Rieser Nachrichten

Alles nach Fahrplan

Über die neue Bahnbrücke rollen schon ab Dienstag die ersten Züge. Was als nächstes auf der Baustelle geplant ist und wie das neue Bauwerk aussehen soll

- VON PHILIPP WEHRMANN

Der erste Teil der Brücke ist fast fertig. Er besteht aus zwei Teilstücke­n, von denen eines nicht an Ort und Stelle hergestell­t werden konnte. Dort, wo es jetzt nur noch abgesenkt werden muss, stand bisher nämlich nur eine Hilfsbrück­e. Die stellte sicher, dass die Züge der Deutschen Bahn (DB) weiterhin zwischen Donauwörth und Aalen fahren konnten.

Gestern nahmen die Verantwort­lichen die Fortschrit­te auf der Baustelle gemeinsam in Augenschei­n. Stellvertr­etend für die Deutsche Bahn führte der Projektlei­ter der DB Netz, Gerald Morak, durch die Baustelle. Technische Hintergrün­de erläuterte der Projektlei­ter der beauftragt­en Spezialfir­ma B+H Bau aus Karlsruhe, Marc Weißgräber. Michael Bauhammer, Leiter der Abteilung Tiefbau, vertrat den „Bauherren“, die Stadt Nördlingen.

Derzeit steht der Zugverkehr am Nördlinger Bahnhof still: Am Dienstag wurde die Hilfsbrück­e abmontiert. Um sie so lange wie möglich benutzen zu können, wurde das Einschubel­ement aus Beton, über das zukünftig die Gleise vier und fünf führen, 20 Meter versetzt hergestell­t (wir berichtete­n). Einen Monat lang trocknete der Beton nun – jetzt war es an der Zeit, das Bauteil an seinen Standort zu bewegen. Am Dienstag, 8. August, werden schon die Gleise auf der neuen Brücke liegen und wieder Züge fahren.

Wie bereits berichtet, wurde das Einschubel­ement auf einem teflonbesc­hichteten Träger bewegt. Eigentlich wiegt das Bauteil aus Beton und Stahl etwa 700 Tonnen. „Dadurch, dass wir die Reibung so stark verringern, müssen wir rechnerisc­h nur 24 Tonnen bewegen“, erklärt Weißgräber. Eine Hydraulika­nlage drückt das Bauwerk so in drei Stunden an den Zielort – also etwa sechs Meter pro Stunde oder anders ausgedrück­t zehn Zentimeter pro Minute, sagt Weißgräber. Das sei für das menschlich­e Auge kaum wahrnehmba­r. Wichtig ist, dass das hunderte Tonnen schwere Bauteil später genau dort steht, wo es sein soll – davor wurden nämlich 16 bis 25 Meter lange Bohrpfähle vorbereite­t, die mit den neuen Betonteile­n verbunden werden und es stabilisie­ren.

Morak, Projektlei­ter der DB Netz, fasst die grundlegen­den Änderungen durch die neue Brücke noch einmal zusammen: Der Tunnel wird insgesamt 73 Meter lang sein, also knapp 20 Meter kürzer als vorher. Davon seien aber gut zwölf Meter nach oben hin geöffnet, sodass Sonnenlich­t in den Tunnel fällt. Vom Untergrund wird man kommendes Jahr noch einige Meter abtragen – zwischen Straße und Decke werden dann 4,5 Meter Platz sein. Die Geh- und Fahrradweg­e werden etwa zwei Meter höher liegen und von einem Geländer abgegrenzt sein.

Die bessere Sicherheit­slage durch die breitere Straße und Gehwege sei neben der größeren Durchfahrt­shöhe das Hauptanlie­gen der Stadt gewesen. Diese Anliegen seien nach dem „Eisenbahnk­reuzungsge­setz“grundlegen­d für die Finanzieru­ng solcher Projekte. Die Stadt Nördlingen trage die Projektkos­ten von mehr als 18 Millionen Euro deshalb selbst. Für den Zugverkehr hätte man die alte Bahnbrücke nämlich noch etwa 30 Jahre nutzen können. Die DB Netz zahle aber einen „Vorteilsau­sgleich“dafür, dass sie eine neue Brücke nutzen könne, erklärt Morak. Außerdem erhalte die Stadt Fördermitt­el vom Bund.

Bis zum kommenden Dienstag wird auch nachts gearbeitet. „Da hört keiner was von“, glaubt WeißGerald gräber. Die lauten Arbeiten im März seien glückliche­rweise vorbei, sagt Morak. Die Bohrarbeit­en seien ein „hartes Stück für die Anwohner“gewesen. Der Lärmpegel sei, sagt Morak und zögert kurz, „ganz ordentlich“gewesen.

Vom 16. August bis 23. August wird das Einschubel­ement auf der Ost-Seite bewegt. Darüber werden dann zukünftig wieder die Bayernbahn beziehungs­weise das Nördlinger Eisenbahnm­useum fahren. Die Brücke selbst wird noch dieses Jahr fertiggest­ellt, kündigt Morak an. Bis April kommenden Jahres soll die Grundwasse­rwanne intakt sein. Danach beginne die Stadt Nördlingen mit dem Straßenbau.

 ?? Fotos (4): Robert Milde ?? Der Höhenversa­tz der beiden neuen Brückentei­le war gestern noch deutlich zu erkennen. Heute soll das 600 bis 700 Tonnen schwere Betonteil (rechts) bereits um die notwendige­n rund zwei Meter abgesenkt sein. Auf ihm werden bereits am kommenden Dienstag...
Fotos (4): Robert Milde Der Höhenversa­tz der beiden neuen Brückentei­le war gestern noch deutlich zu erkennen. Heute soll das 600 bis 700 Tonnen schwere Betonteil (rechts) bereits um die notwendige­n rund zwei Meter abgesenkt sein. Auf ihm werden bereits am kommenden Dienstag...
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Das ganze Gewicht lastet noch auf Hy draulikheb­ern.
 ??  ?? Die Verantwort­lichen sind mit dem Bau fortschrit­t zufrieden.
Die Verantwort­lichen sind mit dem Bau fortschrit­t zufrieden.
 ??  ?? Aussparung­en im neuen Brückentei­l nehmen den Armierungs­stahl auf.
Aussparung­en im neuen Brückentei­l nehmen den Armierungs­stahl auf.

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