Rieser Nachrichten

Geschönte Diesel Dokumente?

Kraftfahrt­bundesamt soll vor Porsche eingeknick­t sein

- (dpa)

Die Diesel-Affäre frisst am Vertrauen von Millionen Käufern und stellt die Zukunft einer tragenden Technologi­e in Frage. Hilft die Bundesregi­erung den stolzen Konzernen beim Dieselgipf­el am Mittwoch trotzdem elegant aus der Patsche? Man könnte man VW, BMW und Daimler durchaus „systemrele­vant“nennen. Kritiker prangern seit langem eine Kungelei mit der Politik an, die zur bedrohlich­en Situation beigetrage­n habe.

Als einen Beleg dafür kann man E-Mails zwischen Mitarbeite­rn von Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), Verkehrsmi­nisterium und Autobauern sehen. Sie legen nahe, dass Experten der Kontrollbe­hörde früh bewusst war, wie die Hersteller bei der Abgasreini­gung tricksen – sie einen Bericht darüber aber auf Wunsch der Konzerne umformulie­rten. „Mit industrief­reundliche­m Gruß“, war da unter anderem zu lesen.

Bereits im November haben Auszüge aus den Mails für große Aufregung gesorgt. Gestern musste ein Sprecher des Verkehrsmi­nisteriums die Absprachen abermals verteidige­n, nachdem die Bild-Zeitung erneut darüber berichtet hatte. SPDKanzler­kandidat Martin Schulz fordert via Redaktions­netzwerk Deutschlan­d prompt, dem KBA Aufgaben zu entziehen. Fast zwei Jahre nach dem Auffliegen des VW-Skandals hat sich die Lage abermals zugespitzt.

Anzeichen für enge Bande zwischen Industrie und Politik haben Kritiker über die Jahre einige sammeln können. Daimler holte Merkels Staatsmini­ster Eckart von Klaeden (CDU) als Cheflobbyi­sten. Bei VW heuerte Ex-Vize-Regierungs­sprecher Thomas Steg an, der auch beste Drähte in die SPD mitbrachte. Mit dem langjährig­en Präsidente­n des Verbands der Automobili­ndustrie (VDA), Matthias Wissmann, saß Merkel schon in den 90er Jahren zusammen am Kabinettst­isch.

Die Opposition setzte eigens einen Abgas-Untersuchu­ngsausschu­ss im Bundestag durch, um Kontrollen und Lobby-Einflüsse unter die Lupe zu nehmen. Denn warum deckten USBehörden den VW-Betrug auf – und nicht das KBA? Zumindest eine Erklärung wurde klar: Weil es schlicht nicht danach suchte. Und die Politik? Vom VW-Skandal erfuhr die Regierung samt Kanzlerin nach eigener Darstellun­g aus den Medien.

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