Rieser Nachrichten

Der Storch

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In Deiningen vor langer Zeit da war einmal der Storch bereit, zu brüten für die Kinderscha­r, die hier zu Land schon größer war.

Doch plötzlich war es dann vorbei. Und es herrschte groß Geschrei: Wo war der Storch denn nur geblieben, den Frauen, Männer, Kinder lieben.

Die Gründe lagen auf der Hand – viel wicht’ger war des Menschen Tand, der so begradigt manchen Fluss – Natur geht fort ganz ohne Gruß.

Mit ihr der Storch, es war vorbei. Den Menschen war’s nicht einerlei. Fast 50 Jahre war’n vergangen – da wurde wieder angefangen,

der Natur zurückzuge­ben, was sie vermisst in vielen Leben. Man schuf Tümpel, allerlei. Der Natur gab man nun frei,

sich beständig zu entwickeln. Und während viele Köpfe prickeln, was könnte man noch besser machen, fing Wies’ und Feld drauß’ an zu lachen.

Es wuchsen Kräutlein hier und da. Der Frosch rief: Ich bin wieder da. Und noch manch andres brav’ Getier tummelt sich im Wasser hier.

Und auf der Wies’ und dem Feld ist wieder da die Vogelwelt und trällert fröhlich in den Himmel, wo die weißen Wolkenschi­mmel

erfüllt vom Zwitschern, Brummen schweben und gestärkt mit neuem Leben Bilder mal’n am Firmament, das im Sonnenglüh­en brennt.

So geschah in diesem Jahr fast ein Wunder – wunderbar. Zwei Störche kamen angeflogen. Mit Schwingen und nach vielen Bogen

sind sie sicher dann gelandet. Auf dem Rathaus – nicht gestrandet – natürlich in des Dorfes Mitte – das war des Bürgermeis­ters Bitte.

Fleißig, behände, mit viel List so bald ein Nest entstanden ist aus Ästen, Gräsern und auch Zweigen – vor so viel Kunst wir uns verneigen.

Ja, ja ihr Leut’, es währt’ nicht lange, so manchen Blick warfen wir bange hoch zum Nest. War dort ein Ei? Oder vielleicht gar zwei bis drei.

Die Spannung wuchs, bald wussten wir: Es war’n nicht drei, sondern gar vier. Für Deiningen war’s Glück komplett. Nachwuchs gab’s im Storchenbe­tt.

Der wuchs heran, war bald zu sehen nach sechzig Jahren war’s geschehen Freund Adebar gibt uns die Ehre. Und so zeigt der Welten Lehre:

Nur wenn Natur und Mensch sich einen, mit der Schöpfung sich vereinen, nicht nur nach schnödem Mammon streben, fügt sich Leben in das Leben.

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