Wohin es Camper im Ries zieht
Der Wohnmobiltourismus in Deutschland wächst. In Nördlingen sieht man noch Potenzial. Wo im Ries sonst gecampt wird und was den Urlaubern gefällt
Arkaitz Zabalbeaska läuft mit suchendem Blick über den Parkplatz am Inneren Ring in Nördlingen. „Entschuldigung“, fragt er auf Englisch, „kosten die Stellplätze nicht erfasst. Da nehme man den Durchschnitt der Nördlinger Touristen, erklärt Wittner. Demnach sind 75 bis 80 Prozent der Urlauber deutsch, Tendenz steigend.
Ortswechsel: Waldsee, Wasserrutsche, Golfplatz – der Campingpark Wemding bietet das Komplettprogramm für Urlauber mit Wohnmobil oder Zelt. Der Platz verfügt außerdem über ein Restaurant und einen kleinen Shop – zusätzlich zum fußläufig erreichbaren Edeka. Mehrere hundert Plätze für Wohnmobile und -wägen sowie Zelte haben dort Platz. Neuerdings gibt es auch sogenannte Mobilheime. Die modernen Minihäuschen auf Rädern erinnern eher an Ferienwohnungen als an Camping. Robert Hach ist der Schwiegervater des Eigentümers und kümmert sich vor Ort um das Tagesgeschäft. Auffällig sei, dass immer mehr Menschen aus aller Welt den Platz besuchen. Hier hätten schon Gäste aus Indien, Malaysia und den USA übernachtet, erzählt Hach. Dass die Übernachtungszahlen bei Stellplätzen nur sporadisch oder überhaupt nicht erfasst werden, kann er nicht nachvollziehen. „Als Unternehmen müssten wir mit hohen Bußgeldern rechnen, wenn wir unsere Zahlen nicht melden“.
Nicole Weißgräber hat eines der Mobilheime gemietet und ist begeistert. Ihr Mann arbeitet gerade auf der Baustelle am Wemdinger Tunnel. Sie und ihr Sohn verbringen die Ferien deshalb im Ries. Die Familie kommt aus Herne im Ruhrgebiet. „So eine Landschaft kennt man aus Nordrhein-Westfalen nicht“, schwärmt sie. Das Mobilheim sei absolut weiterzuempfehlen.
Am Johannisweiher, nur einen Kilometer vom Campingpark entfernt, hat die Stadt Wemding koslich, tenlose Wohnmobilstellplätze geschaffen. Judith Strohofer von der Tourist Information Wemding sagt, die Übernachtung und das Abwasser seien zwar kostenlos, für Strom und Leitungswasser müsse man aber etwas zahlen. Dabei werde auch die Kurtaxe abgerechnet. Die Ankunftsund Übernachtungszahlen erfasse man aber bisher nicht.
Am anderen Ende des Rieses, in Utzmemmingen, liegt der Campingplatz Ringlesmühle am Waldrand. Dort hat eine Jugendgruppe ihr Zelte aufgeschlagen. Der „Lagerhäuptling“, Andreas Gosson, isst gerade mit den Jugendlichen und Betreuern zu Mittag. Seit 45 Jahren gebe es das Zeltlager jährlich, erzählt er. In Utzmemmingen sind sie seit 17 Jahren.
Die einen campen, die anderen arbeiten hier: So wie Sigrid Vierkorn und ihr Mann. An den meisten Tagen ist sie zwölf Stunden auf Trab, sagt sie. Besonders wenn größere Gruppen dort zelteten, da falle immer etwas an. Vor allem Familien verbringen immer häufiger ihren Urlaub bei ihnen, sagt Vierkorn. Doch ihre Arbeit zahlt sich aus. Carina Rettkowicz ist begeistert von dem Campingplatz. „Wir sind vier Familien“, sagt sie. Sie kommen aus Möttingen, Deiningen, Dürrenzimmern und Enkingen. Bereits das dritte Mal in Folge verbringen sie ihren Urlaub hier gemeinsam. „Hier ist es einfach nicht so eng wie auf anderen Plätzen“, findet sie. Außerdem dürfen die Hunde mit, Lagerfeuer sind erlaubt und die Kinder können sich austoben.
Es war einmal vor langer, langer Zeit. Es war die gute alte, sagen die einen. Damals konnte man sich noch ganz auf seinen Schweinsbraten mit Knödel und Blaukraut konzentrieren. Ablenkende Gespräche mit Frau und Kindern waren nicht möglich. Der Esstisch im Wirtshaus war ja grundsätzlich unter einer Rauchwolke verschwunden. Es soll Männer gegeben haben, die ihre Frau erst nach vielen gemeinsamen Ehejahren das erste Mal wirklich von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Vermutlich handelt es sich hier aber um Raucherlatein. Dann kam diese füllige Esswelle. Jemand hatte entdeckt, dass es schön sein kann, sich bei einem Essen auch mal zu sehen und sogar Worte zu wechseln. War zuvor wegen der Hustenanfälle in der Dunstwolke ja nicht möglich. Wer Feinstaub produziert, muss raus – auf den Balkon oder auf die Straße. Da gab es kein Pardon. Heute ist der Dieselfahrer an allem schuld. Der Brexit zum Beispiel ist ja ohne Diesel gar nicht denkbar. Wie sonst wären die Engländer auf dem Land zu ihren Wahllokalen gekommen? Der Diesel ist schuld. Unterdessen treffen sich die Hersteller von Flugzeugen, von Heizanlagen, von Autoreifen und Müllverbrennungsanlagen, während sie sich dicke Zigarren schmecken lassen und unsereins seinen Restmüll im Kachelofen entsorgt. So geht Weltrettung. Dieses Wort konnte zweierlei bedeu ten: Einmal waren Zinken die ei sernen Stifte einer Egge, die gegebe nenfalls bei Verlust vom Dorf schmied ersetzt werden mussten. – Andererseits sagte der Rieser über ein Mannsbild mit einer übergroßen Nase etwas spöttisch: „Hot dear an groaßa Zeng ga em Gsicht!“(Hat der aber eine große Nase im Gesicht!) (Ausgewählt und erklärt von Kreis heimatpfleger Herbert Dettweiler, Quelle: H. Steger, Wörterbuch der Rieser Mundarten, 1999.)