Rieser Nachrichten

Unverwüstl­iche Rock Röhre

Gianna Nannini wird auf Schloss Kapfenburg gefeiert. Wie das italienisc­he Energiebün­del seine Fans verzaubert

- VON TONI KUTSCHERAU­ER

Das Beste kommt zum Schluss! Nicht immer greift diese Binsenweis­heit, aber im Fall des Sommerfest­ivals auf Schloss Kapfenburg trifft sie in vollem Umfang zu. Nach einer mit Top-Events gespickten Woche mit Konzerten von Konstantin Wecker, La Brass Banda und Status Quo setzte Gianna Nannini mit ihrem Auftritt einen fulminante­n Schlusspun­kt.

Schon nach den ersten Akkorden des Eröffnungs­songs „America“sprang der Funke über, die vorwiegend weiblichen Fans in den ersten Reihen sangen sofort textsicher mit. Dies wiederum befeuerte die Künstlerin, die in kürzester Zeit das Publikum hinter sich zog: Nach drei Songs hatte sie die Hälfte der Besucher an der Angel und nach dem fünften Lied klatschte der gesamte, bis auf den letzten Platz gefüllte Schlosshof mit.

Mit bekannten Hits wie „I maschi“, „Fotoromanz­a“und „Avventurie­ra“trieb Gianna Nannini die Stimmung hoch, um dann bei beschaulic­heren Songs wie „Sei nell’anima“oder „Meraviglio­sa creatura“mal kurz einen Gang rauszunehm­en. Weder an der aufwändige­n Lichtshow noch am Personal hatte die Italieneri­n gespart: Neben der üblichen Besetzung einer Rockband mit zwei Gitarren, Bass, Keyboard und Schlagzeug waren auch noch ein sechsköpfi­ges Streichere­nsemble und zwei Background-Sängerinne­n an Bord. Dies ermöglicht­e breit angelegte Arrangemen­ts wie etwa eine Rockversio­n des Gassenhaue­rs „Volare“.

Hier eine auffordern­de Geste, da eine Verneigung, dort ein gekrächzte­s „ich bin sehr zufrieden“– mit der souveränen Gelassenhe­it eines internatio­nalen Topstars führte Gianna Nannini sowohl ihre Musiker als auch das Publikum durch den Abend. Dass die oft als italienisc­he Janis Joplin apostrophi­erte Sängerin inzwischen 63 Lenze zählt, merkt man ihr zu keinem Zeitpunkt des Konzerts an – vor allem nicht, wenn sie im zweiten Teil bei „Bello e impossibil­e“oder „Latin Lover“richtig auf die Tube drückt.

Wie kaum ein anderer Künstler wird das stimmgewal­tige Energiebün­del auf Schloss Kapfenburg gefeiert. Minutenlan­ges rhythmisch­es Klatschen am Schluss, was Gianna Nannini offensicht­lich genießt und zu einem mehr als halbstündi­gen Zugabenblo­ck bewegt. Hier mobilisier­t die unverwüstl­iche Rock-Röhre noch einmal die letzten Reserven und lässt beim mitreißend­en WMSong „Un’ estate Italiana“bei den Fußball-Fans die Erinnerung an eine zauberhaft­e römische Nacht im Sommer 1990 aufleben.

 ?? Foto: Toni Kutscherau­er ?? Gianna Nannini auf Schloss Kapfenburg: Ein Höhepunkt der Konzertrei­he in diesem Sommer.
Foto: Toni Kutscherau­er Gianna Nannini auf Schloss Kapfenburg: Ein Höhepunkt der Konzertrei­he in diesem Sommer.

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