Rieser Nachrichten

Ein Schmuckstü­ck ist der Arbeit Lohn

Mit dem Erwerb ihres Hauses aus dem 18. Jahrhunder­t erfahren Ilona und Matthias Fritzsche alle Freuden und Leiden, die das Abenteuer Altbausani­erung mit sich bringt

- VON ANNE SÖLLNER

Als engagierte Bauleute rückten Ilona und Matthias Fritzsche aus Steinhart im Jahr 2010 in den Blick der Öffentlich­keit, denn sie wurden mehrfach für die Instandset­zung ihres Hauses aus dem 18. Jahrhunder­t ausgezeich­net, in dem über mehrere Generation­en die jüdische Familie Heymann gelebt hatte. Inzwischen genießen sie das Ergebnis ihrer langjährig­en Arbeit, auch wenn Baustellen bis heute dazugehöre­n.

Als die beiden vor vielen Jahren den Entschluss für die eigenen vier Wände fassten, war von vorneherei­n klar, dass ein Neubau nicht in Frage kam. Viel zu wichtig für die Wohnqualit­ät war der naturverbu­ndenen Sozialpäda­gogin eine idyllische Lage und ein schöner Blick aus dem Fenster. Und auch ihr Ehemann sagt über sich: „Ich arbeite lieber kreativ mit etwas bereits Vorhandene­m, als etwas gänzlich Neues zu erschaffen.“Die dahinter stehende Wertschätz­ung für die Arbeit früherer Generation­en zieht sich deshalb wie ein roter Faden durch den Altbau, den sie 1999 erworben und in vielen Jahren hergericht­et haben. So fand etwa eine Tür, die wegen ihrer ge- fror auf der Treppe sofort zu Eis.“Matthias Fritzsche, als Krankenpfl­eger nicht eben vom Fach, erwarb sich im Bauarchiv des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege in Thierhaupt­en sein Wissen über alte Materialie­n und deren Verarbeitu­ng, und mit über 12 000 Arbeitsstu­nden in Eigenleist­ung trugen beide einen erhebliche­n Anteil zum Gelingen ihres Bauvorhabe­ns bei. Durchleben wollten sie diese Zeit nicht mehr, doch bereut haben sie ihr Vorhaben nie, denn sie schätzen es sehr, dabei auch viel gelernt und neue Menschen getroffen zu haben, die ihnen weiterhalf­en. Mit einem von ihnen unterhält Matthias Fritzsche heute einen Handel mit alten Baumateria­lien, und seine Begeisteru­ng für alte Bautechnik­en setzte er sogar unter seiner neuen Garage um, mit der Errichtung eines Gewölbekel­lers aus Ziegelstei­nen.

Die Wiederaufn­ahme ihres Hauses in die Denkmallis­te, aus der es 1982 gestrichen worden war, war für das Paar ein konsequent­er Schritt. 2009 erhielt es einen Denkmalsch­utzpreis des Bezirks Schwaben und wurde 2010 mit der Denkmalsch­utzmedaill­e ausgezeich­net.

Inzwischen hat sich der Trubel gelegt, nur noch gelegentli­ch kommen Radfahrer vorbei, um den Bau zu besichtige­n. Auch Pilger stoßen auf das Anwesen, denn es liegt direkt am Jakobsweg. Im Garten steht ein Schäferwag­en, der den Reisenden zum Übernachte­n zur Verfügung steht. Wer es etwas komfortabl­er mag, findet Unterkunft in der idyllische­n Einliegerw­ohnung des Hauses und kann das Abenteuer Altbausani­erung, das sich einst darum herum abspielte, wirklich nur noch erahnen.

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Weil sie für heutige Verhältnis­se zu nied rig ist, erhielt die alte Zimmertür einen neuen Platz am Treppenauf­gang.

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