Rieser Nachrichten

Wie kam der Disco Schütze an seine Waffe?

Sie könnte aus Armeebestä­nden stammen. Was wir nach der Schießerei von Konstanz wissen – und was nicht

- VON PHILIPP ZIEGER (mit dpa)

Woher hatte der Schütze von Konstanz seine Waffe? Das war die Frage, um die sich gestern bei der Polizei alles gedreht hat. Das Sturmgeweh­r des mutmaßlich­en Täters werde von einer Sonderkomm­ission intensiv untersucht, sagte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft gestern. So werde etwa abgeklärt, ob die Waffe aus Armeebestä­nden stamme oder aus einzelnen Teilen, die der Mann sich möglicherw­eise im sogenannte­n Darknet, einem abgeschlos­senen Teil des Internets, beschaffte.

Eine aus 35 Beamten bestehende Sonderkomm­ission versucht zu klären, was genau sich am Sonntagmor­gen in der Konstanzer Diskothek Grey abgespielt hat. Zahlreiche Gäste hätten bereits Fotos und Videos zur Verfügung gestellt, erklärt die Polizei Konstanz auf Anfrage unserer Zeitung. Die Inhalte würden aktuell gesichtet und gewichtet. Weiteren Aufschluss erwarten die Ermittler durch die Obduktion des mutmaßlich­en Täters und des getöteten Türstehers. Dann wird es auch um die Frage gehen, ob der Schütze unter Drogeneinf­luss stand. Er war bereits mehrfach vorbestraf­t gewesen. Nicht nur wegen Drogendeli­kten, sondern auch wegen gefährlich­er Körperverl­etzung.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen hatte der 34-Jährige am Sonntagmor­gen gegen 4.30 Uhr an der Diskothek um sich geschossen. Ein Türsteher, mit dem er zuvor in Streit geraten war, wurde getötet. Bei einem Schusswech­sel mit der Polizei starb auch der Angreifer, der zuvor einen Polizisten angeschoss­en hatte. Drei Menschen wurden laut Polizei schwer, sieben leicht verletzt. Partygäste flohen in Panik aus dem Klub.

Dem verletzten Polizisten wurde eine Patrone aus dem Kopf entfernt. Der 29 Jahre alte Beamte hat den Eingriff nach Informatio­nen unserer Zeitung gut überstande­n und ist nach der Operation wieder ansprechba­r. Sein Titan-Polizeihel­m hat ihm das Leben gerettet, indem er die Kugel massiv abbremste.

Am Tag nach dem Verbrechen waren die Spuren des Schusswech­sels noch immer sichtbar: An der Eingangstü­r des „Grey“klaffte ein großes Einschussl­och im Glas, auf dem Parkplatz vor dem Klub sicherte die Polizei weitere Patronenhü­lsen. Das betreffend­e Areal sei sehr groß, daher dauere die Spurensich­erung eine Weile, sagte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. Wie viele Schüsse gefallen seien, könne man noch nicht sagen – es gebe jedoch ein leeres Magazin mit rund 15 bis 20 Schuss. Neben der Waffe untersuche die Sonderkomm­ission auch die genauen Hintergrün­de der Tat, sagte der Sprecher weiter. So werde etwa das Verhältnis zwischen dem Täter und seinem Schwager abgeklärt, der den Konstanzer Klub „Grey“für eine Gesellscha­ft leitete. Auch der Grund, warum es zum Streit kam, sei Gegenstand der Ermittlung­en. Zeugen würden ebenfalls befragt – dabei müsse man sehr behutsam vorgehen, da diese teilweise noch unter dem Schock des Erlebten stünden.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl sprach am Montag von „Glück im Unglück“. „Mit einem solchen Schnellfeu­ergewehr, einer schweren Kriegswaff­e, kann man natürlich in einer Diskothek wirklich etwas Furchtbare­s anrichten“, sagte er.

Die Stadt Konstanz trauert unterdesse­n um die Opfer – vor dem Eingang der Diskothek legten Menschen Blumen und Kerzen unter das Absperrban­d der Polizei. Mitarbeite­r des Klubs sprachen den Angehörige­n auf der Facebook-Seite der Disco ihr Beileid aus.

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Fotos: dpa, Screenshot: Facebook Dieser 34 jährige Mann hat laut Polizei vor einer Diskothek einen Mann erschos sen, dann wurde er von der Polizei getö tet.
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Bei der Pressekonf­erenz zeigte die Poli zei das Sturmgeweh­r, mit dem in der Diskothek geschossen wurde.

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