Betrifft: Diesel Skandal
Leserbriefe Zu den Verwicklungen um VW und Co. erreichen uns weiter viele Zuschriften
Nur auf den Preis geschaut
Haben die Dieselfahrer, die sich jetzt betrogen fühlen, schon mal beschwert, dass sie etwa 1000 Euro gespart haben im Vergleich zu einem saubereren Auto? Jeder hat doch auf den Preis geschaut, nicht auf die Abgaswerte. Die Industrie hat die Autos gebaut, die der Kunde haben will. Und was das Software-Update angeht: Wenn das darauf hinausläuft, dass nur die Abschalteinrichtung ausgeschaltet wird, und dies angeblich nur einige Prozent Reduzierung bringt, dann heißt das im Umkehrschluss, dass sie keinen besonders negativen Effekt hatte. Effizienter wäre überdies, statt aufwendiger Umrüstung die Alt-Diesel aus dem Verkehr zu ziehen. Der Politik kann man vorwerfen, dass sie mit der Steuervergünstigung falsche Anreize setzt. Wenn die wirklichen Kosten bezahlt werden müssen, erledigt sich das Problem von alleine.
Dr. Jürgen Bucher, Marktoberdorf
Fahrverbot ist Unsinn
Es erstaunt mich doch sehr, in einer so soliden Zeitung, wie es die Ihre ist, ein ausführliches Interview zu finden, in welchem unser Verkehrsminister sein Versagen beim „Diesel-Gipfel“beschönigen darf.
Ein pauschales Fahrverbot für Dieselfahrzeuge in den Städten sehe auch ich als Unsinn an. Aber die Kfz-Hersteller haben klare Vorgaben, wie sie die Umweltbelastung über dem Auspuff niedrig halten müssen. Für Motoren der EUNorm 5 dürfen es maximal 180 mg Stickoxide je Kilometer sein, in ehrlichen Tests aber werden im Durchschnitt über 900 mg produziert. Da ist die Zusage der Industrie, diese per Software-Update um 25 bis 30 Prozent zu senken, ein kontraproduktiver Erfolg, wenn die Schummler das als Einhaltung der Vorschriften verkaufen, wenn immer noch das Drei- bis Vierfache des Erlaubten durch den Minister als akzeptabel angesehen wird.
Hagen Lüttge, Fuchstal
Zulasten der Natur
Fazit des Diesel-Gipfels: Von der Regierung wurden die Automobilkonzerne nicht mal mit einem blauen Auge bestraft, alles wurde zulasten von Mensch und Natur entschieden. Der (Diesel-)Autofahrer, mündige Bürger und Wähler wurde nach Strich und Faden – mit Verlaub: verarscht, die Auto-Bosse gestreichelt. Das ist Politik derzeit in Deutschland, die Welt lacht.
Martin Stegmair, Niederschönenfeld
Wer wen in der Hand hat
Das Ergebnis des Gipfels zeigt wieder einmal deutlich, wie es in Deutschland zugeht und wer wen in der Hand hat. Fragt sich nur, wie lange sich die Bevölkerung dies alles noch gefallen lässt.
Paul Jörg, Denklingen
So einfach ist das also
Wenn es noch einen Beweis für die enge Verbindung zwischen Politik und Industrie gebraucht hat, so haben wir ihn jetzt: Aufspielen einer Software für 5,3 Millionen Pkw mit einem angeblichen Aufwand von nur 530 Millionen Euro soll den NOx-Ausstoß so reduzieren, dass ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge obsolet ist. Das ist das Ergebnis des „Gipfels“. Darüber hinaus soll es Hilfen für die Anschaffung von E-Autos geben, wobei der Staat helfen möchte/soll. So einfach ist das also. Die Gesichter der Vertreter der Autoindustrie verglichen mit denen der Politiker sagen eigentlich alles. Nun wird das E-Auto als die Zukunft der Mobilität angepriesen, ohne Rücksicht auf die Gesamtenergiebilanz, die unverhältnismäßig hohen Anschaffungskosten der Fahrzeuge, die inakzeptablen Reichweiten, die nicht vorhandene Infrastruktur, das unsägliche Warten an den Stromtankstellen … Und das Volk soll das alles glauben?
Richard Weidinger, Kempten
Vorsprung durch Betrug…
Das aktuelle Verhalten der deutschen Autobauer könnte man unter den Slogan stellen: Ihr Vertrauen ist uns schnuppe! Wir schaffen Vorsprung durch Betrug!
Herbert Diekemper, Weil
Diese plötzliche Hysterie
Keine Frage, die Tricksereien der Autohersteller sind unschön, NO2 ist nicht gesundheitsfördernd und die Kfz-Branche kann mehr tun, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Aber diese landesweite wahnsinnige und vor allem so plötzliche Hysterie? Wer sich dafür interessiert, wie häufig Überschreitungen z.B. des Ein-Stunden-Grenzwertes derzeit in Bayern vorkommen und wo, kann sich kundig machen beim Bayerischen Landesamt für Umweltschutz. In Augsburg z. B. gibt es nur in der Karlstraße Überschreitungen. Die Messungen betreffen den Zeitraum von 1.1. bis 4.8.2017. Laut einer Tabelle des Amts ist zwischen 1995 und 2015 der Stickstoffdioxid-Jahresmittelwert in städtischen Bereichen gesunken. Jahresmittel- und Stundenmittelwerte an den entsprechenden Messstellen sind in einer Tabelle des Bundesumweltamts für sämtliche Bundesländer nachzulesen. Warum die Lungenbelastung im Vergleich zu früheren Jahren vermehrt sein sollte, lässt sich daraus nicht ableiten. Dr. Petra Urbach, Gessertshausen
Bequem verschlafen
Die Politiker und Vertreter deutscher Konzerne wollen nicht zugeben, dass alle die Zeit bequem verschlafen haben. Die Kampagne bei Euro-6-Dieseln ist nicht nur überflüssig, sondern auch völlig an der Sache vorbei. Demnach müssten nach Feinstaubbelastungswerten alle Verbrennungsmotoren (vor allem klein-/mittelhubige Benziner und Zweitakter!) auch Rote Karten bekommen! Die ausländischen Hersteller haben ihre Hausaufgaben schon längst gemacht, siehe Volvo, Rover … Es gibt keine Beanstandung oder Verfahren gegen diese (bei Euro 6), sie daher „madig“zu machen, ist eine unsachgemäße Fehlinterpretation. Deutsche Aushängeschilder haben sich massiv beschädigt und versuchen, es an Verbraucher abzuwälzen. Außerdem vermisse ich bei Politikergesprächen die schon lange überfällige Diskussion, wie man Autos von der Straße überhaupt wegkriegt!
Dr. Ferenc L. Gabris, Kleinaitingen
„Stinker“in der Garage
Auch wir haben einen „ Stinker“(VW Touran) in der Garage und haben gehofft, dass die „Diesel-Konferenz“eine tragbare Lösung anbieten wird. April, April. Wer den rotzfrech auftretenden VW-Chef im TV erlebte, wird die Hoffnung endgültig begraben… Inzwischen haben wir drei Aufforderungen von VW, unseren Stinker in die Werkstatt zu bringen, zum Updaten! Der Haken dabei, wie alle Kollegen, Bekannte, Nachbarn … erklären: Nur nicht in die Werkstatt zu VW! Nach dem Update verliert der Wagen seinen runden Lauf, stottert bei bestimmten Drehzahlen, der Verbrauch soll steigen, die Höchstgeschwindigkeit sinkt, PS gehen verloren. Wer das Update nicht macht, wird bald beim nächsten TÜV hängen bleiben. Ich fahre jedenfalls mit dem Original weiter, erspare mir vorab viel Ärger. Karl Heinz Wörishofer, Windach