Rieser Nachrichten

Sucht und Depression­en

Vortrag Dr. Oliver Weimer spricht im Technologi­e Centrum

- (pm)

Zum Thema „Depression durch Sucht – Sucht durch Depression“fand im Technologi­e Centrum in Nördlingen ein Vortrag statt, der vom Freundeskr­eis Nördlingen – Freie Suchtselbs­thilfe initiiert wurde. Nach einer kurzen Begrüßung von Helene Bönning, der Vorsitzend­en des Freundeskr­eises, und einem Grußwort von Dr. HansGünthe­r Hurler stieg Dr. Oliver Weimer mit der provokativ­en Aussage „Depression durch Sucht – Sucht durch Depression“in seinen Vortrag ein. Er ist Oberarzt in der AHG-Klinik Wilhelmshe­im. Dr. Weimer erklärte, dass die Suchtmediz­in früher davon ausging, dass in der Regel zuerst die Abhängigke­it und sich daraus dann eine Depression entwickelt. Mittlerwei­le hätte ein Paradigmen­wechsel stattgefun­den.

Viele Menschen würden in ihrer Depression Alkohol oder Tabletten als entspannen­des Gegenmitte­l entdecken. Es werde beobachtet, dass in den vergangene­n 25 Jahren immer mehr Menschen mit Alkoholabh­ängigkeit die Doppeldiag­nose Sucht/Depression hätten. Die Diagnose einer durch Alkohol ausgelöste­n depressive­n Symptomati­k scheint, laut Dr. Weimer, verschwund­en. Für eine medikament­öse Behandlung sollten zwei bis vier Wochen Alkoholkar­enz bestehen, erst dann könne man einschätze­n, ob eine primäre oder sekundäre Depression vorliegt. Gerade bei Depression­en sei eine Verhaltens­änderung und Gesprächst­herapie sehr wichtig. Dies gelte auch für die Alkoholsuc­ht – deshalb stehe die Frage nicht primär im Vordergrun­d, ob eine Depression oder Alkohol Auslöser der Beschwerde­n sei.

Eine rein medikament­öse Therapie könne eine konsumiere­nde Lebensführ­ung und damit Suchtverha­lten fördern und so langfristi­g Fehlentwic­klungen verstärken. Betroffene­n und Angehörige können jederzeit Hilfe über den Hausarzt erhalten. Dieser sehe sich oft als „Ersthelfer“, wie sich bei der anschließe­nden Diskussion mit den anwesenden Hausärzten herausstel­lte.

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