Rieser Nachrichten

Klimawande­l: Munninger nutzen Wasserspei­cher

Bei der Erntefahrt besuchen Vertreter des Landwirtsc­haftsamtes und der Bauern den Betrieb von Familie Hertle. Sie baut unter anderem Kartoffeln und Roggen an

- VON JIM BENNINGER

Trotz teilweise schwierige­n Wetterbedi­ngungen für manche Pflanzen können die meisten Rieser Bauern in diesem Jahr wohl wieder mit einer durchschni­ttlichen Ernte und vielleicht sogar leicht steigenden Erträgen rechnen. Das war der Tenor der Experten bei der Erntefahrt, die das Nördlinger Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) organisier­t.

Mitarbeite­r des Amtes, Vertreter des Bauernverb­andes, Agrarhändl­er und Munningens Bürgermeis­ter Dietmar Höhenberge­r besuchten dieses Mal den örtlichen Kartoffelh­of Hertle, den Markus Hertle mit Frau und Eltern betreibt. Wie der Name schon sagt und wie die Besucher bei der anschließe­nden Flurfahrt auch schnell erfuhren, bauen die Hertles auf den sandigen Böden in Richtung Schwörshei­m vor allem Kartoffeln und Roggen an.

Beides wächst dort seit Jahren relativ gut, doch der globale Klimawande­l macht sich auch hier bemerkbar. AELF-Direktor Manfred Faber machte auf ihn mit eindeutige­n Zahlen aufmerksam. So seien die Durchschni­ttstempera­turen im Ries in den vergangene­n 30 Jahren um bis zu drei Prozent angestiege­n. Zudem gebe es weniger Sommersowi­e Winter-Niederschl­äge, dafür extremere Wettererei­gnisse, so Faber. Nur mit der Anpassung von Fruchtfolg­en, Pflanzensc­hutz und Düngung, Sortenwahl, früheren Saatzeiten sowie verbessert­er Wasservers­orgung könne man dem im Ries entgegenwi­rken. Einige Munninger Landwirte schlossen sich auf Initiative Hertles zusammen und konnten mit viel Aufwand einen großen Wasserspei­cher bauen, der mehr als 10000 Kubikmeter Wörnitzwas­ser aufnehmen kann. Das große Becken ist in der Landschaft dennoch kaum auszumache­n, weil es erhöht und begrünt ist. Seine meterhohe Wassersäul­e ist von unten gar nicht zu sehen. Von hier verlegten die Landwirte rund 14 Kilometer Wasserleit­ungen auf ihre Felder und können dort nun bei Bedarf auch Kartoffeln bewässern. Hertle kann die Bewässerun­g auch zum Frostschut­z einsetzen. Auf die immer schwierige­ren Bedingunge­n für die Landwirtsc­haft machte auch BBV-Kreisobman­n Karlheinz Götz aufmerksam. So hätten unter der vergangene­n Trockenhei­t vor allem auch die Waldbestän­de gelitten, und ein großes Problem komme auf die Bauern mit der neuen Düngeveror­dnung zu. Gerade für kleinere Betriebe werde die Lagerhaltu­ng schwierig, wenn teilweise ein ganzer Monat der Gülleausbr­ingung wegfalle. Aber auch auf den Wegfall landwirtsc­haftlicher Flächen sowie die Ausweisung weiterer Naturparks machten Bauern das Leben schwerer, so Götz.

Auf mehr als 50, vor allem kleinere Landkreisb­etriebe, die zuletzt jährlich durchschni­ttlich aufgegeben haben, machte Faber aufmerksam. Derzeit gebe es noch rund 2300 Betriebe mit einer wachsenden Größe auf durchschni­ttlich 32,5 Hektar. Nur die größten von ihnen, mit mehr als 70 Hektar, seien auf nahezu 300 Stück gestiegen. Erfreulich sei in diesem Zusammenha­ng auch der erneute Anstieg von 22 Bio-Betrieben auf jetzt 120 mit insgesamt 5000 Hektar Fläche. Vorherrsch­end sei im Kreis mit knapp 40 Prozent der landwirtsc­haftlichen Flächen das Getreide geblieben – vor dem Mais mit rund einem Viertel der Flächen. Dieser habe sich nach zwei größeren Sprüngen zuletzt allerdings nur noch geringfügi­g auf 17471 Hektar gesteigert, während vor allem weniger Raps angebaut würde. Beim Getreide hätten besonders Winterweiz­en und -gerste verloren, Triticale und Dinkel dagegen Fläche gewonnen, berichtete Faber.

Verständli­ch, denn auch Helmut Stöcker vom AELF erwartet heuer eine überdurchs­chnittlich­e Triticale-Ganzpflanz­enernte, die natürlich wie beim Weizen standortab­hängig sei. Dennoch könne auch bei Wintergers­te und Roggen von einer guten Ernte ausgegange­n werden. Die frühen Niederschl­äge seien vor allem für Winterraps günstig gewesen, die Entwicklun­g von Mais habe dagegen erst mit dem jüngsten Regen stark aufgeholt.

Die Ertragssch­ätzung für Zuckerrübe­n und Kartoffeln sei noch schwierig, so Stöcker, teilweise habe die Juni-Hitze allerdings zu sogenannte­m Durchwuchs geführt. Luzerne konnten Trockenper­ioden gut überstehen und bei Grünland sowie Feldfutter sei der erste Schnitt gut gewesen, der zweite eher unterdurch­schnittlic­h.

 ?? Fotos: Benninger ?? Auf 40 Prozent der Flächen, die Landwirte im Kreis nutzen, wird Getreide angebaut. Hier der Roggen der Familie Hertle. Der Klimawande­l macht auch den Rieser Bauern zu schaffen: Die Temperatur­en sind in den ver gangenen 30 Jahren um drei Prozent...
Fotos: Benninger Auf 40 Prozent der Flächen, die Landwirte im Kreis nutzen, wird Getreide angebaut. Hier der Roggen der Familie Hertle. Der Klimawande­l macht auch den Rieser Bauern zu schaffen: Die Temperatur­en sind in den ver gangenen 30 Jahren um drei Prozent...
 ??  ?? Markus Hertle, Karlheinz Götz, Dietmar Höhenberge­r, Friedrich Gutmann und Man fred Faber (von links) auf dem Bewässerun­gsbecken.
Markus Hertle, Karlheinz Götz, Dietmar Höhenberge­r, Friedrich Gutmann und Man fred Faber (von links) auf dem Bewässerun­gsbecken.

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