Mit Kängurus die Welt erklären
Django Asül kommt zum Abschluss der Jakobi-Kirchweih nach Oettingen. In seinem Programm „Letzte Patrone“geht es um Europa, die Flüchtlingskrise und die Autoindustrie
Das bayerische Abitur hat einen besonderen Ruf. Es gilt als das schwerste in Deutschland. Django Asül hat das bayerische Abitur (absolviert am Gymnasium Deggendorf) – trotz einer Note sechs in der Physikabschlussprüfung. Das gibt er bei seinem Auftritt am Dienstagabend im Oettinger Festzelt am Schießwasen zu. Das Thema Schule bildet einen Teil der Rahmenhandlung seines aktuellen Programms „Letzte Patrone“. Immer wieder spricht er seine weniger erfolgreiche Schulzeit an und dass sein Lebensmotto „Geld fürs Nichtstun“lautet – wie das Lied „Money for Nothing“der Dire Straits.
Im Oettinger Festzelt herrscht eine gespannte Erwartungshaltung. Rund 700 Zuschauer sind trotz einer Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gekommen. Kurz nach 20 Uhr eröffnet der Kabarettist sein sechstes Soloprogramm mit einer kleinen Geschichte über Oettingen. „Die Stadtführung am Nach- mittag war wirklich schön, die anderthalb Minuten sollte sich jeder mal nehmen“, frotzelt er. Überhaupt sei ja Oettingen für die Nördlinger, was Kitzbühel für die Münchner wäre. Natürlich verliert er auch ein paar Sätze über die Oettinger Brauerei, wo er tagsüber eine Sonderführung erhalten hat.
Nachdem der Kabarettist in einem Zeitungsartikel gelesen habe, dass der durchschnittliche Deutsche jedes Jahr statistisch ein paar Minuten älter werde, sei ihm klar geworden, dass er in derselben Zeit ein ganzes Jahr älter wird. „Ich dachte mir, ich müsse der Gesellschaft etwas zurückgeben – aber natürlich nicht das Eintrittsgeld“, scherzt er. So plante er, Jugendwart im Kriegerund Veteranenverein im heimatlichen Hengersberg zu werden oder eine Bürgerwehr zu gründen. In all seinen Berichten über sein so- ziales Engagement spricht er ganz beiläufig über das Imageproblem Europas, die Türkei-Debatte, die deutsche Autoindustrie und über Begriffe wie Demut und Empathie. Dabei zeichnet sich der Kabarettist mit türkischen Wurzeln durch fließende Übergänge von einem zum anderen Thema aus durch eine exzellente Rhetorik.
Immer wieder spielt er fiktive Gespräche mit Freunden nach, die er in sein Programm einbaut. Zum Beispiel Hans von seinem Vormittags-Cappuccino-Stammtisch, der alle weltpolitischen Themen auf gut Bayerisch mit Kängurus erklärt: „I hob nix gegen Flüchtlinge.“Da herrscht Stille im Festzelt. „I hob auch nix gegen Kängurus. Ein Tier in Deutschland geht ja noch unter exotisch durch, aber fünf Millionen wären zu viel.“Schallendes Gelächter. Durch unterschiedliche Körperhaltungen, Gesten und Mimik haucht er den Charakteren gekonnt Leben ein. Wenn der türkische Freund des Vaters über Amnesty International philosophiert, dann natürlich mit waschechtem türkischen Akzent. Neben Verteidigungsministerin von der Leyen, die er Granaten-Uschi nennt, nimmt Asül auch Carsten Maschmeyer und dessen neues Buch aufs Korn. Dazwischen streut er auch bitterböse Witze ein: 6,7 Millionen – eine Summe, die in Deutschland öfters mal verschwindet (zum Beispiel beim Deutschen Fußball-Bund).
In seiner Zugabe spricht er über einen Zuschauer bei einem kürzlichen Auftritt, der aus Aachen stammte. Dieser habe ihn nach der Veranstaltung gefragt, wo denn der immer wiederkehrende Heimatort Asüls – Hengersberg – liegen würde. Woraufhin der Kabarettist wissen möchte, wo genau der Aachener herkommt. „Aus einem Vorort vielleicht fünf Kilometer außerhalb der Stadt“, antwortet ihm der Zuschauer. „Aus Würselen oder Stolberg?“, entgegnet ihm der Niederbayer. Worauf der Aachener ihn überrumpelt fragt, woher er denn die Ortschaften kenne. „Ich habe halt das bayerische Abitur.“
Witze über die Oettinger Altstadt und die Brauerei