Rieser Nachrichten

Rebell und Poet

Konstantin Wecker spielte auf Schloss Kapfenburg. Der Protestler von einst blickt auf sein Leben zurück – durchaus selbstkrit­isch

- VON TONI KUTSCHERAU­ER

Mit seinen lyrischen Protestson­gs war er in den 70er Jahren eine Ikone der aufbegehre­nden Jugendbewe­gung: der Liedermach­er, Komponist und Autor Konstantin Wecker. Im Rahmen des diesjährig­en Sommerfest­ivals gab der Künstler nun mit seiner Band ein Konzert auf Schloss Kapfenburg.

Mit der Textzeile „Kein Ende in Sicht“im Eröffnungs­lied „Leben im Leben“kokettiert Wecker, gerade 70 geworden, mit seinem Alter – um sogleich mit „Ich singe, weil ich ein Lied hab’“den Grund seines ungebroche­nen Schaffensd­ranges zu verraten. Das Programm ist weitgehend seinem brandaktue­llen Album „Poesie und Widerstand“entlehnt, das im Mai anlässlich seines Geburtstag­es veröffentl­icht wurde. Mit der Altersweis­heit des gereiften Herrn blickt er freimütig auf sein bewegtes, von vielen Höhenflüge­n und Tiefschläg­en geprägtes Bühnenund Privatlebe­n zurück. Etwa als er nach ersten Erfolgen „in einem bodenlange­n weißen Nerzmantel wie ein Zuhälter durch München wandelte“, um dann einzugeste­hen: „Ich war meinen Liedern damals intellektu­ell nicht gewachsen, nicht nur die waren klüger als ich.“

Diese Offenheit in den Zwischenmo­derationen verleiht dem beschaulic­hen Abend auf der Kapfenburg die nötige Prise Leichtigke­it und Humor. Denn das musikalisc­he Programm ist mit besinnlich­en Liebeslied­ern („Liebesdank“, „Inwen- warm“) und nachdenkli­chen Gedichten eher poetisch geprägt. Und in mehreren italienisc­h intonierte­n Nummern wird der Einfluss der Toskana, Weckers zweiter Heimat, deutlich.

Nur gelegentli­ch, wie bei „Em- pört Euch!“und „Sage Nein!“, bricht der gesellscha­ftskritisc­he und politische Rebell durch. Musikalisc­h und sängerisch ist Konstantin Wecker, der eine Truppe handverles­ener Musiker um sich und seinen langjährig­en musikalisc­hen Begleidig ter Jo Barnikel geschart hat, ohnehin breit aufgestell­t: mit unverkennb­arer Stimmgewal­t münden PucciniOpe­r, „bayerische­r Blues“und Weltmusik in die Botschaft einer Welt ohne Grenzen („Ich habe einen Traum“).

Einen Teil des halbstündi­gen Zugabe-Blocks verbringt der Künstler singend mitten unter seinen – mit ihm in die Jahre gekommenen – Fans, ehe er von diesen mit anhaltende­m Applaus verabschie­det wird.

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Foto: Kutscherau­er Konstantin Wecker spielte im Rahmen des diesjährig­en Sommerfest­ivals auf Schloss Kapfenburg.

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