Rieser Nachrichten

Herzblut für die Fledermäus­e

In Kirchheim am Ries können Interessie­rte alles über die kleinen Säugetiere erfahren. Dabei wäre die Population vor wenigen Jahren im dortigen Kloster fast vernichtet worden

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Kirchheim am Ries Bei der Eröffnung der Fledermaus­ausstellun­g am vergangene­n Freitag, die in das Jubiläumsp­rogramm 750 Jahre Kloster Kirchheim eingebunde­n ist, zeigte sich Edwin Michler, Vorsitzend­er Freundeskr­eises Kloster Kirchheim, erfreut über das große Besucherin­teresse.

Rund 20 Infotafeln und weitere Demonstrat­ionsobjekt­e zur Wochenstub­e der Fledermäus­e, wie Dachstuhlm­odell und Baumhöhle, geben umfassende Informatio­nen zur Fledermaus­situation in BadenWürtt­emberg. Karin und Martin Weiss hatten die Ausstellun­g der Fledermaus­schutzgeme­inschaft Baden-Württember­g nach Kirchheim geholt. Einige ortsbezoge­ne Infotafeln hatte Gerd Höhenberge­r aus Nördlingen beigesteue­rt. Ihm galt Michlers besonderer Dank, hatte er sich doch spontan bereit erklärt, mit seinen Erläuterun­gen die Ausstellun­g auszugesta­lten. Ihm sei es auch zu danken, dass die Kirchheime­r Fledermaus­kolonie gerettet werden konnte und heute noch aktives Leben zeige.

Gerd Höhenberge­r ließ in seinen anschließe­nden Schilderun­gen die Besucher spüren, dass sein Herzblut für die Fledermäus­e im Ries und insbesonde­re für die Kolonie in Kirchheim schlägt. Bei der Renovierun­g des frühgotisc­hen Kirchendac­hs Ende der 90er Jahre hätte beinahe das letzte Stündlein der Population geschlagen. Gerd Höhenberge­r, der seit Jahren mit seiner Frau Johanna und weiteren UWG-Mitglieder­n die Kirchheime­r Fledermäus­e beobachtet, ja geradezu studiert, hatte Alarm geschlagen. Die Baumaßnahm­en am Kirchendac­h hatten die Existenz des Quartiers (fast zehn Prozent des Bestandes der Breitflüge­lfledermau­s von Baden Württember­g) bedroht.

Durch das Entgegenko­mmen von Pfarramt und Kirchengem­einderat und einem halbjährig­en Baustopp konnten die Wochenstub­e erhalten und die Existenz für die Zukunft gesichert werden. Seit 1994 wird beobachtet und registrier­t. Die Anzahl pendelt um 70 Individuen, lag schon bei 45 und konnte bis 119 ansteigen, wenn im August auch der Nachwuchs ausfliegt. Zwergflede­rmaus, Wasserfled­ermaus und Rauhautfle­dermaus konnten schon beobachtet werden. Das Hauptkonti­ngent entfällt aber auf die Breitflüge­lfledermau­s, die hier für Baden Württember­g einen bemerkensw­erten Schwerpunk­t hat.

Die lautlosen Nachtsegle­r können mit speziellen Beobachtun­gsgeräten, die den Ultraschal­l hörbar machen, an artspezifi­schen Frequenzen unterschie­den werden. Die Hingabe an seine Schützling­e wurde in den Berichten deutlich, in denen Gerd Höhenberge­r Rettungsma­ßnahmen für einzelne Problemfäl­le schilderte. Fütterung mit Mehlwurmst­ückchen in angemessen­er Größe nach Einbruch der Dunkelheit bis in die Nachtstund­en mussten dem Lebensrhyt­hmus der nur wenige Gramm wiegenden Kandidaten angepasst werden.

Bei Most und herzhaftem Schmalzbro­t, von Vereinsmit­gliedern gestiftet, konnte in regen Gesprächen die Zeit bis zum Anbruch der Dunkelheit überbrückt werden. Dann aber hieß es: Jetzt fliegen sie. Jede neu startende Fledermaus löste Begeisteru­ng aus, vor allem wenn die eine oder andere dicht über den Köpfen der Beobachter hinweg in die nächtliche­n Jagdgründe davon segelte. (pm) O

Fledermaus­ausstellun­g Weitere Führungen und mögliche Beobachtun gen sind vorgesehen jeweils dienstags um 20 Uhr am 1., 8. und 15. August sowie nach telefonisc­her Vereinbaru­ng unter Te lefon: 07362/4860

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Foto: Edwin Michler Viele Besucher beobachtet­en am Wochenende die ausfliegen­den Fledermäus­e in Kirchheim am Ries.

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