„Hier steht die Kirche noch mitten im Dorf“
Alfons Wolf und Franz-Josef Wolf sehen die Denkmalschutz-Medaille als Auszeichnung für die ganze Gemeinde. Viele Bürger haben tatkräftig mitgeholfen
Im Juni ging der „Denkmalschutz-Oscar“, die Bayerische Denkmalschutzmedaille, an Kirchenpfleger Alfons Wolf für die außergewöhnlich stimmige und umfassende Instandsetzung der St. Vitus-Kirche in Birkhausen (wir berichteten). Die handwerkliche Glanzleistung brachte der Schreiner und Restaurator Franz-Josef Wolf ein; beide sind weitläufig verwandt und wurden in gläubige Birkhausener Familien hineingeboren, kirchliches Engagement über das durchschnittliche Maß hinaus war selbstverständlich. Alfons Wolf trat der Landjugend bei, war dort Obmann. 1995 wurde er in die Kirchenverwaltung der Gemeinde gewählt, 2000 zum Kirchenpfleger, also quasi dem Vorstandsvorsitzenden des Gremiums für die Kirchenstiftung St. Vitus. 2012 fasste er die Kirchenrestaurierung ins Auge, stellte eine Kerntruppe zusammen und motivierte den Restaurator Franz-Josef Wolf, sich zur Wahl in den Vorstand zu stellen, um später, wenn er ab 2015 die handwerkliche Aufgabe übernehmen sollte, gut vernetzt zu sein. Franz-Josef Wolf erinnert sich seinerseits, wie sein Großvater die Kirchenkrippe baute und er ihm immer beim Aufstellen half. „Auch die Eltern haben es einem vorgelebt, dass die Kirche der Angelpunkt des Lebens war.“So habe auch der Bürgermeister früher Bekanntmachungen nach dem Gottesdienst in der Kirche verkündet. Die Kirche als Gebäude wieder zu einem eindrucksvollen Glaubensdenkmal aufzuwerten, war sein Antrieb, die Arbeit anzunehmen, von der er ahnte, dass das Ausmaß nicht abzusehen war. Im Mittelpunkt stand für ihn das Licht – denn im Laufe der Zeit war dessen Inszenierung im Kircheninneren verloren gegangen. Für Franz-Josef Wolf hat es dreierlei Bedeutung: Erstens symbolisiert es den Glauben an sich, zweitens bringt es das Kircheninnere zur Geltung, wenn es im Laufe des Tages die Kirche durchwandert und drit- tens steht es für die zentrale Verbindung von Natur und Christentum. Deshalb initiierte der Restaurator auch ganz ungeplant, dass die bunten Fenster auf dem Dachboden aufgestöbert wurden, die man 1929 als „geschmacklos“entfernt hatte. „Die Zeiten und Ansichten wandeln sich eben ständig.“
Kirchenpfleger Alfons Wolf sah sich als Vermittler, die Gemeinde als Ganzes einzubinden. Unter anderem hatte er 15 Birkhausener gebeten, mitzuhelfen, die alten Latten vom Kirchendach zu entfernen - gekommen waren 20. „Jedem, der auf dem Dach der Kirche gesessen ist, gebührt diese Medaille“, sagt er. Die Kirchenverwaltung stand geschlossen hinter dem Projekt; als Alfons Wolf im Dorf um Spenden für die Kirche bat, kam so viel Geld zusammen, dass Gemeinde, Kreis, Bezirk, Diözese und Denkmalamt schwer beeindruckt vom Gemeinschaftsgeist waren und ihrerseits die Zuschusstöpfe öffneten. Rund 2000 Stunden Eigenleistung waren zusammengekommen beim Aus- und Einräumen, Saubermachen und anderen Arbeiten. Restaurator FranzJosef Wolf ging konsequent vor, ließ eins zum andern kommen, untersuchte und stabilisierte die Statik des Altars, stellte die neugotische Farbfassung wieder her, ging überall ins Detail - die Auflistung der Maßnahmen brachten die Rieser
Nachrichten bereits im Bericht zur Verleihung der Medaille. Und er wies anhand einer Signatur nach, dass Josef Anton Müller, der auch an der Münchner Frauenkirche und den Kirchen in Dinkelsbühl, Oettingen und Nördlingen tätig war, die Altäre in Birkhausen geschaffen hatte.“So etwas haben wir seit zehn bis 15 Jahren nicht mehr gesehen“, hieß es von den Verantwortlichen im Denkmalamt zu der außergewöhnlich stimmigen Neugestaltung und dem spürbaren Gemeinschaftsgeist, der dahinter steckte. „Bei uns steht die Kirche noch mitten im Dorf“, freut sich Kirchenpfleger Alfons Wolf und meint dies durchaus nicht nur im geografischen Sinne.