Himmel und Stimmung hellen sich auf
Nach einer verregneten Woche ein großartiges Festival mit phasenweise euphorisierten Fans
In angespannte und erschöpfte Gesichter der Organisatoren konnte man zu Beginn des 29. Kraterbebens blicken. Schließlich musste man nach einer verregneten Woche bis zum Donnerstag kubikmeterweise Wasser vom Festgelände abpumpen. Doch am Ende war alles gut, der Himmel und die Stimmung hellten sich auf und Fans strömten in Massen nach Megesheim.
So waren Zeltstadt und der Platz vor der Bühne schon am Freitagnachmittag gut gefüllt, als die Lokalmatadoren von „A.L.C.“aus dem fränkischen Solnhofen mit deutschem Hip-Hop-Reggae die große Party eröffneten und „Strabande“, zwei Straßenmusiker aus Würzburg, mit deutschen Songs in Liedermachermanier nachlegten. Sunnyboy „Mellow Mark“und seine Multi-Kulti-Band leiteten mit ihrem Reggae-Soul-Mix in einen furiosen Abend über. Hier heizten zunächst „Mr. Irish Bastard“aus Münster mit irischem Liedgut im rasantem Folk-Punk-Style ordentlich ein, ehe mit „Russkaja“bereits der Festival-Headliner auf dem Programm stand. Die Hausband der Satiresendung „Willkommen Österreich“um ihren charismatischen Frontmann Georgij Alexandrowitsch Makazaria und „Teufelsgeigerin“Ulrike Müllner brachte mit Ska-Polka-Rock und ihrem TopHit „Psycho-Traktor“die Fans vor der Bühne im Wortsinne zum Rotieren. Es war schon weit nach Mitternacht, als die acht Jungs von „Le Fly“aus St. Pauli den ersten Festival-Tag mit Rap, Rock und Rumba krachend beendeten.
Ein omnipräsentes Thema bei jeder Großveranstaltung ist in diesen Tagen die Sicherheit. „Beim Kraterbeben musste das bestehende Sicherheitskonzept nicht großartig verändert, sondern nur optimiert werden“, so Jochen Hahn vom Sicherheitsdienst HMW. „Die durchgeführten Taschen- und RucksackKontrollen führten zwar zu Wartezeiten, doch die Mehrzahl der Besucher zeigte dafür Verständnis.“
Ein volles Programm erwartete die Besucher am Samstag, den die Poprock-Truppe „KleinstadtEcho“, die Gewinner des Newcomer-Wettbewerbs, eröffnete. Danach gab es ordentlich was auf Ohren: Sowohl die Punk-Rocker „Allgemeines Denkvermögen“als auch die Nachwuchsband „KID DAD“aus Paderborn mit kraftvollem Independent-Rock ließen es auch dezibelmäßig ordentlich krachen. Die Reggae-Brüder „Raggabund“, schon häufig zu Gast im Ries, hatten nicht nur politische Botschaften, sondern diesmal auch ihre Band „Dubby Conquerers“mit dabei. Volle Party-Stimmung kam wenig später auf, als das bayerische Unikat „Keller Steff“– diesmal mit „Bigband“– mit Songs wie „Nix-doaBoogie“oder „Kaiwe ziagn“die Bühne rockte. Wem die Umbaupausen zu lange dauerten, der konnte sich an der DIY-Bühne (Do-ItYourself) schadlos halten. Hier tummelten sich Lokalhelden, Kraterbeben-Wiederholungstäter und Nachwuchsmusiker aus der näheren und weiteren Region. Heuer waren „Mobhead“, „Kevin Klang“, „Jonethan Fuchs“, „Grundhass“, „Startpilot“, „Time Slip“, „Stack Band“, „UmbauPause“, „Die Tapeten“und „Aus Euphorie“am Start.
Am Samstagabend war das Festival ausverkauft. Zunächst setzte der junge Senkrechtstarter Jesper Munk mit seinem Blues-Soul-Rock-Mix ein musikalisches Highlight, ehe „Rogers“grundsoliden deutschen Punkrock gegen den Mainstream servierten. „The Locos“waren extra für diesen Gig aus Madrid eingeflogen, um dem Megesheimer Party-Volk ihren atemberaubend schnellen Ska-Punk zu präsentieren. Und den fulminanten Schlussakkord „Malaka Hostel“, eine achtköpfige Balkan-Gypsy-Truppe aus dem Breisgau, wollten die euphorisierten Fans gar nicht mehr von der Bühne lassen.
Aufbruchstimmung herrschte dann am Sonntagvormittag. Trotzdem blieben noch einige bei den vier schrägen Bayern von der „Shitparade“– wann bekommt man schon eine Punk-Version des KufsteinLiedes zu hören?
Christian Bauer, Chef der „Kraterkultur“, zeigte sich zufrieden und erleichtert: „Der Wettergott hat uns gerade noch rechtzeitig geküsst. Nur dank unserer eingeschworenen Gemeinschaft waren die zusätzlichen Anstrengungen zu meistern. Die Resonanz bei den Besuchern war überragend, ein ausverkauftes Festival spricht für sich.“