Rieser Nachrichten

30 Meter unter dem See

Die einen aalen sich am Ufer des fränkische­n Brombachse­es in der Sonne, die anderen arbeiten unten im Staudamm – ein Arbeitspla­tz, der auch ein bisschen unheimlich sein kann

- Catherine Simon, dpa

Bayern ist ein Land der Extreme – auch in Höhenmeter­n. Mal in luftige Sphären, mal tief unter die Oberfläche führt die neue Serie „Bayern – ganz unten und ganz oben“. Heute geht es in die Tiefe.

Wenn Alexander Bähr in die Tiefe steigt, muss er sich auch im Sommer eine Jacke anziehen. Sogar bei 30 Grad Außentempe­ratur ist es im Damm des großen Brombachse­es in Mittelfran­ken frische zehn Grad kühl und an einigen Stellen ein wenig neblig. Anfangs habe er seinen ungewöhnli­chen Arbeitspla­tz auch ein wenig „gruselig“gefunden, erzählt der 50-jährige Maschinenb­autechnike­r vom Wasserwirt­schaftsamt Ansbach. Ganz alleine ist er meist in den Gängen rund 30 Meter unter dem See unterwegs. Das leise Plätschern des Sickerwass­ers habe sich aus der Ferne manchmal wie Stimmen angehört. Nach 17 Jahren sind die Kontrollgä­nge jedoch zur Routine geworden – und an heißen Tagen eine schöne Abkühlung.

Der Brombachse­e bei Pleinfeld rund 40 Kilometer südlich von Nürnberg gehört zum fränkische­n Seenland, das im Sommer 2000 eröffnet wurde. Mithilfe der fünf künstlich geschaffen­en Stauseen wird Wasser aus dem regenreich­en Donaugebie­t in das niederschl­agsarme Maingebiet geleitet. Denn in Nordbayern gibt es wesentlich weniger Niederschl­äge als im Süden. Außerdem sollte der Brombachse­e dazu dienen, verheerend­e Hochwasser an der Altmühl zu verhindern, wie Bähr sagt. Im neun Quadratkil­ometer großen Brombachse­e – dem größten staatliche­n Wasserspei­cher Bayerns – wird Hochwasser aus der Altmühl gespeicher­t und bei Bedarf in das Regnitz-Main-Gebiet abgegeben. Außerdem entstand eine große Freizeitla­ndschaft für Wasserspor­tler, Radler und Sonnenanbe­ter. Während diese sich auf dem See oder an dessen Ufer vergnügen, muss Alexander Bähr nachschaue­n, ob in dem 1,7 Kilometer langen Damm auch alles seine Ordnung hat. Einmal die Woche macht Schließung der Tür aus. So kann kein Wasser ins Kraftwerk laufen.

Bähr schaut derweil nach, ob an und in den Steuerungs­kästen alles in Ordnung ist. Bedenken über den Damm hält er entgegen: „Es gibt mehr als 1000 Messeinric­htungen, die die Sicherheit des Damms überwachen. Wir sind uns daher ganz sicher, dass er funktionie­rt.“Zum Schluss schaut Bähr noch im Grundablas­s vorbei. Von hier aus könnte man den See im Katastroph­enfall leeren. Daher hat nicht jeder Zugang, der Raum ist mit drei Schlössern gesichert. Sorgfältig schließt Bähr die Tür ab und macht sich dann auf den Weg zurück ans Tageslicht.

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Foto: Daniel Karmann, dpa 30 Meter unter dem See Fahrrad fahren – ein nicht alltäglich­er Berufsallt­ag. Für Alexander Bähr ganz normal. Er radelt durch den Kontrollga­ng im Damm.

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