Laute Schreie aus dem Wald
Dachse haben mitten im Sommer ihre Ranz. Was sie mit den Rehen gemeinsam haben
Während die meisten der heimischen Wildtiere an heißen und schwülen Hochsommertagen ruhige, schattige Plätze aufsuchen, und ihre Bewegung und Aktivitäten nur auf das Nötigste reduzieren, ist für den Dachs jetzt eine Hochphase der Ranz, der Paarungszeit. Zwar können sich die Marder, zu denen der Dachs zählt, das ganze Jahr über fortpflanzen, gerade die jungen Weibchen aber werden jetzt im Hochsommer ranzig. Darauf weist der Jagdverband hin.
Der größte Vertreter der heimischen Marderarten macht in der Ranzzeit gerne auf sich aufmerk- sam, indem er schaurige Laute und Schreie von sich gibt, die an „Kindergeschrei“erinnern. Sie begleiten sein stürmisches Liebesspiel, bei dem vor der Paarung ein regelrechter „Brautkampf“ausgetragen wird. Ihre Paarungsbereitschaft signalisiert das weibliche Tier, die Fähe, dann mit einem Kreiseltanz, worauf das männliche Tier (Rüde) sie mit einem rabiaten Nackenbiss packt.
Egal, ob eine Fähe im Frühjahr oder jetzt im Hochsommer befruchtet wird – das Werfen der Jungen findet im Februar oder März statt. Dafür haben Albert Reiner und Ro- bert Oberfrank, die Jägervorstände im Kreis Donauwörth, folgende Erklärung: „Der Grund ist eine Art Eiruhe, also eine verzögerte Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterwand. Sie kann die Tragzeit um bis zu zehn Monate verlängern, während sie regulär nur etwa 60 Tage dauert.“Eine ähnliche Strategie verfolgen die Rehe. Auch deren Fortpflanzungszeit, die Brunft, ist im Sommer und auch die Rehe durchlaufen in ihrer Entwicklung eine Art Eiruhe, damit die Jungen dann im Frühsommer, also zu einer Zeit, in der das Nahrungsangebot reich und die Witterung mild ist, auf die Welt kommen. Erwachsene Dachse legen sich feste Reviere zu, deren Grenzen durch ein System von Markierungsstellen abgegrenzt und mit Revierkämpfen verteidigt werden.
Die Größe eines Reviers hängt dabei vom Nahrungsangebot ab. Wo ein reichhaltiges Nahrungsangebot vorhanden ist, können sich soziale Gruppen bilden oder Familienclans leben. „Dachse führen ein sehr intensives Familienleben“, so die Jäger. Ein Dachsbau kann über Jahrzehnte genutzt werden. In einem Bau lebt ein Paar ein ganzes Leben lang zusammen.