Seit gestern ist die Erde überlastet
Was das für die Menschheit heißt
Die Menschheit hat ihre für dieses Jahr natürlich verfügbaren Ressourcen nach Berechnungen einer Forschungsorganisation bereits vom gestrigen Mittwoch an aufgebraucht. Wie das Global Footprint Network mitteilte, fällt der Erdüberlastungstag mit dem 2. August auf das früheste Datum seit Beginn der Überlastung des Planeten in den 1970er Jahren. Noch sei es nicht zu spät für die Erde: „Wir können den Trend umkehren“, appelliert das Netzwerk. Einen Weg zu finden, in den natürlichen Grenzen des Planeten zu leben, sei „die größte Herausforderung unserer Zeit“, erklärte WWF-Vorstand Eberhard Brandes.
Aus Sicht von Umwelt- und Entwicklungsorganisationen leben die Menschen bis zum Jahresende über ihre Verhältnisse: Sie holzen Wälder schneller ab als diese nachwachsen, überfischen die Ozeane und stoßen mehr Kohlendioxid (CO2) aus als in der Biosphäre aufgenommen werden kann. Das sei „Diebstahl an künftigen Generationen“, sagte Christoph Röttgers von der Naturschutzjugend. Der überhöhte Verbrauch habe bereits Konsequenzen, betont der WWF: extreme Wetterereignisse, Hungersnöte und Artensterben etwa. Ökosysteme wie Korallenriffe, tropische Regenwälder oder Flusssysteme drohten zu verschwinden. Knapper werdende Ressourcen gelten auch als Ursache für Konflikte und Kriege.
Das Datum des Erdüberlastungstages – auch als Earth Overshoot Day oder Welterschöpfungstag bekannt – rutscht mit dem weltweit steigenden Ressourcenbedarf seit Jahren im Kalender nach vorn.
Der Tag rutscht seit Jahren im Kalender nach vorn
Deutschland für sich genommen hatte seine Natur-Ressourcen rechnerisch bereits am 24. April aufgebraucht. Dass der weltweite Überlastungstag erst später im Jahr erreicht wird, liegt an Entwicklungsund Schwellenländern mit niedrigerem Verbrauch.
Berechnet wird das Datum mithilfe des ökologischen Fußabdrucks. Das ist eine Art Buchhaltungssystem für die Ressourcen des Planeten. Auf der einen Seite steht das Angebot, zum Beispiel an Wäldern, Feldern, Gewässern. Auf der anderen Seite geht es um den Bedarf des Menschen, etwa um Energie zu gewinnen, zu bauen, Vieh zu halten. Auch Abgase und Abfälle spielen eine Rolle – entsprechend groß ist der Fußabdruck von Industrienationen. Um den Öko-Fußabdruck zu verkleinern, empfehlen Umweltschützer, häufiger vegetarisch zu essen, weil die Produktion tierischer Lebensmittel mehr Fläche beansprucht. Daneben geht es zum Beispiel um das Vermeiden von Lebensmittelabfällen und sparsames Heizen. Auch Transport ist ein Faktor: Flugreisen und Autofahrten fallen viel stärker ins Gewicht als etwa öffentliche Verkehrsmittel.
Auch die Politik ist gefordert. In einem aktuellen Strategiepapier fordert der WWF eine nachhaltigere Ausrichtung der Landwirtschaft mit mehr Ökolandbau sowie einen unumkehrbaren Kohleausstieg.