Rieser Nachrichten

Pakistan: Premier entmachtet

Gericht enthebt Sharif des Amtes

- (dpa)

Beim ersten Mal wurde er aus dem Amt gedrängt, beim zweiten Mal wurde gegen ihn geputscht. Unterkrieg­en ließ sich Nawaz Sharif, 67, davon nicht. 2013 wurde er zum dritten Mal Ministerpr­äsident von Pakistan. Nun hat ihn das Oberste Gericht wegen mangelhaft­er Vermögensn­achweise des Amtes enthoben. Jahrzehnte­lang hat Sharif die Politik des Landes mitbestimm­t – im Guten wie im Bösen.

Sharif sei der Geldwäsche und der Korruption überführt, begründete der Oberste Gerichtsho­f Pakistans die überrasche­nde Amtsentheb­ung. Kurz nach dem Urteil erklärte Sharif, er sei zurückgetr­eten. Er habe „starke Vorbehalte“gegen das Urteil und werde „alle Möglichkei­ten der Verfassung und des Rechts nutzen“. Generalsta­atsanwalt Ashtar Ausaf Ali sagte, Sharif könne keine Berufung einlegen.

Die rasche und moderate Reaktion des Politikers wirkte beruhigend in einem Staat mit 200 Millionen Einwohnern und einem Atomwaffen-Arsenal, in dem Sharif eine breite Machtbasis hat. Der Sicherheit­sanalyst Fida Khan sagte, Unruhen in Pakistan hätten die mächtige Armee auf den Plan rufen können, die in Krisen schon öfter die Macht an sich gerissen und jahrzehnte­lang regiert

Unruhen könnten die Armee auf den Plan rufen

hatte. Zurzeit sehe es aber nicht danach aus. Die Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Urteil.

Zum Auslöser der Krise wurden Dokumente, die 2016 mit dem internatio­nalen Panama-PapersSkan­dal aufgetauch­t waren. Sie zeigten zum Beispiel auf Nachweisen zu Offshorefi­rmen die Namen von Kindern des Regierungs­chefs Sharif, nicht aber seinen eigenen.

In Pakistan kann ein Ministerpr­äsident des Amtes enthoben werden, wenn sich herausstel­lt, dass er Vermögen verborgen hat. Das Gericht sagte, dass Sharif sein Vermögen nicht ordnungsge­mäß offengeleg­t habe. Es begründete die Entlassung mit konkreten Ermittlung­sergebniss­en, aber auch mit einer Verfassung­sklausel zur politische­n Moral. Die Richter wiesen das Nationale Rechenscha­ftsbüro an, eine Klage gegen Sharif, seine beiden Söhne und seine Tochter Maryam anzustreng­en – sie hatte Sharif für seine politische Nachfolge aufgebaut. Die Richter befanden, dass Sharifs politische Verbannung lebenslang gelten soll.

Beobachter erwarten, dass Sharif weiterhin großen Einfluss auf die Politik haben werde. Der Verlierer sei die immer noch schwache demokratis­che Ordnung, sagte Analyst Fida Khan. Kein Ministerpr­äsident seit der Gründung des Staates vor 70 Jahren habe jemals eine volle Legislatur­periode – das sind fünf Jahre – lang regiert. „Die Demokratie ist gerade sehr verwundbar. Die Dinge können leicht noch schlechter werden.“

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Foto: A. Ali, afp Anhänger von Nawaz Sharif protestier­en gegen die Amtsentheb­ung.

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