Wie sicher ist ein Online Kredit?
Ein paar Mausklicks am heimischen PC – und schon überweist die Bank regelmäßig Geld. Das klingt verlockend unkompliziert. Doch überstürzt sollte man keinesfalls handeln
Wer ein Darlehen aufnehmen möchte, muss dafür nicht unbedingt einen Bankberater aufsuchen. Es geht auch von zu Hause aus mit einem Onlinekredit. Bei einer Reihe von Geldinstituten geht das sogar völlig papierlos mit dem Video-Ident-Verfahren. „Onlinekredit-Angebote, vor allem von Direktbanken, bieten häufig bessere Konditionen als die Angebote von Filialbanken“, erläutert Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Die Zinssätze liegen oft deutlich unter denen der Filialbanken. Der Grund: Für die Direktbanken entfallen Kosten, die beim Abschluss in einer Filiale anfallen. Wer ein günstiges Darlehensangebot im Internet sieht, sollte aber nicht überstürzt handeln.
„Es ist ratsam, mehrere auf die eigene Lebenssituation zugeschnittene Online-Kredit-Angebote einzuholen und sie miteinander zu vergleichen“, rät Oelmann. Bei OnlineVergleichsportalen muss beachtet werden, dass die dort beworbenen Konditionen auf Basis idealtypischer Faktoren kalkuliert sind. Oftmals weichen sie von der finanziellen Ausgangslage des potenziellen Kreditnehmers ab. Die tatsächlichen Konditionen ergeben sich oft erst, wenn der Bank Unterlagen etwa zur Kreditwürdigkeit des Verbrauchers vorliegen.
Bei der Onlinekredit-Anfrage müssen Interessenten an ihrem PC Fragenkatalog beantworten. Die Anbieter wollen etwa wissen, wie hoch das Einkommen des Interessenten, ob sein Arbeitsvertrag befristet und wie hoch die Monatsmiete ist. Gefragt wird auch nach Versicherungen, Ratenzahlungen und Sparverträgen. Die Geldinstitute dürfen sich bei der Auskunftei Schufa nach der Bonität des Kreditinteressenten erkundigen erklärt Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest. „Die Schufa-Anfragen haben aber keinen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit von Kunden, die lediglich ein Kreditangebot einholen“, so Pallasch.
Entscheidet sich eine Bank dazu, einem Interessenten ein Kreditangebot zu unterbreiten, dann kommt die Offerte als E-Mail. Ihr angehängt ist eine PDF-Datei, die ein Formblatt enthält. Darin sind die Kreditdetails aufgelistet. „Beim Vergleichen mehrerer Angebote sollte man unbedingt auf den effektiven Jahreszins achten“, empfiehlt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken. Er gibt die Gesamtkosten eines Kredites an. Die Bank muss auch Angaben zur Anzahl und Häufigkeit der Ratenzahlungen und zu verlangten Sicherheiten wie etwa Lohnabtretung machen.
Lässt sich der Interessent auf das Angebot ein, hat er ein gesetzliches Widerrufsrecht. „Das heißt, der Vertrag kann innerhalb von zwei Wochen nach Aushändigung der Widerrufsbelehrung und der Vertragsurkunde ohne Angabe von Gründen widerrufen werden“, sagt Topar. Bei einer erweiterten Rückgabemöglichkeit kann der Kreditvertrag bis zum 30. Tag ab Beginn der Widerrufsfrist zurückgegeben werden. Dann muss der Kreditnehmer den bereits ausgezahlten Betrag plus den ausgewiesenen Tageszins zurückzahlen.
Vorsicht ist angesagt, wenn die Bank auf den Abschluss einer Restkreditversicherung drängt. Eine solche Police kann sinnvoll sein, wenn damit ein Immobilienkredit abgesichert werden soll. „Bei Krediten in geringer Höhe sind sie aber fast immer unnötig und verteuern Angebote“, betont Pallasch. Ebenfalls skeptisch sollten Verbraucher sein, wenn Anbieter damit werben, Kredite unbürokratisch und ohne Sicherheiten zu vergeben. Das lassen sie sich in der Regel auch über einen Zinsaufschlag bezahlen und sind somit teurer als Banken, die Sicherheiten verlangen. Auch wenn mit den Worten „schnelle Soforthilfe“geworben wird, dann sollten Verbraucher zurückhaltend sein. Hinter einer solchen Werbung stecken oftmals Kreditvermittler. Aber es sind nicht sie, die die Darlehen vergeben – sie reieinen chen lediglich die Anfragen an die Banken weiter. Allein die Geldinstitute entscheiden über die Kreditvergabe. Das gilt auch, wenn angeblich keine Sicherheiten gebraucht, die Schufa-Einträge ohne Bedeutung sind. „Die Erfahrung hat gezeigt: Kredite werden praktisch nie ohne entsprechende Bonität vergeben“, betont Oelmann.
Sie rät auch dazu, prinzipiell von Offerten die Finger zu lassen, bei denen etwas gezahlt werden muss, bevor das Darlehen gewährt wird.
Verbraucher sollten auf den effektiven Jahreszins achten Muss vorab Geld gezahlt werden, ist Vorsicht geboten
Kreditvermittler können nur dann eine Vergütung geltend machen, wenn ein Darlehen aufgrund ihres Einsatzes genehmigt und an den Kreditnehmer ausgezahlt wird. Eine solche Bezahlung muss schriftlich vereinbart und auch im Kreditvertrag ausgewiesen sein. Kritisch sollten Darlehensinteressenten sein, wenn Vermittler angebliche Auslagen verlangen. Sie dürfen aber nur dann geltend gemacht werden, wenn sie nachweisbar bei der Darlehensvermittlung entstanden sind und im Vorfeld schriftlich vereinbart wurden. „Jedes Darlehen hat seinen Preis“, betont Oelmann. Deshalb ist es wichtig, beim Vergleich von Angeboten genau hinzuschauen.