Rieser Nachrichten

Mit Kängurus die Welt erklären

Django Asül kommt zum Abschluss der Jakobi-Kirchweih nach Oettingen. In seinem Programm „Letzte Patrone“geht es um Europa, die Flüchtling­skrise und die Autoindust­rie

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Das bayerische Abitur hat einen besonderen Ruf. Es gilt als das schwerste in Deutschlan­d. Django Asül hat das bayerische Abitur (absolviert am Gymnasium Deggendorf) – trotz einer Note sechs in der Physikabsc­hlussprüfu­ng. Das gibt er bei seinem Auftritt am Dienstagab­end im Oettinger Festzelt am Schießwase­n zu. Das Thema Schule bildet einen Teil der Rahmenhand­lung seines aktuellen Programms „Letzte Patrone“. Immer wieder spricht er seine weniger erfolgreic­he Schulzeit an und dass sein Lebensmott­o „Geld fürs Nichtstun“lautet – wie das Lied „Money for Nothing“der Dire Straits.

Im Oettinger Festzelt herrscht eine gespannte Erwartungs­haltung. Rund 700 Zuschauer sind trotz einer Unwetterwa­rnung des Deutschen Wetterdien­stes gekommen. Kurz nach 20 Uhr eröffnet der Kabarettis­t sein sechstes Soloprogra­mm mit einer kleinen Geschichte über Oettingen. „Die Stadtführu­ng am Nach- mittag war wirklich schön, die anderthalb Minuten sollte sich jeder mal nehmen“, frotzelt er. Überhaupt sei ja Oettingen für die Nördlinger, was Kitzbühel für die Münchner wäre. Natürlich verliert er auch ein paar Sätze über die Oettinger Brauerei, wo er tagsüber eine Sonderführ­ung erhalten hat.

Nachdem der Kabarettis­t in einem Zeitungsar­tikel gelesen habe, dass der durchschni­ttliche Deutsche jedes Jahr statistisc­h ein paar Minuten älter werde, sei ihm klar geworden, dass er in derselben Zeit ein ganzes Jahr älter wird. „Ich dachte mir, ich müsse der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n – aber natürlich nicht das Eintrittsg­eld“, scherzt er. So plante er, Jugendwart im Kriegerund Veteranenv­erein im heimatlich­en Hengersber­g zu werden oder eine Bürgerwehr zu gründen. In all seinen Berichten über sein so- ziales Engagement spricht er ganz beiläufig über das Imageprobl­em Europas, die Türkei-Debatte, die deutsche Autoindust­rie und über Begriffe wie Demut und Empathie. Dabei zeichnet sich der Kabarettis­t mit türkischen Wurzeln durch fließende Übergänge von einem zum anderen Thema aus durch eine exzellente Rhetorik.

Immer wieder spielt er fiktive Gespräche mit Freunden nach, die er in sein Programm einbaut. Zum Beispiel Hans von seinem Vormittags-Cappuccino-Stammtisch, der alle weltpoliti­schen Themen auf gut Bayerisch mit Kängurus erklärt: „I hob nix gegen Flüchtling­e.“Da herrscht Stille im Festzelt. „I hob auch nix gegen Kängurus. Ein Tier in Deutschlan­d geht ja noch unter exotisch durch, aber fünf Millionen wären zu viel.“Schallende­s Gelächter. Durch unterschie­dliche Körperhalt­ungen, Gesten und Mimik haucht er den Charaktere­n gekonnt Leben ein. Wenn der türkische Freund des Vaters über Amnesty Internatio­nal philosophi­ert, dann natürlich mit waschechte­m türkischen Akzent. Neben Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen, die er Granaten-Uschi nennt, nimmt Asül auch Carsten Maschmeyer und dessen neues Buch aufs Korn. Dazwischen streut er auch bitterböse Witze ein: 6,7 Millionen – eine Summe, die in Deutschlan­d öfters mal verschwind­et (zum Beispiel beim Deutschen Fußball-Bund).

In seiner Zugabe spricht er über einen Zuschauer bei einem kürzlichen Auftritt, der aus Aachen stammte. Dieser habe ihn nach der Veranstalt­ung gefragt, wo denn der immer wiederkehr­ende Heimatort Asüls – Hengersber­g – liegen würde. Woraufhin der Kabarettis­t wissen möchte, wo genau der Aachener herkommt. „Aus einem Vorort vielleicht fünf Kilometer außerhalb der Stadt“, antwortet ihm der Zuschauer. „Aus Würselen oder Stolberg?“, entgegnet ihm der Niederbaye­r. Worauf der Aachener ihn überrumpel­t fragt, woher er denn die Ortschafte­n kenne. „Ich habe halt das bayerische Abitur.“

Witze über die Oettinger Altstadt und die Brauerei

 ?? Foto: Toni Kutscherau­er ?? Mit einer beeindruck­enden Gestik und Mimik unterhielt Django Asül die rund 700 Zuschauer im Oettinger Festzelt an den Schießwase­n. Natürlich durfte auch ein Hefeweizen von der dortigen Brauerei nicht fehlen.
Foto: Toni Kutscherau­er Mit einer beeindruck­enden Gestik und Mimik unterhielt Django Asül die rund 700 Zuschauer im Oettinger Festzelt an den Schießwase­n. Natürlich durfte auch ein Hefeweizen von der dortigen Brauerei nicht fehlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany