Rieser Nachrichten

Diese Rolle spielten die NSU Helfer

Ankläger sind von Beihilfe zum Mord überzeugt

- (dpa)

Im NSU-Prozess sieht die Bundesanwa­ltschaft den Vorwurf der Beihilfe zum Mord gegen die beiden Angeklagte­n Ralf Wohlleben und Carsten S. „in vollem Umfang bestätigt“. Das sagte Oberstaats­anwalt Jochen Weingarten am Montag, am mittlerwei­le vierten Tag des Anklage-Plädoyers, vor dem Münchner Oberlandes­gericht.

Nach Überzeugun­g der Bundesanwa­ltschaft steht fest, dass Wohlleben und S. Anfang 2000 eine Waffe mit Schalldämp­fer für die mutmaßlich­en Rechtsterr­oristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe besorgt haben. Mit genau dieser Waffe soll die Terrorzell­e „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“zwischen 2000 und 2006 neun Menschen türkischer und griechisch­er Herkunft erschossen haben. Nur für den Mord an einer Polizistin nutzte das Trio eine andere Waffe. Wohlleben und S. hätten die „naheliegen­de Möglichkei­t“erkannt,

Umfangreic­hes Geständnis eines Ex Neonazis

dass die Pistole benutzt werden würde, um damit Menschen nicht deutscher Herkunft zu erschießen, betonte Weingarten. Und dennoch hätten sie die Waffe damals beschafft, weil sie sich dem Auftrag der drei Untergetau­chten „unbedingt verpflicht­et“fühlten.

Carsten S., der vor längerer Zeit aus der Neonazi-Szene ausgestieg­en ist, hatte bereits zu Prozessbeg­inn 2013 umfangreic­h ausgesagt. Er räumte ein, die Waffe in einem Jenaer Szeneladen gekauft und zu Mundlos und Böhnhardt gebracht zu haben. Den Auftrag und das Geld dafür habe er von Wohlleben erhalten. Dieser bestreitet das. Inzwischen steht fest, dass die Bundesanwa­ltschaft ihr Plädoyer erst nach der Sommerpaus­e des Gerichts beenden wird.

Beate Zschäpe lebte mehr als 13 Jahre mit Mundlos und Böhnhardt im Untergrund. Die Anklage wirft den dreien neben den zehn Morden zwei Sprengstof­fanschläge und 15 Raubüberfä­lle vor. Mundlos und Böhnhardt brachten sich im November 2011 um.

Newspapers in German

Newspapers from Germany