Freibad Sanierung nach dem Sommer 2018
Leerstand, Schulden und ein zu sanierendes Wörnitzfreibad: In Oettingen gibt es diverse offene Baustellen. Bürgermeisterin Petra Wagner spricht über die Halbzeit im Rathaus und zieht Bilanz
Halbzeit in den Rathäusern im Ries: Die Bürgermeister haben die Hälfte ihrer laufenden Amtszeit hinter sich gebracht und ziehen gemeinsam mit den Rieser Nachrichten Bilanz. In den nächsten Wochen wird der Rathauschef – oder die Rathauschefin – jeder Kommune zu Wort kommen. Den Anfang macht die Oettinger Bürgermeisterin Petra Wagner (CSU). Kürzlich ist beschlossen worden, dass Oettingen und Wassertrüdingen nicht zum Mittelzentrum werden. Was entgeht Oettingen nun? Petra Wagner: Wäre Oettingen Mittelzentrum geworden, hätte die Stadt bessere Fördermöglichkeiten in verschiedenen Bereichen. Auch von der Stärkung der medizinischen Grundversorgung, von den Gewerbeund Verkaufsflächen hätten die Kommunen einen größeren Handlungsspielraum. Beim Amtsantritt haben Sie die Wirtschaft zur Chefsache ernannt. Was haben Sie inzwischen erreicht? Wagner: In der Zwischenzeit sind alle Gewerbeflächen verkauft. Das ist jetzt auch zur dringlichen Sache geworden. Wir brauchen neue Gewerbeflächen für die nächsten Jahre. Diese könnten entlang der B 466 Richtung Nördlingen entstehen. Was geschieht, wenn jemand anfragt? Wagner: Die Stadt verfügt noch über ein beplantes Gewerbegebiet an der sogenannten Krebslache Richtung Munningen. Diese Fläche befindet sich aber nicht im Besitz der Stadt. Beim Leerstand dagegen hat sich kaum etwas bewegt. Es kam mit der Krone sogar ein Problem-Gebäude dazu. Wagner: Hier werden ständig Gespräche mit dem Landratsamt und der Oberen Denkmalschutzbehörde
geführt. Es wird versucht, eine nachhaltige Lösung zu finden. Welcher realistische Rettungsplan wäre denn möglich?
Wagner: Es gehört ein Konzept dazu, wie die Krone wirtschaftlich betrieben werden soll. Da gehört die Aufstockung der Betten dazu, denn die derzeitige Anzahl ist sicher etwas zu gering. Dann geht es darum, die Kosten für die komplette Sanierung zu ermitteln, dann welche Zu-
schussmöglichkeiten der Eigentümer hat und dann um die Finanzierung. Besteht ein Konzept für die anderen Leerstände in Oettingen?
Wagner: Als Instrumente wurden vom Stadtrat Förderrichtlinien und ein kommunales Förderprogramm für den Leerstand im Januar beschlossen. Wir haben hier sehr viele denkmalgeschützte Gebäude in Oettingen und auch viele Einzeldenkmäler und da gibt es Fördermöglichkeiten aus dem Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“. Gibt es Interessenten?
Wagner: Es kommen jetzt die ersten Anfragen. Die Pläne für das Wörnitzfreibad sind ins Stocken geraten. Wie geht es weiter?
Wagner: Das kann ich jetzt so nicht sagen. Bauamtsleiter Klaus Obermeyer ist wieder genesen, Gott sei Dank, und wir treiben dieses Projekt jetzt wieder voran. Wir haben erneut Kontakt mit den Architekten aufgenommen. Dann wird es auch mit den Planungen weitergehen, mal
sehen, was wir bis zum Bauausschuss im September alles einbringen können. Wann könnte also die Sanierung beginnen? Wagner: Ziel ist nach dem Badebetrieb 2018 mit der Sanierung anzufangen, wir wollen ja alle, dass das vorangeht. Es gibt den Vorschlag einer Bürgerversammlung. Dürfen die Bürger damit rechnen, besser miteinbezogen zu werden als bei den letzten Planungen?
Wagner: Auch bei der ersten Planung fand eine Bürgerbeteiligung statt. Bei der Vorstellung des Siegerentwurfes waren auch sehr viele Bürgerinnen und Bürger anwesend. Kritische Anmerkungen oder ergänzende Hinweise wurden danach nicht geäußert. Ich hoffe, dass die Pläne bis zu den obligatorischen Bürgerversammlungen im November fertig sind, sodass wir dann schon sehr viel vorstellen können. Ich weiß nicht, wie schnell wir jetzt vorankommen. Aber ist November nicht schon zu spät? Sind die Pläne des Architekten nicht
schon abgeschlossen und es wäre dann schwer, noch Wünsche oder Anregungen der Oettinger miteinfließen zu lassen?
Wagner: Eine Vorplanung ist für einen Bürgerbeteiligungsprozess notwendig. Auch was die Barrierefreiheit und den Hochwasserschutz betrifft. Ich denke nicht, dass das zu spät ist. Im Übrigen können die Bürger jederzeit in die Stadtratssitzungen und in den Bauausschuss kommen. Das haben Bürger beim Thema Friedhof auch gemacht. Nur mit dem Unterschied, dass Bürger in den Sitzungen des Stadtrats nichts sagen dürfen. Wagner: Richtig. So sind die Vorschriften. Wollen Sie 2020 in die zweite Runde gehen, Frau Wagner?
Wagner: (Nickt) Ja. Mir macht die Arbeit immer noch unheimlich viel Freude und es ist so ein spannender, abwechslungsreicher Beruf. Man kommt mit so vielen interessanten Leuten zusammen. Für viele Dinge muss man Lösungen suchen, manchmal geht es leichter, manchmal nicht so leicht.
Nicht so leicht in den Griff zu bekommen sind vermutlich die Drogendelikte im Hofgarten, oder? Hat man das Problem zu spät erkannt?
Wagner: Wir wissen eigentlich schon immer um die Drogenproblematik in Oettingen, das ist nichts Neues und Überraschendes. Deswegen arbeitet man schon immer eng mit der Polizei zusammen. Es gibt auch in den umliegenden Schulen viele Präventionsprojekte. Wir wissen allerdings, dass es ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Das Thema wird sehr intensiv aufgearbeitet. Wir versuchen durch ein erweitertes Angebot der gemeindlichen Jugendarbeit die Jugendlichen frühzeitig auch für dieses Thema zu sensibilisieren. Wird denn dort gehandelt?
Wagner: Ich weiß nicht, ob da wirklich gehandelt wird. Ich weiß nur, dass es wie in jeder größeren Stadt eine Drogenszene gibt. Aber die ist laut Polizei deutlich kleiner als in Oettingen. Und Nördlingen hat sicher auch die schönen Plätze, wo Beutel in den Büschen liegen könnten. Vielleicht reicht es ja nicht nur, in die Schulen zu gehen?
Wagner: Das ist genau das, warum man hier so eng mit der Polizei zusammenarbeitet, wir machen gemeinsame Begehungen … Kann die Stadt hier nicht mehr unternehmen?
Wagner: Das ist schwierig. Aber ich bin mir sicher, dass die Nördlinger Polizei hier in Oettingen sehr präsent ist und alles tut, um diese Szene einzugrenzen. Was wird die nächsten drei Jahre noch auf Sie zukommen?
Wagner: Gewerbegebietsentwicklung und Schuldenabbau sind ganz wichtige Themen. Der Breitbandausbau ebenfalls. Unser großes Problem sind hier die Stadtteile. Wir wissen noch nicht, wie wir das finanziell schultern sollen. Gibt’s ein konkretes Konzept für den Schuldenabbau?
Wagner: Schulden abbauen kann man, wenn man das Geld nicht ausgibt. Da muss man eben genau überlegen, an welchen Stellen es Sinn macht, zu sparen. Man muss auch wichtige Dinge in der Stadt vorantreiben und investieren. Wir müssten zum Beispiel bei den Haushaltsberatungen eine konkrete Summe für den Schuldenabbau festlegen. Das Interview führte Verena Mörzl