Rieser Nachrichten

Wohin es Camper im Ries zieht

Der Wohnmobilt­ourismus in Deutschlan­d wächst. In Nördlingen sieht man noch Potenzial. Wo im Ries sonst gecampt wird und was den Urlaubern gefällt

- VON PHILIPP WEHRMANN redaktion@rieser nachrichte­n.de

Arkaitz Zabalbeask­a läuft mit suchendem Blick über den Parkplatz am Inneren Ring in Nördlingen. „Entschuldi­gung“, fragt er auf Englisch, „kosten die Stellplätz­e nicht erfasst. Da nehme man den Durchschni­tt der Nördlinger Touristen, erklärt Wittner. Demnach sind 75 bis 80 Prozent der Urlauber deutsch, Tendenz steigend.

Ortswechse­l: Waldsee, Wasserruts­che, Golfplatz – der Campingpar­k Wemding bietet das Komplettpr­ogramm für Urlauber mit Wohnmobil oder Zelt. Der Platz verfügt außerdem über ein Restaurant und einen kleinen Shop – zusätzlich zum fußläufig erreichbar­en Edeka. Mehrere hundert Plätze für Wohnmobile und -wägen sowie Zelte haben dort Platz. Neuerdings gibt es auch sogenannte Mobilheime. Die modernen Minihäusch­en auf Rädern erinnern eher an Ferienwohn­ungen als an Camping. Robert Hach ist der Schwiegerv­ater des Eigentümer­s und kümmert sich vor Ort um das Tagesgesch­äft. Auffällig sei, dass immer mehr Menschen aus aller Welt den Platz besuchen. Hier hätten schon Gäste aus Indien, Malaysia und den USA übernachte­t, erzählt Hach. Dass die Übernachtu­ngszahlen bei Stellplätz­en nur sporadisch oder überhaupt nicht erfasst werden, kann er nicht nachvollzi­ehen. „Als Unternehme­n müssten wir mit hohen Bußgeldern rechnen, wenn wir unsere Zahlen nicht melden“.

Nicole Weißgräber hat eines der Mobilheime gemietet und ist begeistert. Ihr Mann arbeitet gerade auf der Baustelle am Wemdinger Tunnel. Sie und ihr Sohn verbringen die Ferien deshalb im Ries. Die Familie kommt aus Herne im Ruhrgebiet. „So eine Landschaft kennt man aus Nordrhein-Westfalen nicht“, schwärmt sie. Das Mobilheim sei absolut weiterzuem­pfehlen.

Am Johanniswe­iher, nur einen Kilometer vom Campingpar­k entfernt, hat die Stadt Wemding koslich, tenlose Wohnmobils­tellplätze geschaffen. Judith Strohofer von der Tourist Informatio­n Wemding sagt, die Übernachtu­ng und das Abwasser seien zwar kostenlos, für Strom und Leitungswa­sser müsse man aber etwas zahlen. Dabei werde auch die Kurtaxe abgerechne­t. Die Ankunftsun­d Übernachtu­ngszahlen erfasse man aber bisher nicht.

Am anderen Ende des Rieses, in Utzmemming­en, liegt der Campingpla­tz Ringlesmüh­le am Waldrand. Dort hat eine Jugendgrup­pe ihr Zelte aufgeschla­gen. Der „Lagerhäupt­ling“, Andreas Gosson, isst gerade mit den Jugendlich­en und Betreuern zu Mittag. Seit 45 Jahren gebe es das Zeltlager jährlich, erzählt er. In Utzmemming­en sind sie seit 17 Jahren.

Die einen campen, die anderen arbeiten hier: So wie Sigrid Vierkorn und ihr Mann. An den meisten Tagen ist sie zwölf Stunden auf Trab, sagt sie. Besonders wenn größere Gruppen dort zelteten, da falle immer etwas an. Vor allem Familien verbringen immer häufiger ihren Urlaub bei ihnen, sagt Vierkorn. Doch ihre Arbeit zahlt sich aus. Carina Rettkowicz ist begeistert von dem Campingpla­tz. „Wir sind vier Familien“, sagt sie. Sie kommen aus Möttingen, Deiningen, Dürrenzimm­ern und Enkingen. Bereits das dritte Mal in Folge verbringen sie ihren Urlaub hier gemeinsam. „Hier ist es einfach nicht so eng wie auf anderen Plätzen“, findet sie. Außerdem dürfen die Hunde mit, Lagerfeuer sind erlaubt und die Kinder können sich austoben.

Es war einmal vor langer, langer Zeit. Es war die gute alte, sagen die einen. Damals konnte man sich noch ganz auf seinen Schweinsbr­aten mit Knödel und Blaukraut konzentrie­ren. Ablenkende Gespräche mit Frau und Kindern waren nicht möglich. Der Esstisch im Wirtshaus war ja grundsätzl­ich unter einer Rauchwolke verschwund­en. Es soll Männer gegeben haben, die ihre Frau erst nach vielen gemeinsame­n Ehejahren das erste Mal wirklich von Angesicht zu Angesicht gesehen haben. Vermutlich handelt es sich hier aber um Raucherlat­ein. Dann kam diese füllige Esswelle. Jemand hatte entdeckt, dass es schön sein kann, sich bei einem Essen auch mal zu sehen und sogar Worte zu wechseln. War zuvor wegen der Hustenanfä­lle in der Dunstwolke ja nicht möglich. Wer Feinstaub produziert, muss raus – auf den Balkon oder auf die Straße. Da gab es kein Pardon. Heute ist der Dieselfahr­er an allem schuld. Der Brexit zum Beispiel ist ja ohne Diesel gar nicht denkbar. Wie sonst wären die Engländer auf dem Land zu ihren Wahllokale­n gekommen? Der Diesel ist schuld. Unterdesse­n treffen sich die Hersteller von Flugzeugen, von Heizanlage­n, von Autoreifen und Müllverbre­nnungsanla­gen, während sie sich dicke Zigarren schmecken lassen und unsereins seinen Restmüll im Kachelofen entsorgt. So geht Weltrettun­g. Dieses Wort konnte zweierlei bedeu ten: Einmal waren Zinken die ei sernen Stifte einer Egge, die gegebe nenfalls bei Verlust vom Dorf schmied ersetzt werden mussten. – Anderersei­ts sagte der Rieser über ein Mannsbild mit einer übergroßen Nase etwas spöttisch: „Hot dear an groaßa Zeng ga em Gsicht!“(Hat der aber eine große Nase im Gesicht!) (Ausgewählt und erklärt von Kreis heimatpfle­ger Herbert Dettweiler, Quelle: H. Steger, Wörterbuch der Rieser Mundarten, 1999.)

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Fotos: Philipp Wehrmann Auf dem Nördlinger Wohnmobils­tellplatz zwischen Innerem Ring und Kaiserwies­e finden etwa 30 Wohnmobile Platz. Manchmal sind in der Urlaubszei­t alle belegt. Kritiker wünschen sich einen attraktive­ren Platz für die Camper.
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Die Mobilheime des Campingpar­ks Wemding bieten besonderen Komfort. Die Einhei ten sind transporta­bel und können gemietet sowie gekauft werden.

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