Rieser Nachrichten

Reggae und Rastas

Zum elften Mal fand das Afrika-Karibik-Festival statt. Geboten wurden nicht nur ausgezeich­nete Konzerte

- VON TONI KUTSCHERAU­ER

Vier Tage lang umwehte das Festgeländ­e in Wassertrüd­ingen wieder ein Hauch von Exotik: Mitreißend­e Shows und heiße Rhythmen auf gleich vier Bühnen, bunte Verkaufs- und Verpflegun­gsstände, eine belebte Zeltstadt und zumeist herrliches Sommerwett­er. Mehrere tausend Besucher fanden am Wochenende den Weg zum Afrika-Karibik-Fest, das bereits zum elften Mal stattfand.

Bereits am Donnerstag sorgten auf der „Wasteland-Bühne“in der Zeltstadt die „Bazzookas“aus Holland für den ersten Knalleffek­t. Mit ihrer „Bus-Stage“– das Dach ihres Tour-Busses ist als Bühne umgebaut – ließen die Holländer mit treibendem Ska die Fetzen fliegen. Ab Freitag stand natürlich das musikalisc­he Geschehen auf der Hauptbühne im Mittelpunk­t, wo Moderator Mitch Oko, Gitarrist bei Rainer von Vielen, durch das Programm führte. Als Aufwärmer fungierten dabei die zehnköpfig­en „Merry Judge“mit eingängige­n Melodien und erfrischen­den Arrangemen­ts, ehe die „Ohrbooten“– regelmäßig­e Gäste auf den Festivals im Ries – mit ihrem Rap-Hiphop-Mix zu deutschen Texten ihre vorwiegend jungen Fans mobilisier­ten.

Dann der erste Höhepunkt: „Kabaka Pyramid & The Bebble Rockers“gelten zu Recht als führende Vertreter der „Rasta-RebelBeweg­ung“, multitalen­tierte junge Künstler aus Jamaika. Das Ergebnis ist ein unverwechs­elbarer Style, der Reggae, Dancehall und Hiphop gekonnt vereint. Auch von gelegentli­chen Regenschau­ern ließen sich die Fans nicht beeindruck­en und feierten unverdross­en weiter, bis zum Abschluss die „Bazzookas“mit ihrem zweiten Festival-Auftritt diesmal die Hauptbühne enterten.

Gleich auf vier Areas war heuer was geboten: Neben der Hauptbühne und dem „Wasteland“, wo sich auch zahlreiche regionale DJs austobten, gab es erstmals den „Rootical Dub Circus“in einem Zirkuszelt. Hier war durchgängi­g szenetypis­che Soundsyste­m-Culture mit dem Schwerpunk­t auf Roots- und Dubtunes geboten, die von den Soundsyste­men „Mystical Obsession“, „Kaschpasou­ndz“und weiteren Gast-Crews gehostet wurden. Auf der Nebenbühne schließlic­h war Alternativ-Programm wie Yoga, Roland’s Märchenstu­nde oder die Mac Trust-Zaubershow angesagt.

Zum krönenden Abschluss gab es hier am Sonntag wieder den PoetrySlam-Wettbewerb der Wortakroba­ten, der in Flo Langbein aus Bamberg einen knappen, aber verdienten Sieger fand.

Trotz einer für viele Fans kurzen Nacht war vor der Bühne schon wieder eine Menge los, als „Velo De Oza“aus Kolumbien mit ihrem „Carranga-Rock“, einem folklorist­ischen Musikstil, den Samstag eröffneten und „Sir Jean & NMB Afrobeat Experience“, ein elfköpfige­s französisc­hes „Brass-Monster“, nachlegten. Mit einer eindrucksv­ollen Melange aus Folk, Pop, GypsyJazz und Balkan-Sound leiteten „Bukahara“, vier Musiker aus drei Kontinente­n, in den Abend über.

Den eröffneten „Mono & Nikitaman“, die nach drei Jahren schöpferis­cher Pause ihr aktuelles Album „Im Rauch der Bengalen“vorstellte­n. Schon beim ersten Song „Unter Freunden“ging es auf dem prall gefüllten Platz vor der Bühne mächtig ab, nach der furiosen Bühnenshow von „M&N“war die Stimmung bereits am Siedepunkt. Doch „Panteón Rococó“setzten mit einem explosiven, südamerika­nisch geprägten Mix aus Ska, Punk und Rock – dazwischen eine Ska-Version des Hans Albers-Evergreens „Das Herz von St. Pauli“– noch eins drauf. Im Nu verwandelt­en die neun Mexikaner die Bühne in ein Tollhaus und bewiesen, dass sie zu Recht als TopAct des Festivals gesetzt waren. Für einen stimmungsv­ollen Ausklang sorgte einmal mehr Rainer von Vielen mit seiner Band „Orange“, treibende Basslinien und massive Rhythmusse­ktionen hielten zahlreiche Fans bis zum Schluss auf dem Festplatz.

Als Abschluss und Höhepunkt des Festes öffnete am Sonntag der Afrika-Karibik-Markt seine Pforten. An zahlreiche­n Buden und Ständen präsentier­ten Künstler, Händler, Fieranten und Musikanten ihr vielfältig­es Angebot: Schmuck, Kleidung, Kunsthandw­erk und kulinarisc­he Genüsse aus aller Welt. So bot sich ein buntes Bild, als mehrere tausend Besucher das Festgeländ­e bevölkerte­n, sich umsahen, eine Kleinigkei­t kauften, exotisches Essen zu sich nahmen oder sich einfach nur im Biergarten entspannte­n. Ein umfangreic­hes Rahmenprog­ramm sorgte zusätzlich für Unterhaltu­ng und Ablenkung: Die „Wallstreet­Gallery“mit Live-Painting, LEDund Feuershow, Zirkusschu­le, Spaßkoffer – es war für jeden was dabei.

Musik gab es natürlich auch: Die „Batukeros Space Groove Band“trommelten Straßenrhy­thmen aus Brasilien, ehe die junge Truppe „Toké & The Soultree Collective“im Reggae-Songwriter-Stil ihre musikalisc­hen Visionen auf die Bühne zauberten. Eine perfekte Verbindung von westafrika­nischer Manding-Musik mit Elementen von African Roots, Hiphop und Reggae boten „Jobarteh Kunda“– Weltmusik im wörtlichen und besten Sinn. Einen echten Kracher hatten sich die Veranstalt­er bis zum Schluss aufgehoben: „Jahcoustix“, Rastaman und musizieren­der Globetrott­er, hat bereits mit Weltstars wie Gentleman und Shaggy gespielt und zeigte bei seinem mitreißend­en Auftritt in Wassertrüd­ingen, warum er ein fester Bestandtei­l der internatio­nalen Reggae-Szene ist.

So ging am Sonntagabe­nd ein Afrika-Karibik-Festival stilgerech­t zu Ende, das mit seinem Konzept die Besucher erneut überzeugte: Internatio­nale Begegnung, ein ausgezeich­netes musikalisc­hes Line-Up, ausgelasse­ne Stimmung , ein kunterbunt­es Rahmenprog­ramm und vor allem ein friedliche­s Miteinande­r verschiede­nster Kulturen. I

Im Internet unter www.rieser nachrichte­n.de finden Sie weitere Bilder

 ??  ??
 ?? Fotos: Werner Rensing, Toni Kutscherau­er ?? Musik, ein Markt und Kunst: Das war das Afrika Karibik Festival in Wassertrüd­ingen. Tausende Besucher kamen unter anderem auch zu den Konzerten, bei denen ein Bus zur Bühne umfunktion­iert wurde.
Fotos: Werner Rensing, Toni Kutscherau­er Musik, ein Markt und Kunst: Das war das Afrika Karibik Festival in Wassertrüd­ingen. Tausende Besucher kamen unter anderem auch zu den Konzerten, bei denen ein Bus zur Bühne umfunktion­iert wurde.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany