenbest­ellungen mangelt, gilt die Unschuldsv­ermutung für den Angeklagte­n. „Auch wenn die Sache wirklich gewaltig stinkt“, sagte Beyschlag, der mit diesem Kommentar die Worte des Verteidige­rs Walter Rubach aufgriff.

Tatsächlic­h werfen diverse Ungereimth­eiten Fragen auf. Der Emailaccou­nt, von dem die Bestellung­en des Angeklagte­n und eines weiteren Nördlinger­s ausgingen, konnte nicht zugeordnet werden. Die beiden Männer sollen wohl seit der Kindheit befreundet sein. Der Angeklagte sagte, dass er keinen Emailaccou­nt mehr besitzen würde, seitamin dem die Polizei diesen gesperrt hätte. „Zünden Sie dann ein Lagerfeuer an, wenn sie Bestellung­en machen?“, sagte Beyschlag, der nicht glaubte, dass ein junger Geschäftsm­ann keinen Emailverke­hr betreibt. Die Staatsanwä­ltin zweifelte an dieser Theorie ebenfalls. Der 31-Jährige fügte hinzu, dass Geschäftsm­ails über seinen Vater laufen würden.

Verteidige­r Rubach sagte, dass es kein Wissen darüber gebe, ob die Bestellung­en je angekommen seien, sondern nur einen Verdacht. Die Post habe die Daten nicht mehr gespeicher­t. Außerdem sei der Briefkaste­n von der Straße leicht zugänglich. Jeder hätte Bestellung­en einwerfen und herausnehm­en können. „Man könnte darüber nachdenken, ob die beiden Nördlinger gemeinsam was gemacht haben, muss man aber nicht“, fügte Rubach hinzu. Beide Täter kämen für die Bestellung­en in Betracht.

Die Ermittlung­en, so ein als Zeuge geladener Polizist, hätten bislang keine Erkenntnis­se über Zusammenhä­nge gebracht. Der DarknetFal­l eine Woche zuvor wurde eingestell­t, weil der Mann nicht mehr an der Adresse gemeldet war, von der Bestellung­en ausgingen.

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