Ein Surfer Shop im Ries
Christoph Groß testet das Konzept des zeitlich begrenzten Ladens – einen sogenannten Pop-up-Store. Dafür kam der Nördlinger aus Frankreich in seine Heimat zurück
Ein Pop-up-Store ist ein vorerst nur kurzzeitig existierendes Geschäft, eingerichtet in leer stehenden Räumen – ideal als Testlauf mit überschaubarem Aufwand und geringem Risiko. Der gebürtige Nördlinger Christoph Groß führte dieses Konzept mit dem Laden „Affinitee“in der Nördlinger Polizeigasse ein. „Das ist ideal, um die Akzeptanz auf eine Marke zu testen“, sagt er.
Bei seiner Marke „Rhythm“handle es sich um australische Mode für Surfer oder Leute, die sich mit exotischer Freizeitkultur identifizieren. Markant dabei sind ungewöhnliche Muster oder auch schlichte, lässige Shirts, Shorts und Mützen. Christoph Groß kennt die Marke gut, denn in den vergangenen Jahren leitete er in Biarritz am französischen Atlantik als Geschäftsführer für Europa Marketing und Vertrieb für Rhythm.
Das Handwerk lernte der heute 29-Jährige quasi von der Pike auf: In Donauwörth machte er eine Ausbildung zum Mediengestalter, besuchte in München die Bayerische Agentur für Werbung, absolvierte kurz nach der Eröffnung der Europazentrale von Rhythm in München ein Praktikum, wurde 2011 übernommen und stieg in vier Jahren zum Geschäftsführer auf. Nach drei Jahren im Ausland zog es ihn für länger als eine Stippvisite nach Nördlingen zurück, und so beschloss er, hier seine Marke publik zu machen.
„Für das Markenerlebnis musste alles stimmig sein“, sagt Groß. So vereinte er Einfachheit mit Abenteuer-Stil, zimmerte aus Holzpaletten Wände, strich sie naturbraun und gab so den Rahmen einer Strandhütte vor. Accessoires wie ein abgenutztes Surfbrett oder ein Yamaha-Motorrad Baujahr 1981 fand das junge „Premierenpublikum“besonders cool. Was inmitten der klar geordneten Regale und Tische ins Auge fällt, sind zwei Sofas und ein Tisch – zum Markengefühl ge- hört laut Groß ja auch das gemeinsame Erlebnis, also soll das Geschäft selbst ein Ort der entspannten Begegnung sein. Es liegen Bildbände aus mit Fotos zum Surf-, Meeresund Outdoor-Ambiente; entsprechende Bilder hängen an den Wänden. Rustikale Lagerfeuer-Blechtassen mit dem Markenlogo, eine Badehose im Kunststoff-„Eisblock“– alles passt.
Nur wenige Minuten nach der Eröffnung begann ein Ansturm, der alle Erwartungen überstieg: Hunderte neugieriger Kunden strömten herein, schnell bildete sich eine Schlange vor der Umkleidekabine. Teenager fachsimpelten über die Schildmützen, jüngeres wie reiferes Publikum stöberte herum. „Es waren sowohl alte Freunde als auch Unbekannte da“, sagt Christoph Groß. „Das Entscheidende, die Mundpropaganda, hat wohl voll funktioniert.“Und vor allem: Es waren Kunden. Ein Viertel des Warenbestandes war nach dem Eröffnungswochenende weg; statt wie geplant nach zwei Wochen musste Groß sofort nachordern. Die Reaktionen? „Den Leuten gefiel der modisch-sportliche Stil“, so der Ladeninhaber, „einige sagten, dafür müssten sie sonst nach Augsburg oder gar nach München fahren.“
Ob das Interesse wohl anhält? „Ich werde durch neue Ware, Deko und Ausstattung dafür sorgen, dass Kunden, die alle drei Wochen hereinschauen, immer wieder etwas Neues vorfinden.“Außerdem will Groß das Interesse sowohl mit Marketing-Aktionen als auch mit kulturellen Veranstaltungen wie Fotoausstellungen aufrecht erhalten.
Könnte das Pop-up-System generell zum Impuls für neue Angebote werden? Grundsätzlich ja, meint Groß, doch es sei nicht leicht, Eigentümer zu finden, die nur kurzfristig vermieten wollen. Wenn der Erfolg anhält, sei es denkbar, dass er längerfristig mehrere Surfer-Marken anbietet. Gute Kontakte hat er, denn in Biarritz ist eine große SurfSzene mit vielen Marken ansässig.