Rieser Nachrichten

Dick und glücklich

- VON ERICH PAWLU redaktion@rieser nachrichte­n.de

In Shakespear­es Caesar-Drama drückt der Beherrsche­r der römischen Welt seine Sympathie mit den Dicken aus, wenn er sagt: „Lasst dicke Männer um mich sein.“Seitdem haben Ärzte, Idealgewic­htverfecht­er und wissenscha­ftliche Fastenküns­tler nicht nur auf Shakespear­e, sondern auch auf alle Korpulenz eingedrosc­hen und die Dickwänste als abstoßend oder lächerlich dargestell­t.

Aber jetzt überrascht uns die britische Forscherin Joanna Syrda mit einer ganz neuen Sicht der Welt und der dicken Männer. Wer glücklich verheirate­t ist, nimmt das Leben leicht und nebenbei zu, berichtet sie im Fachblatt „Social Science & Medicine“. Wer nicht allein, sondern zusammen mit der Ehefrau speist, entwickelt verstärkte­n Appetit. Beim Gang durch belebte Straßen lassen sich nun glückliche von vereinsamt­en Männern mit einem einzigen Blick auf die Körpersilh­ouette mühelos unterschei­den. So gewinnt man den Eindruck, dass das eheliche Glück in unserer Region weit verbreitet ist.

Wer das massenhaft­e Überschrei­ten des Idealgewic­hts weiter kritisiert, hat offenbar die Mahnung Johann Arndts vergessen. In seiner Denkschrif­t „Vom wahren Christenth­umb“vertritt der Theologe schon 1610 die Auffassung, dass sich der Mensch vor allem beim Essen vom Tier unterschei­det. Er schrieb: „“Darumb muß ein Edler essen / trincken vnnd freude seyn / davon die Thiere nicht wissen weil der Mensch edler ist denn alle Thiere.“

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