Die falsche Rolle gewählt
Die Politik als Showbühne. Kaum einer in Bayern beherrscht das besser als Markus Söder. Als Heimatminister setzt er sich vehement für das flache Land ein. Auf diesem lässt sich der Politiker auch regelmäßig blicken, auch bei Vereinsfesten. Als Redner bei einem „Politischen Abend“ist der Franke heiß begehrt, weil eloquent und populär. Das zeigte sich in der Region in den vergangenen Jahren mehrmals.
Es steht einem Heimatminister grundsätzlich nicht schlecht, in einem 700-Einwohner-Dorf die Schirmherrschaft beim Feuerwehrfest zu übernehmen. Allerdings sollte Söder dann beachten: Ein Schirmherr ist keiner, der beim Jubiläum Wahlkampf in eigener Sache und gegen andere Parteien betreibt. In einer solchen Funktion ist vielmehr der Staatsmann gefragt, der seine Verbundenheit zur ländlichen Gegend zum Ausdruck bringt. Söder hat in Amerbach leider die Rolle des klassischen PolitikAschermittwoch-Redners gewählt. Der hat zwar einen nicht zu leugnenden Unterhaltungswert. Aber diese Form war halt in diesem Fall weniger angebracht.
Schade ist zudem, dass sich der Minister nur wenig auf Amerbach eingelassen hat. Kaum war er dort, war er auch schon wieder verschwunden. Die Feuerwehr dürfte das verkraften. Den Verantwortlichen war bewusst, auf was sie sich einlassen. Söder bescherte ihnen ein volles Zelt. Die übrigen Tage des perfekt organisierten Fests werden sicher auch ohne den Schirmherr zu einem unvergesslichen Erlebnis.