Rieser Nachrichten

Roboter Valley im Augsburger Osten

Kuka baut unter chinesisch­en Eigentümer­n den Unternehme­nssitz mit gut 100 Millionen Euro weiter kräftig aus. Dort sollen sich Start-up-Firmen ansiedeln. Auch ein Büroturm entsteht

- VON STEFAN STAHL

Solche Wohlfühl-Termine nehmen Politiker, Betriebsrä­te und Gewerkscha­fter gerne wahr. Denn was sich im Augsburger Osten vollzieht, ist das Gegenteil von Krise. Auch unter dem neuen chinesisch­en Eigentümer setzt sich das stürmische Wachstum des Roboterbau­ers Kuka fort. Um das deutlich zu machen, hat Unternehme­ns-Chef Till Reuter am Montag Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl, den örtlichen IG-Metall-Chef und Kuka-Aufsichtsr­ats-Vize Michael Leppek sowie andere Mitstreite­r in das Technologi­e- und Forschungs­zentrum eingeladen. Schon in das 2016 eröffnete Gebäude sind rund 60 Millionen Euro geflossen – eine enorme Summe für Kuka.

Reuter toppt das nun noch einmal: Wie unsere Zeitung bereits Anfang Juni exklusiv berichtet hatte, investiert der Roboter- und Anlagenbau­er zusätzlich mehr als 100 Millionen Euro in den Augsburger Stammsitz. Zur Erinnerung: Noch ab dem Jahr 2009 musste der KukaChef das Unternehme­n aus einer schweren Krise herausführ­en. An diese harten Zeiten und die Solidaritä­t aller wichtigen Kräfte in Augsburg für Kuka erinnert Oberbürger­meister Gribl.

Reuter jedenfalls, der in der Krise Retter geholt wurde, identifizi­ert sich in hohem Maße mit dem Standort. Immer wieder sagt er mit einem Lächeln „Heimat“und meint Augsburg. In der Welt globalisie­rter Aktiengese­llschaften hat das wohlige Sehnsuchts­wort sonst Seltenheit­swert. Der Manager nennt seine Mitarbeite­r „Kukaner“und spricht von „der Kuka“. In der familiär wirkenden Augsburger Roboter-Welt sucht der gelernte Investment­banker gemeinsame Auftritte mit Betriebsrä­ten und Gewerkscha­ftern. So eine kuschelige Atmosphäre dürfte Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner nicht zu häufig bei Firmenbesu­chen im Freistaat antreffen. Wie Kanzlerin Angela Merkel kommt sie gerne zu Kuka, auch wenn das Augsburger HightechUn­ternehmen vom chinesisch­en Haushaltsg­erätekonze­rn Midea für den stolzen Preis von mehr als 4,5 Milliarden Euro übernommen worden ist. Denn Kuka, sagt Aigner, setze Standards, was die Automatisi­erung und Digitalisi­erung der Wirtschaft betrifft. Solchen Elan wünscht sie sich für ganz Bayern, um den digitalen Wandel frühzeitig zu gestalten, damit Mitarbeite­r nicht zu Getriebene­n würden.

Gehetzt wirken die Kuka-Spitzenleu­te nicht. Das mag auch an der aus Beschäftig­tensicht extrem komfortabl­en Investoren­vereinbaru­ng mit dem neuen chinesisch­en Eigentümer liegen. Demnach ist der Augsburger Standort samt Arbeitsplä­tzen siebeneinh­alb Jahre abgesicher­t. Midea-Vize Andy Gu hatte dazu unserer Zeitung gesagt: „Kuka bleibt ein deutsches Unternehme­n.“Midea wolle mit der bayerische­n Firma eine ebenso positive Geschichte schreiben, wie deutsche Konzerne wie Volkswagen, BMW und Daimler in China mit dortigen Investment­s geschriebe­n hätten.

In Augsburg sind derzeit rund 3500 Frauen und Männer für Kuka tätig. Hinzu kommen etwa 500 Leiharbeit­er. Steigt also mit der Investitio­n von nochmals gut 100 Millionen Euro auch die Zahl der KukaJobs in der Stadt weiter stark an? Hier hält sich Reuter wie schon in der Vergangenh­eit bedeckt.

Fest steht aber, dass sich die Arbeitsbed­ingungen für viele Beschäftig­te in Augsburg verbessern werden. Denn bedingt durch das starke Wachstum der Firma sind rund 800 Mitarbeite­r noch in Containern untergebra­cht. Das soll sich durch den Bau eines neuen Bürokomple­xes auf dem Kuka-Gelände im Augsburger Osten ändern. Hier entsteht unter anderem ein 17-stöckiger Büroturm. Da viele Mitarbeite­r des Unals ternehmens aus der Region zur Arbeit pendeln, wird noch einmal im großen Stil Raum für Fahrzeuge geschaffen. Dank eines weiteren Parkhauses steigt die Zahl der Parkplätze von jetzt etwa 2000 auf um die 3000 – wiederum ein Sinnbild für den Erfolg des Unternehme­ns. In dem 100-Millionen-Euro-Paket ist aber auch der Bau von Produktion­shallen und eines Ausbildung­szentrums enthalten. Das ist Gewerkscha­fter Leppek besonders wichtig, weil

Kuschelige Atmosphäre in Augsburg „Einmütige Entscheidu­ng mit chinesisch­en Freunden“

„dadurch deutlich wird, dass Augsburg nicht nur ein wichtiger Forschungs-, sondern auch bedeutende­r Fertigungs­standort ist“. Reuter geht es um das große Ganze. Er träumt vom „Augsburger RoboterVal­ley“. Auf dem Kuka-Gelände könnten sich Start-up-Unternehme­n ansiedeln. In dieser CampusAtmo­sphäre würden wie im amerikanis­chen Silicon Valley Innovation­en bestens gedeihen.

All das unterstütz­en die Eigentümer aus Fernost, auch wenn sie am Montag bei der Pressekonf­erenz nicht vertreten sind. Leppek sagt jedoch: „Wir haben mit unseren chinesisch­en Freunden im Aufsichtsr­at sehr einmütig die Entscheidu­ng für die Investitio­n getroffen.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Kuka wird immer mehr zum Aushängesc­hild der starken Produktion­sregion Schwaben. Der Roboterbau­er wächst und wächst, so groß ist weltweit die Nachfrage nach neuen Automatisi­erungslösu­ngen. Das kommt auch in erhebliche­m Maße dem Augsburger Heimatstan­dort...
Foto: Ulrich Wagner Kuka wird immer mehr zum Aushängesc­hild der starken Produktion­sregion Schwaben. Der Roboterbau­er wächst und wächst, so groß ist weltweit die Nachfrage nach neuen Automatisi­erungslösu­ngen. Das kommt auch in erhebliche­m Maße dem Augsburger Heimatstan­dort...

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