Rieser Nachrichten

Mit dem Roller da

Mal anders runter ins Tal

- Doris Wegner Doris Wegner

Ja, es fühlt sich anfangs etwas komisch an. Helm auf. Erste Testfahrt. Links Vorderradb­remse, rechts Hinterradb­remse. Wie am Fahrrad. Aber man muss sich schon ein wenig eingrooven und bekannt machen mit seinem Bergroller, sonst überholt einen beim Bremsen schnell das Hinterrad. Was ja in steileren Passagen nicht so optimal wäre. Die Kinder, die täglich mit dem Roller zur Schule unterwegs sind, haben eindeutig einen Vorteil gegenüber den Erwachsene­n. Schwupp, weg sind sie. Gut, dass wir Haltepunkt­e ausgemacht haben... Aber mit wachsender Sicherheit saust es sich ziemlich flott in Richtung Tal. Was für ein Spaß!

Wir sind im Berwangert­al unterwegs. Selten sind die Kinder so fix auf den Almkopf gestiegen, wo an der Bergstatio­n die Roller und Helme ausgegeben werden. Hinunter geht es erst über steilere, geröllige Wege, dann weiter auf glattem Asphalt. Hier kann man dann schon erste Kunststück­chen ausprobier­en. In die Hocke gehen zum Beispiel. Das jetzt aber bitte nicht den Kindern verraten ...

Kleine, gelbe Pfeile weisen den Weg. Am Freibad vorbei geht’s durch Berwang, dann führt die Route ins Tal auf dem alten Weg bis hinunter nach Bichlbach. Das ist landschaft­lich die schönste und abwechslun­gsreichste Strecke. Wir flitzen an alten Häusern, hölzernen Marterln, bunten Bauerngärt­en vorbei – fast zu schnell, um all die Details wahrzunehm­en. Aber Anhalten geht gerade leider nicht; es saust sich gerade zu geschmeidi­g.

Gut, dass es ein paar Gatterl gibt, die geöffnet und geschlosse­n werden müssen, einem keine Wahl lassen, als abzusteige­n. Beste Gelegenhei­t, sich also mal umzusehen. Längst ist der Bach mit seinem stetigen Gemurmel unser Begleiter, es geht jetzt entspannt über nur leicht abschüssig­e Waldwege ins Tal.

Gemütliche eineinhalb Stunden brauchen wir für die fast zehn Kilometer lange Strecke, dann ist die Liftstatio­n in Bichlbach die Endstation. Zufälle verlieren nie ihre Faszinatio­n. Kaum sagen wir dem netten Taxifahrer am Flughafen von Stockholm, wo wir hin möchten, in den neuen Stadtteil Hammarby nämlich, antwortet er: „Kein Problem, ich kenne mich aus, da wohne ich.“Und schon sind wir mitten im Gespräch. Dass Stockholm zu den am stärksten wachsenden Hauptstädt­en Europas zählt und das komplett neue Viertel Hammarby dafür eigentlich der beste Beweis sei. Dass seine Frau es war, die in eine dieser modernen Wohnungen ziehen wollte, und er sich zwar so langsam auch wohl fühle, er aber vieles zu künstlich, als zu wenig gewachsen empfinde. Alles sei halt noch so neu. Aber langsam werde es, sagt er und lächelt.

Ursprüngli­ch sei das Viertel für die Bedürfniss­e älterer Leute konzipiert worden, mittlerwei­le wohnen aber auch viele Familien hier. Die mögen das Leben am Wasser mit einem kleinen Fährhafen, Kanälen die sich durch die Gebäuderei­hen ziehen, Sitzinseln in der Sonne mitten ins Wasser gebaut. Stadtplane­r und Architekte­n kämen mittlerwei­le aus der ganzen Welt, um zu sehen, wie aus der alten, herunterge­kommenen Industrieb­rache ein moderner Stadtteil wurde.

Hier steht ein moderner Häuserbloc­k neben dem nächsten. Und so ein Häuserbloc­k mit viel Glas und klaren Linien an der Fassade ist auch das Motel L, das seinen Namen von seiner L-Form um eine Straßeneck­e hat. Ein riesiges Haus mit langen Gängen zu den Zimmern, die klein, hell, bunt und funktional eingericht­et sind, einer bunten stylischen Lobby, in der auch gefrühstüc­kt wird.

Unter der Woche, wenn weniger Gäste da sind, funktionie­rt auch alles gut, sogar Zimtschnec­ken gibt es und Knäckebrot sowieso. Im Wochenendb­etrieb, wenn die Städtereis­enden nach Stockholm strömen, ist das Motel L deutlich an seinen Kapazitäts­grenzen. Keine Sitzplätze mehr in der Frühstücks­lobby, kein Besteck mehr, keine Teller, keine Zimtschnec­ken – und keine Ahnung, wo der nette Taxifahrer und seine Frau wohnen. Da gäb’s bestimmt alles.

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Foto: Ackermann Über diese Brücke musst du rollern: Mit den robusten Bergroller­n geht es durch das Berwanger Tal immer bergab bis Bichelbach.
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Motel L, Hammar by Allé 41, 120 30 Stockholm, Netz: https://li gula.se/motel l, Tel. 0046/ 8 409 026 00, DZ ca. 70 Euro ohne Früh stück.

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