Kluft zwischen Arm und Reich wächst
Der VdK warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft. Bei einer Veranstaltung in Wemding mit Podiumsdiskussion kommen auch Politiker zu Wort
Die Kluft zwischen Arm und Reich bringt Deutschland nach Ansicht des Sozialverbands VdK in eine gefährliche Schieflage. Bei einer Veranstaltung zur Bundestagswahl „Soziale Spaltung stoppen!“konfrontierte der VdK in Wemding Politiker aus Schwaben mit seinen Forderungen.
„Die Positionen der Parteien gehören auf den Prüfstand, denn die Kluft zwischen Arm und Reich wächst ganz real“, stellte Günter Wernhard, Vorsitzender des gastgebenden VdK-Kreisverbands Donau-Ries, fest: „Starke Schultern tragen in Deutschland zu wenig, schwache zu viel.“
Diese Tatsache schwäche den Zusammenhalt und gefährde den sozialen und inneren Frieden, verdeutlichte VdK-Landesgeschäftsführer Michael Pausder: „Wenn über 80-jährige Rentnerinnen putzen gehen müssen, um finanziell über die Runden zu kommen, dann ist das beschämend.“Wer sein Leben lang hart gearbeitet und immer brav in die Rentenkasse einbezahlt habe, „darf am Ende nicht mit einer Rente abgespeist werden, die unterhalb der Grundsicherung liegt“. Aus Gründen der Gerechtigkeit fordere der VdK daher, dass künftig alle Berufsgruppen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssen.
Eine weitere Großbaustelle ist dem VdK-Landesvorsitzender Ulrike Mascher zufolge das Thema Gesundheit und Krankenversicherung. „Wir brauchen unbedingt eine Rückkehr zur paritätischen Finanzierung“, erklärte sie. „Es ist nicht einzusehen, dass in Zeiten, in denen die Wirtschaft floriert und die Gewinne der Unternehmen nur so sprudeln, die Arbeitgeber einen niedrigeren Beitrag zahlen als die Arbeitnehmer.“
„Grundsätzlich ein gutes Gesundheitssystem“
Zugang zu Gesundheit dürfe weder von der finanziellen Situation noch von einer Behinderung abhängen, ergänzte VdK-Vorstandsmitglied und Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele. Sie sagte: „Zugang für alle Menschen bedeutet zum Beispiel medizinische Informationen in leichter Sprache, die Bezahlung eines Gebärdensprachdolmetschers in der Klinik und barrierefreie Arztpraxen.“Doch nur jede sechste Arztpraxis in Deutschland sei rollstuhlgerecht. Sie richtete sich an die Politiker im Saal: „Die Uhr tickt – und zwar laut.“
Auch bei der Podiumsdiskussion und der Fragerunde standen die Themen Rente und Gesundheit im Mittelpunkt. Grünen-Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz plädierte grundsätzlich für mehr Mut, neue Wege zu gehen. Ein Anliegen war die Bürgerversicherung: „Alle müssen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.“Auch Susanne Ferschl, Bundestagskandidatin der Linken, sprach sich dafür aus: „Der Millionär braucht keine Rentenversicherung, aber die Rentenversicherung braucht den Millionär.“Handlungsbedarf sah SPD-Bundestagskandidat Christoph Schmid im Gesundheitssystem: „Diejenigen, die in die private Krankenversicherung einzahlen, würden auch der gesetzlichen gut tun.“CSU-Bundestagsabgeordnete Astrid Freudenstein gab zu bedenken: „Es ist ja nicht so, dass die Privatversicherten nicht ins System einzahlen. Grundsätzlich haben wir ein gutes Gesundheitssystem in Deutschland.“
Ein großes Lob ging an das Organisationsteam um VdK-Bezirksgeschäftsführerin Martina Schroeder und VdK-Kreisgeschäftsführerin Sylva Gebhard. Wemdings Bürgermeister Martin Drexler sagte: „Das VdK-Team vor Ort leistet eine tolle Arbeit.“