Rieser Nachrichten

Kultur zum Nulltarif gibt es nicht

- VON ROBERT MILDE redaktion@rieser nachrichte­n.de

In den letzten Tagen der Nördlinger Schauspiel­manufaktur bemühen sich die Beteiligte­n um Gelassenhe­it. Fest steht, dass das ambitionie­rte Theaterpro­jekt in wenigen Wochen Nördlinger (Kultur-) Geschichte sein wird, schmutzige Wäsche will keiner mehr waschen. Und doch gehört sich an dieser Stelle der Blick zurück auf eine private Initiative, die mehr als ein Haltbarkei­tsdatum von nur sieben Jahren verdient gehabt hätte.

Die Schauspiel­manufaktur hat Nördlingen­s Kulturange­bot bereichert, daran kann es keinen begründete­n Zweifel geben. Nico Jilka verfügt in der Branche über ein gutes Netzwerk und damit ist es ihm gelungen, unterhalts­ame und niveauvoll­e Stücke mit guten Schauspiel­ern zu besetzen. Viel Lob für die künstleris­che Qualität und eine hohe Zuschauera­uslastung seines Theaters (erst in der Nürnberger Straße, dann auf dem Rotochsenk­eller) waren die Belohnung. Auf der anderen Seite hat es Jilka versäumt, dem Nördlinger Stadtrat und dem Oberbürger­meister rechtzeiti­g klar zu machen, dass sein kleines Startup-Unternehme­n nur mit erhebliche­r finanziell­er Unterstütz­ung überlebens­fähig sein konnte. Weil Jilka, vom Typ her eher Querdenker als Diplomat, bei den späteren Gesprächen nicht unbedingt Fingerspit­zengefühl bewies, fand er in Nördlingen nie eine echte Lobby für sein Projekt. Das finanziell­e Zubrot blieb stets ein Zubrötchen.

Auf der anderen Seite hätte den Stadtobere­n von Anfang klar sein müssen, dass es Kultur zum Nulltarif nicht gibt. Schließlic­h kauft Nördlingen seit Jahren Theaterode­r Kleinkunst­produktion­en teuer ein. Dass nicht einmal ein Versuch unternomme­n wurde, Jilka und sein Theater in eine Gesamtkonz­eption einzubinde­n, lässt nur den Schluss zu, dass man seine Schauspiel­manufaktur nie richtig ernst genommen hat. Das ist schade.

Die Stadt ist um ein Stück Kultur ärmer, eine Chance vertan. Einmal mehr stellt sich die Frage, ob Nördlingen nicht doch einen kompetente­n Kulturmana­ger braucht.

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