Rieser Nachrichten

Von Nördlingen nach New York

Bisher ging Johanna Klug bei den TH Wohnbau Angels auf Korbjagd, jetzt versucht sie ihr Glück am College in den USA. Warum ihre Wahl auf den „Big Apple“fiel

- VON RENÉ LAUER

Die Zeit nach dem Abitur bedeutet für die meisten Schüler Freiheit, bietet zahlreiche Möglichkei­ten. Für diejenigen, die auf der Schwelle zum Profisport stehen, ist sie vielmehr die Zeit der bisher vielleicht schwierigs­ten Entscheidu­ng des Lebens. Denn während Training, Wettkämpfe und Vorbereitu­ng neben der Schule wunderbar in den Zeitplan gepasst haben, stellt der Weg ins Berufslebe­n oder der Wechsel an eine Universitä­t die jungen Erwachsene­n vor die Wahl: berufliche oder sportliche Karriere?

Genau an diesem Punkt befand sich auch die Baldingeri­n Johanna Klug. Die 18-Jährige, die bis zur abgelaufen­en Saison für die TH Wohnbau Angels auf Korbjagd ging, stellte fest: „Basketball und Studium in Deutschlan­d unter einen Hut zu bringen, ist ziemlich schwierig.“

Gut, dass es für Klug noch eine weitere Option gab – um genau zu sein, sogar mehrere. Mit ihren Auftritten im Nachwuchsk­ader der deutschen Nationalma­nnschaft und bei den Angels hat die Nördlinger­in einige Basketball-Scouts aus den Vereinigte­n Staaten auf sich aufmerksam gemacht. Und die versuchten, die 18-Jährige nach ihrem Abitur von einem Wechsel an ein US-College zu überzeugen. Klug war, wie sie selbst sagt, von der Idee „total begeistert“. Schließlic­h ließen sich Basketball auf Top-Niveau in der Collegelig­a NCAA und ein Studium so problemlos verbinden.

Zwei Angebote hatten es ihr besonders angetan. Eines kam vom Fort Wayne College in Indiana, das andere von der Fordham University in New York City. Die Bildungsei­nrichtunge­n spendierte­n der Nörd- lingerin eine Reise in die USA. Im Eiltempo – die Richtlinie­n der NCAA schreiben vor, dass die Besichtigu­ngen nur 48 Stunden dauern dürfen – musste sich Johanna Klug ein Bild von den Colleges machen. Mit ihrer Mutter reiste sie in die Staaten, einmal zur Weihnachts­zeit und einmal im Februar, und versuchte, so viele Eindrücke wie mög- lich aufzusauge­n. „Ich habe an den Colleges viele Gespräche mit den Coaches und anderen Verantwort­lichen geführt, auch mit einigen Spielerinn­en konnte ich kurz reden“, erzählt Klug. Sie durfte sich ansehen, wo sie in Zukunft wohnen würde, und wie ihre potenziell­en Teamkolleg­innen sich beim Training machten.

Die Entscheidu­ng, welches College sie besuchen würde, habe sie einfach aus dem Bauch heraus getroffen. Bei der Fordham University habe einfach alles gepasst. War dabei auch der Reiz der Stadt New York ein Faktor? „Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt so viel von der Stadt sehen werde, wenn die Saison läuft“, sagt Klug und lacht. Positiv sei auch, dass zwei weitere Europäerin­nen im Kader des Teams stehen. Den Trend, auf europäisch­e Talente zu setzen, könne man in den USA immer häufiger beobachten, sagt der Sportliche Leiter der BG Donau-Ries, Kurt Wittmann. Scouts würden dabei verstärkt auf die Nachwuchst­eams der Nationalma­nnschaften achten. Vonseiten der Angels drücke man Johanna Klug jedenfalls die Daumen, dass es mit dem Engagement in den USA klappt.

Starke Leistungen auch in der Nationalma­nnschaft

Dass sie auch auf internatio­nalem Parkett überzeugen kann, hat die 1,90 Meter große Baldingeri­n jetzt bei der U20-B-Europameis­terschaft in Israel gezeigt. Im Halbfinale legte sie ein Double-Double (15 Punkte, 13 Rebounds) auf und trug maßgeblich zum späteren Gewinn des Turniers bei.

Was die Zukunft bringt, das will Johanna Klug einfach auf sich zukommen lassen. Wie stark ihr neues Team sei, könne sie nur schwer einschätze­n. „Ich muss mich da ein Stück weit überrasche­n lassen.“Natürlich sei es ihr Ziel, möglichst viel zu spielen und sich weiterzuen­twickeln. Eine Profi-Karriere peile sie jedoch nicht zwingend an. Wie es auch weitergehe, eines sei jedenfalls sicher: „Nördlingen werde ich auf jeden Fall wieder besuchen.“

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Foto: Aumann Johanna Klug obenauf für die TH Wohnbau Angels. Die 18 Jährige hat sich in der 1. Bundesliga behauptet und wechselt jetzt ans US College in New York.

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