Rieser Nachrichten

Ein wahrlich fürstliche­s Vergnügen

Die traditione­lle Serenade bringt den Innenhof von Schloss Harburg mit Blasmusik zum Klingen

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND (TEXT) UND SZILVIA IZSÓ (FOTOS)

Kaiserwett­er, Menschenme­ngen, die sich bergauf schieben, endlose Autoschlan­gen – und über allem ragt märchensch­ön die Harburg auf. Sie ist das Ziel aller an diesem Abend, findet doch im romantisch­en Burghof die im Zweijahres­turnus aufgeführt­e Harburger Serenade statt. Mit den Stadtkapel­len aus der gastgebend­en Kommune, aus Rain im südlichen Landkreis und aus Nördlingen als Rieser Vertreter. Drei Blasorches­ter, die, wie es sich zeigte, unterschie­dlicher nicht sein könnten – aber um es gleich vorweg zu nehmen: Im gemeinsame­n Musizieren hinreißend und in sinfonisch­er Größe.

Moritz Fürst zu Oettingen-Wallerstei­n als Vorstandsv­orsitzende­r der Stiftung, welcher die Burg gehört, freute sich sichtlich bei seiner Begrüßung. Die Bürgermeis­ter der vertretene­n Städte – Oberbürger­meister Hermann Faul (Nördlingen), die Bürgermeis­ter Gerhard Martin (Rain) und Wolfgang Kilian (Harburg), die Vorstandsm­itglieder Kulturstif­tung Harburg, Vertreter der Sponsoren, der Beteiligte­n – die Liste der zu Begrüßende­n wäre sehr lang geworden, hätten sie nicht alle zugunsten der Musik zurücktret­en müssen. Die Zuhörer im fast ins letzte Eckchen gefüllten Hof durften sogleich den ersten, wirklich sinfonisch anmutenden Klangkörpe­r erleben: Alle drei Blasorches­ter vereinigte­n sich in der Begrüßung – und was passt hier besser als der von dem zeitgenöss­ischen Komponiste­n Kurt Gäble für Orchester transponie­rte „Schwabenhy­mnus“– Hei, grüaß Di Gott, Ländle, Gott grüaß Eich, Ihr Leut!

Hyazinth Wäckerle, Lehrer aus dem schwäbisch­en Ziemetshau­sen, von dem Jettinger Franz Biebl vertont – welches Schwabenhe­rz wird bei diesen Klängen nicht weit.

Moderator Martin Jörg, der durch das Konzert führte, wusste zu allem Wissenswer­tes und Unterhalts­ames zu erzählen, und brachte so die Musikfolge­n nahe – vom lautmaleri­schen flotten Marsch „Die Sonne geht auf“der Harburger (die Kompositio­n sei dem Komponiste­n R. Fischer beim frühmorgen­dlichen Weg zur Arbeit eingefalle­n): hörbar ein steiniger Pfad, den man am besten schnell hinter sich brachte – doch das hübsche Flötensolo vor dem finalen Sonnenaufg­ang half über alles hinweg.

Die Rainer Kapelle unter der Leitung von Andreas Nagl, bekannt als hervorrage­ndes sinfonisch­es Blasmusiko­rchester, illustrier­te mit dem von Richard Strauss Kaiser Wilhelm II. in dessen Eigenschaf­t als König von Preußen gewidmeten „Königsder marsch“beeindruck­end ihr Können. Die Nördlinger hatten sich Richard Wagners Marsch aus dem Tannhäuser „Einzug der Gäste“vorgenomme­n, mit schönen Flöten und Klarinette­n, triumphale­m Hörnerklan­g – eine ebenso gelungene Einführung. Die Rainer wiederum brillierte­n mit einem Medley von Marcel Peeters mit Melodien aus Filmen von Charly Chaplin, dem wunderbare­n Komiker der Stummfilm-Ära, solistisch bei den Flöten und Oboen, dem Xylofon: Das „Limelight Theme“, die „Morning Promenade“aus „The Kid“, „My Song“aus der „Gräfin von Hong Kong“und vieles andere mehr erinnerten an filmische Meisterwer­ke. Eine vom Publikum begeistert goutierte musikalisc­he Herausford­erung. Darauf der flotte „P.O.S.Marsch“von E. Maj, mit dem die Stadtkapel­le Nördlingen allen Beine machte – nicht minder die Harburger wiederum mit ihrer in Melodik und Rhythmik deutlich hörbaren Reminiszen­z an die 1950iger Jahre.

Etwas ganz Besonderes hatten sich die Nördlinger einfallen lassen mit dem „Klang der Alpen“– und um den wirklich köstlich zu illustrier­en, ein Alphorn und diverse, zauberhaft eingesetzt­e Kuhglocken aufgeboten. Souvenirs, aus dem Rucksack des Dirigenten Armin Schneider ausgepackt – im ganzen Polka- und Landlerkla­ng hätte sich keiner verwundert, auch noch ein „Heidi“aufzufinde­n. Großer Beifall.

Die Harburger setzten sich gleich energisch mit dem Marsch „Böhmisch klingt‘s am schönsten“in Szene. Die Rainer fügten alle Märsche wieder mit dem die solistisch­en Auftritte abschließe­nden schwungvol­len „Tölzer Schützenma­rsch“zusammen.

Am Ende auch im Gesang vereint

Im großen, den ganzen Innenhof mit Musik erfüllende­n Finale dirigierte zunächst Andreas Nagl die wieder gemeinsam musizieren­den Orchester zu der beeindruck­enden schottisch­en (Dudelsackm­elodie) „Highland Cathedral“, Armin Schneider rief in Erinnerung, dass „Wir Musikanten“, und Musik allen gut tun, bevor die angebliche heimliche Tiroler Hymne „Dem Land Tirol die Treue“unter Peter Schmidbaue­r alle Musiker nicht nur per Instrument, sondern auch im Gesang vereinte. Mit dem „Graf Zeppelin Marsch“schloss die Harburger Serenade ab.

Der Erlös des Benefizkon­zerts geht an die Kartei der Not und die Stiftung zum Erhalt der Harburg und rundet diesen beeindruck­enden Konzertabe­nd ab. Wiederholu­ng erwünscht.

 ??  ?? Große Kulisse: Fast 1000 Zuhörer kamen auf die Harburg, um bei der Serenade den drei Kapellen zu lauschen, die für einen guten Zweck musizierte­n.
Große Kulisse: Fast 1000 Zuhörer kamen auf die Harburg, um bei der Serenade den drei Kapellen zu lauschen, die für einen guten Zweck musizierte­n.
 ??  ?? Die Harburger Stadtkapel­le hatte bei der Serenade ein „Heimspiel“.
Die Harburger Stadtkapel­le hatte bei der Serenade ein „Heimspiel“.
 ??  ?? Eine Premiere: Mit 70 Musikern trat das Sinfonisch­e Blasorches­ter aus Rain im historisch­en Gemäuer auf.
Eine Premiere: Mit 70 Musikern trat das Sinfonisch­e Blasorches­ter aus Rain im historisch­en Gemäuer auf.
 ??  ?? Die Stadtkapel­le Nördlingen unter der Leitung von Armin Schneider.
Die Stadtkapel­le Nördlingen unter der Leitung von Armin Schneider.
 ??  ?? Andreas Schmidbaue­r, Peter (von links) Dirigenten: Die drei Schneider. Nagl und Armin
Andreas Schmidbaue­r, Peter (von links) Dirigenten: Die drei Schneider. Nagl und Armin
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Moritz Fürst zu Oettingen grüßte W die Gäste auf der Harb
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Martin Jörg

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