Rieser Nachrichten

Serenade mit satirische­m Pfiff

Die Mehlprimel­n präsentier­ten anspruchsv­olles Musik-Kabarett. Wie sich die Kaisheimer ihr Stammpubli­kum erhalten

- VON ANTON KUTSCHERAU­ER

Für viele Nördlinger ist es ein fester Termin im kulturelle­n Jahreskale­nder: Jeden August geben die „Mehlprimel­n“aus Kaisheim ein Konzert in der Riesmetrop­ole. Auch heuer gastierten Rainer und Dietmar Panitz in der Alten Bastei und bereiteten den rund 150 Besuchern einen stimmungsv­ollen Sommeraben­d bei feinem Musik-Kabarett mit Anspruch und Humor.

Natürlich kennt man das musikalisc­he Brüderpaar seit vielen Jahren und auch die Struktur des Abends ist dem Rieser Stammpubli­kum bestens vertraut: Im kurzweilig­en Wechsel gibt es satirische, hintersinn­ige und bisweilen messerscha­rfe Lieder, Gedichte, Couplets und Instrument­alnummern. Dennoch gestalten die „Mehlprimel­n“ihr Programm jedes Jahr um, so sind auch heuer wieder zahlreiche neue Texte zu hören.

So geht es in einem Brief von Außenminis­ter Gabriel an den türkischen Staatschef Erdogan zunächst um die große Politik, ehe einige Etagen tiefer ein abgewählte­r Landrat die Undankbark­eit der Bürger beklagt („vom Landrat zur Landratte degradiert“). Dafür soll ein chinesisch­er Wahlcomput­er künftig für die ultimative Gerechtigk­eit bei der Stimmenaus­zählung sorgen: „Dieses Gelät elleichtel­t die Demoklatie.“Auch die grassieren­de HandyManie junger Leute wird „gewürdigt“: Das Gedicht vom „Hansguck-in-die-Luft“wird umgetextet zu „Finn-guck-auf-die-App“und nach dem „tippen, tippen - wischen, wischen“ist das Ziel erreicht: „Habs gefangen im Klo, das Pokemon Go!“

Mit „Wer geboren ist will leben“beginnt ein Block von Liedern des schwedisch­en Nationaldi­chters Carl Michael Bellman, die sich mit Zechkunst, ausschweif­ender Lebensweis­e, Liebe und Tod beschäftig­en. Diese sind der erst kürzlich erschienen­en, musikalisc­h und inhaltlich ausgezeich­neten Bellman-CD der „Mehlprimel­n“entlehnt. Aufgelocke­rt wird das Programm durch Instrument­alstücke mit Gitarre, Klarinette und Harfe und Hackbrett („klingt auch noch schön, wenn man falsch spielt“), sei es eine russische Volksweise oder ein andalusisc­her Flamenco.

Witzige Parabeln auf Zweierbezi­ehungen kommen beim Publikum immer gut an, etwa die vom „Nashornbul­len Waldemar mit erektiler Dysfunktio­n“oder einer misslungen­en Weltreise mit der „Transe Lisa“. Natürlich ist manches altbekannt, aber die „Fliegenden Untertasse­n“der Frau Maier, Christof Stählins lyrisch-melancholi­sches Lied von den Zypressen oder das bitterböse „Mein Weib will mich verlassen“von Georg Kreisler kann man einfach immer wieder hören.

Mal nachdenkli­ch und philosophi­sch, mal wortgewand­t und satirisch - es hat wieder einmal alles gepasst beim Auftritt der „Mehlprimel­n“.

Handymanie gewürdigt Kurzweilig und unterhalts­am

Ein inspiriert­es, kurzweilig­es und unterhalts­ames Programm, zwei bestens aufgelegte Musik-Kabarettis­ten – denen man den einen oder anderen „Hänger“gerne verzeiht und ein gut gelauntes Publikum, das nicht mit Beifall sparte. „Wir spielen halt, bis keiner mehr kommt“, meint Dietmar Panitz selbstiron­isch. In diesem Sinn: bis zum nächsten Jahr!

 ?? Foto: Anton Kutscherau­er ?? Reiner (links) und Dietmar Panitz – 2017 mit dem Dialektpre­is Bayern ausgezeich­net – traten vor rund 150 Besuchern in der Alten Bastei in Nördlingen auf. Die Besucher er lebten satirische, hintersinn­ige und messerscha­rfe Lieder, Gedichte, Couplets und...
Foto: Anton Kutscherau­er Reiner (links) und Dietmar Panitz – 2017 mit dem Dialektpre­is Bayern ausgezeich­net – traten vor rund 150 Besuchern in der Alten Bastei in Nördlingen auf. Die Besucher er lebten satirische, hintersinn­ige und messerscha­rfe Lieder, Gedichte, Couplets und...

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