Kultur zum Nulltarif gibt es nicht
In den letzten Tagen der Nördlinger Schauspielmanufaktur bemühen sich die Beteiligten um Gelassenheit. Fest steht, dass das ambitionierte Theaterprojekt in wenigen Wochen Nördlinger (Kultur-) Geschichte sein wird, schmutzige Wäsche will keiner mehr waschen. Und doch gehört sich an dieser Stelle der Blick zurück auf eine private Initiative, die mehr als ein Haltbarkeitsdatum von nur sieben Jahren verdient gehabt hätte.
Die Schauspielmanufaktur hat Nördlingens Kulturangebot bereichert, daran kann es keinen begründeten Zweifel geben. Nico Jilka verfügt in der Branche über ein gutes Netzwerk und damit ist es ihm gelungen, unterhaltsame und niveauvolle Stücke mit guten Schauspielern zu besetzen. Viel Lob für die künstlerische Qualität und eine hohe Zuschauerauslastung seines Theaters (erst in der Nürnberger Straße, dann auf dem Rotochsenkeller) waren die Belohnung. Auf der anderen Seite hat es Jilka versäumt, dem Nördlinger Stadtrat und dem Oberbürgermeister rechtzeitig klar zu machen, dass sein kleines Startup-Unternehmen nur mit erheblicher finanzieller Unterstützung überlebensfähig sein konnte. Weil Jilka, vom Typ her eher Querdenker als Diplomat, bei den späteren Gesprächen nicht unbedingt Fingerspitzengefühl bewies, fand er in Nördlingen nie eine echte Lobby für sein Projekt. Das finanzielle Zubrot blieb stets ein Zubrötchen.
Auf der anderen Seite hätte den Stadtoberen von Anfang klar sein müssen, dass es Kultur zum Nulltarif nicht gibt. Schließlich kauft Nördlingen seit Jahren Theateroder Kleinkunstproduktionen teuer ein. Dass nicht einmal ein Versuch unternommen wurde, Jilka und sein Theater in eine Gesamtkonzeption einzubinden, lässt nur den Schluss zu, dass man seine Schauspielmanufaktur nie richtig ernst genommen hat. Das ist schade.
Die Stadt ist um ein Stück Kultur ärmer, eine Chance vertan. Einmal mehr stellt sich die Frage, ob Nördlingen nicht doch einen kompetenten Kulturmanager braucht.