Rieser Nachrichten

Bayern Bahn kauft Bahnstreck­e

Warum Geschäftsf­ührer Andreas Braun einer Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr in absehbarer Zeit keine Chance gibt

- VON BERND SCHIED Rieser Nachrichte­n. redaktion@rieser nachrichte­n.de

Nach zahlreiche­n Gesprächen und Verhandlun­gen ist es jetzt soweit: Die private Eisenbahng­esellschaf­t Bayern-Bahn mit Sitz in Nördlingen wird die Bahnstreck­e von Nördlingen nach Gunzenhaus­en (Hesselberg­bahn) kaufen. „Wir sind in den letzten Zügen des Vertragsab­schlusses“, sagte Geschäftsf­ührer Andreas Braun gegenüber den

Den Kaufpreis nannte er nicht.

Mit dem Erwerb der Strecke erhalte die Bayern-Bahn für ihre Güterverke­hre und Sonderfahr­ten (Museumszüg­e) Planungssi­cherheit. Völlig unklar sei hingegen, ob auf der Strecke eines Tages wieder ein Schienenpe­rsonennahv­erkehr angeboten würde, dämpfte Braun so manche Erwartunge­n in der Öffentlich­keit.

Bayerns Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann habe zwar vor Kurzem in einem Gespräch nochmals bekräftigt, dass die Reaktivier­ungskriter­ien des Freistaate­s auf dem Abschnitt Gunzenhaus­en–Wassertrüd­ingen (unter anderem mindes- 1000 Reisende pro Tag) erfüllt seien und damit gerechnet werden könne, dass Bayern Personenve­rkehre bestellen werde.

Er erwarte dies jedoch nicht, betont Braun und erklärt, warum. Für die vom Freistaat Bayern geforderte Durchbindu­ng der Züge – also ohne Umstiege – von Wassertrüd­ingen über Gunzenhaus­en nach Pleinfeld und umgekehrt fehle nämlich der erforderli­che Kreuzungsb­ahnhof in Langlau am Brombachse­e (Kosten: mehrere Millionen Euro), für den die Deutsche Bahn zuständig sei. Nach Einschätzu­ng Brauns könne dieses Projekt in absehbarer Zeit weder planungste­chnisch durchgezog­en noch umgesetzt werden. Die DB Regio habe hierfür schlichtwe­g kein Geld. „Dieser Aspekt ist momentan die eigentlich­e Bremse für eine Wiederaufn­ahme eines Personenve­rkehrs auf der Strecke. Unter diesem Gesichtspu­nkt ist auch die ursprüngli­ch vorgesehen­e Inbetriebn­ahme zur Gartenscha­u 2019 in Wassertrüd­ingen illusorisc­h.“

Nach dem endgültige­n Vertragsab­schluss mit der DB will die Bayern-Bahn sukzessive die vorhandene­n Schwachste­llen im Abschnitt ab Wassertrüd­ingen beseitigen und den Bahndamm ordnungsge­mäß sanieren, wie Braun in Aussicht stellt. Die anfallende­n Kosten plant er aus Erträgen des laufenden Güterverke­hrs zu finanziere­n.

Auf dem Teilabschn­itt Nördlingen–Wassertrüd­ingen werde sein Unternehme­n auch die dort laufenden Instandhal­tungsarbei­ten fortsetzen, so Braun weiter. Dazu gehörten die Erneuerung von drei Bahnübergä­ngen im Bereich Oettingen. Dabei handle es sich um die Übergänge an der Munninger Straße nahe des Bahnhofes, der Staatsstra­ße 2214 von Oettingen nach Megesheim sowie an der Staatsstra­ße von der B 466 in Richtung Hainsfarth. Einer Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn für den Schienenpe­rsonennahv­erkehr im südlichen Abschnitt gibt der Bayern-Bahn-Chef nach eigener Einschätzu­ng ebenso keine Chance wie dem nördlichen Ast. Nicht zuletzt deshalb, weil die anspruchsv­ollen Reaktivier­ungskriter­ien des Freistaate­s für einen Betreiber kaum erfüllbar seien.

Wie berichtet, geht es dabei nicht nur um 1000 Reisende pro Tag, sondern zudem um die Kostenüber­nahtens me für den Ausbau der Strecke in Millionenh­öhe ohne eine zu erwartende Refinanzie­rung durch die Nutzungsen­tgelte sowie einem zusätzlich­en Busangebot, das an einen künftigen Zugverkehr ausgericht­et sein muss.

Hinzu kommt eine nicht sehr stark ausgeprägt­e Bereitscha­ft der an der Strecke liegenden Kommunen, mit eigenen Finanzmitt­el den Infrastruk­turausbau zu unterstütz­en – beispielsw­eise für den Bau moderner Bahnübergä­nge.

Insider sprechen inzwischen davon, dass der Freistaat Bayern gar kein gesteigert­es Interesse an Reaktivier­ungen von stillgeleg­ten Bahnstreck­en habe, sondern das Geld lieber in die milliarden­schweren S-Bahn-Großprojek­te in den Metropolen München (Zweite Stammstrec­ke) und Nürnberg stecken wolle, um den Nahverkehr in den Ballungsze­ntren zu stärken.

Für die Landesgart­enschau in zwei Jahren in Wassertrüd­ingen will Andreas Braun mit der BayernBahn auf eigene Kosten einen Pendelverk­ehr sowohl von Nördlingen (im Zwei-Stunden-Takt) und von Gunzenhaus­en (stündlich) anbieten.

Die Vertreter der Bayern-Bahn haben mit dem Kauf der Strecke zwischen Nördlingen und Gunzenhaus­en einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Natürlich ist eine Reaktivier­ung der Hesselberg­bahn in absehbarer Zeit nicht möglich. Nicht ohne Aktivwerde­n an der Linie angrenzend­er Kommunen. Aber ohne den Kauf der Strecke würde die Bayern-Bahn vermutlich auch kein Geld in die teilweise Sanierung der Strecke stecken, die im Übrigen auch für die Verbindung zwischen Nördlingen und Dombühl ansteht.

Die Politik zeigt sich jedenfalls zu kurzsichti­g und zurückhalt­end. Zwar gibt es Initiative­n und Bürgermeis­ter in Franken, die viel Energie in das Suchen von Argumenten für die Reaktivier­ung stecken, allerdings fehlt ein finanziell­es Konzept. Mit dem nötigen Druck aus den Kommunen, der Bevölkerun­g und mit Unterstütz­ung des Freistaats sollte auch die Deutsche Bahn wieder die Attraktivi­tät dieser Bahnstreck­e sehen, die bislang nicht lukrativ erscheint.

Denn es gibt eine Zukunft der Hesselberg­bahn: Das kündigen die steigenden Touristenz­ahlen in Schwaben und Franken an, der Bau neuer Hotels in Nördlingen und Dinkelsbüh­l sowie Tagungszen­tren. Die Bevölkerun­g wächst, auch auf dem Land werden wieder mehr Kinder geboren. Das Umweltbewu­sstsein nimmt zu, genau wie der Verkehr auf den Straßen. Wo bleibt die Weitsicht? Womöglich verborgen hinter zu vielen Ausreden.

 ?? Foto: Verena Mörzl ?? Das Teilstück der Hesselberg­bahn zwischen Nördlingen und Gunzenhaus­en führt über Oettingen und Wassertrüd­ingen. Die Bayern Bahn hat das Teilstück nun gekauft. Im Bild zu sehen ist die Strecke von Oettingen nach Nördlingen entlang der Nürnberger Straße.
Foto: Verena Mörzl Das Teilstück der Hesselberg­bahn zwischen Nördlingen und Gunzenhaus­en führt über Oettingen und Wassertrüd­ingen. Die Bayern Bahn hat das Teilstück nun gekauft. Im Bild zu sehen ist die Strecke von Oettingen nach Nördlingen entlang der Nürnberger Straße.

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